BEZIRK. Die anhaltende Teuerung macht den Menschen im Bezirk Vöcklabruck zu schaffen und auch die Privatkonkurse nahmen im Vorjahr zu. Tips hat bei der Schuldnerberatung nachgefragt.
277 Erstberatungen wurden im Vorjahr bei der Schuldnerberatung in Vöcklabruck wahrgenommen. Von der Thematik verstärkt betroffen sind Menschen zwischen 20 und 60 Jahren und hier jene Personengruppe mit Pflichtschulabschluss und Lehrausbildung.
Unterschiedliche Gründe
„Durch die verschiedenen Krisen und die stetig steigenden Lebenshaltungskosten wurde die Schuldenthematik sicherlich verschärft. Ursachen für die Überschuldung resultieren meist aus Konsumkrediten, Onlineeinkäufen mit Ratenzahlungsvereinbarungen, Handyverträgen, Unterhaltsverpflichtungen bei Trennung, Wohnraumschaffung uvm. Verstärkt wird die Beratung auch wegen steigenden Krediten aufgrund der Erhöhung variabler Zinsen gesucht“, schildert Brigitte Hittenberger von der Schuldnerberatung.
Zwölf Privatkonkurse mehr
2023 wurden im Bezirk 82 Privatkonkurse eröffnet; im Jahr zuvor waren es 70. Die durchschnittliche Schuldenhöhe der Personen, die 2023 eine Beratung in Anspruch nahmen, lag bei etwa 80.000 Euro. Brigtte Hittenberger: „Die Gründe können ganz unterschiedlich sein, zum Beispiel Einkommensverringerung durch Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit oder ein längerer Ausfall durch Krankheit. Bei Selbstständigen können finanzielle Verschlechterungen dazu führen, dass sie ihre Tätigkeit beenden müssen.“
Geschlechterspezifische Unterschiede
40 Prozent der Gespräche in der Schuldnerberatung betrafen Frauen. „Frauen sind durch das oftmals das geringere Einkommen aufgrund von Kinderbetreuung und Teilzeitarbeit mit dem Thema Verschuldung konfrontiert. Bei Männern hingegen entstehen Schulden teilweise aufgrund von Unterhaltsverbindlichkeiten“, erklärt Hittenberger.
Online-Shopping als Schuldenfalle
So attraktiv Ratenzahlungsangebote für teurere Anschaffungen auf den ersten Blick auch scheinen - nicht selten sind sie das Eintrittstor in eine Schuldenspirale. Ebenso verhält es sich mit Onlineeinkäufen, bei denen man rasch den Überblick über seine Finanzen verlieren kann. „Auffallend ist, dass die Personen, die in Beratung kommen, immer jünger werden. Vielfach sind in dieser Altersgruppe Einkäufe im Internet das Thema. Durch langfristige Ratenvereinbarungen, Zahlungen mit Kredit- bzw. Bankomatkarte oder PayPal verliert man leicht den Überblick über den Kontostand,“ so die Leiterin der Regionalstelle Vöcklabruck; sie empfiehlt die Barzahlung.
Haushaltsbuch führen
Damit die Schuldenfalle gar nicht zuschlägt, sollte man sich einen Überblick über die eigene Einnahmen- und Ausgabensituation verschaffen. Hierzu eignet sich die Führung eines Haushaltsbuches, mit dem die Ausgaben sorgfältig geplant werden können. „Der Weg zu Schuldnerberatung fällt oftmals schwer. Es wird meist lange zugewartet, bis kein anderer Ausweg mehr möglich scheint. Aber: je früher die Hilfe gesucht wird, desto besser“, möchte Brigitte Hittenberger die Scheu vor der Beratung nehmen. Die Schuldnerberatung ist kostenlos und kann unter 07672 27776 oder voecklabruck@schuldnerberatung.at erreicht werden.
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