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Die mystischen Rauhnächte im Salzkammergut: Brauchtum zwischen Tradition und Magie

Thomas Leitner, 19.12.2024 14:38

SALZKAMMERGUT. Die Rauhnächte, eine mystische Zeit voller Bräuche und Rituale, prägen den Winter im Salzkammergut. Zwischen Wintersonnenwende und Dreikönigsfest verbinden diese Nächte Tradition, Besinnung und Schutz vor Unheil. Von Räuchern bis Glöcklerlauf – das Brauchtum lebt hier besonders intensiv.

Räuchern am Heiligen Abend (Foto: Marion Hörmandinger)
  1 / 3   Räuchern am Heiligen Abend (Foto: Marion Hörmandinger)

Im Salzkammergut hat der Winter einen besonderen Zauber, der sich in den traditionellen Rauhnächten widerspiegelt. Diese Nächte, von mystischen Bräuchen und jahrhundertealten Ritualen geprägt, sind eine Zeit der Besinnung, des Übergangs und der spirituellen Reinigung. Im Salzkammergut werden vier Rauhnächte besonders gefeiert: die Thomasnacht am 21. Dezember zur Wintersonnenwende, der Heilige Abend am 24. Dezember, Silvester am 31. Dezember und die Nacht zum Dreikönigsfest am 5. Jänner.

Doch die Zahl der Rauhnächte variiert regional: Während in Teilen des Steirischen Salzkammerguts, etwa in Grundlsee, auch der 5. Dezember, der Kramperltag, als Rauhnacht gilt, kennt man in Bayern und anderen Teilen Österreichs oft zwölf Rauhnächte. Diese umfassen die letzten sechs Nächte des alten Jahres und die ersten sechs des neuen.

Die Ursprünge der Rauhnächte

Die Bezeichnung „Rauhnacht“ selbst ist vielschichtig. Manche leiten sie von „Räuchern“ ab, da das Räuchern eine zentrale Rolle in den Ritualen spielt. Andere sehen den Ursprung in den „rauhen Gesellen“ oder wilden Geistern, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben sollen.

Orakel, Schießen und der Glöcklerlauf

Die Bräuche rund um die Rauhnächte sind so vielfältig wie die Regionen selbst. In der Thomasnacht etwa werden Orakelbräuche gepflegt: Beim Trittlingswerfen, Apfelschalenwerfen oder Hüterlheben sollen zukünftige Ereignisse vorhergesagt werden. Das laute Schießen zu Silvester durch Prangerschützen, heute oft als spektakuläre Tradition wahrgenommen, ist ebenfalls ein alter Rauhnachtsbrauch und sollte einst böse Geister vertreiben.

Ein Highlight, das weit über die Grenzen des Salzkammerguts hinaus bekannt ist, ist der Glöcklerlauf am 5. Jänner. Dieser prachtvolle Brauch, der in Ebensee seinen Ursprung hat und sogar im immateriellen Kulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, gilt als der schönste Höhepunkt der Rauhnächte. Dabei ziehen weiße Gestalten mit kunstvoll beleuchteten Kappen durch die Dunkelheit und bringen Licht in die tiefste Zeit des Winters.

Das Räuchern – Schutz für Mensch, Tier und Hof

In allen Rauhnächten spielt das Räuchern eine zentrale Rolle. Vor allem in ländlichen Gegenden ist es Tradition, dass der Hausherr oder die gesamte Familie mit einer Räucherpfanne und Weihwasser durch Haus, Hof, Stall und Scheune ziehen. Dabei werden Gebete gesprochen, um Unheil von Mensch, Vieh und Hof abzuwenden. Dieses Ritual, das mit wohlriechenden Kräutermischungen wie Weihrauch, Beifuß oder Wacholder durchgeführt wird, verbindet Generationen und schafft eine tiefe spirituelle Atmosphäre.