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Finanzskandal bei KUF Immobilien: Als Vöcklabruck fast der Strom abgedreht wurde

Thomas Leitner, 09.04.2025 17:58

VÖCKLABRUCK. Die stadteigene KUF Immobilien GmbH steht wegen chaotischer Buchführung, offenen Rechnungen und möglichem Amtsmissbrauch im Fokus. Jetzt greift die Stadt durch.

Vöcklabruck im Rampenlicht (Foto: stock.adobe.com/Elke Hötzel)
Vöcklabruck im Rampenlicht (Foto: stock.adobe.com/Elke Hötzel)

Die stadteigene KUF Immobilien GmbH – verantwortlich für zentrale Einrichtungen wie das Hallenbad, den Stadtsaal, das Parkbad und das Stadion – ist in schweres Fahrwasser geraten. Was als harmlose Liquiditätslücke im Herbst 2024 begann, entpuppte sich rasch als Abgrund aus Chaos, Intransparenz und möglichem Amtsmissbrauch.

Bürgermeister Peter Schobesberger spricht offen von einem Systemversagen: „Was wir vorgefunden haben, war kein normales Defizit, sondern ein strukturelles Versagen über Jahre hinweg.“ Die Zahlen sprechen Bände – und die Konsequenzen sind dramatisch.

Eine beinahe durchgeführte Stromabschaltung war der Weckruf, den niemand mehr überhören konnte. Während der Gemeinderat im Februar noch beruhigt wurde, dass alle Verbindlichkeiten beglichen seien, deckte eine eigens eingesetzte Taskforce das Gegenteil auf: Unzählige offene Rechnungen, chaotische Buchhaltung und ein Aufsichtsrat, der seiner Kontrollfunktion offenbar nicht nachkam.

Die Bombe platzte endgültig am 7. November 2024: Der politisch besetzte Aufsichtsrat unter Ex-Bürgermeisterin Elisabeth Kölblinger wurde aufgelöst. Die Geschäftsführung abgesetzt, eine externe Wirtschaftsprüfung eingeleitet, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.

Was bleibt, ist ein Scherbenhaufen – und eine Stadtgemeinde, die nun alles daran setzen muss, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. „Diese Entwicklungen schmerzen“, gesteht Schobesberger. „Aber sie zeigen, wie wichtig Kontrolle und Transparenz im Umgang mit öffentlichem Geld sind.“

Die Zukunft der KUF? Ungewiss. Doch die Stadt hat einen Neustart angekündigt – mit neuem Führungsteam, klaren Regeln und dem festen Willen, die dunklen Kapitel endlich hinter sich zu lassen.

Grüne üben scharfe Kritik an mangelnder Kontrolle und Transparenz

Im Zuge des Finanzskandals rund um die stadteigene KUF-Immo GmbH fordern die Grünen eine umfassende Aufklärung der Hintergründe und Verantwortlichkeiten. Die Suspendierung der Geschäftsführung im Februar sei nur die Spitze des Eisbergs.

„Jahrelang wurde von den verantwortlichen Politikern von ÖVP und SPÖ weggeschaut“, kritisiert Fraktionsobmann Stefan Hindinger und verweist auf wiederholte grüne Mahnungen seit 1998. Insbesondere die hohen Zuschüsse für den Stadtsaal und die intransparenten Kostenaufstellungen stehen im Fokus der Kritik.

Auch Bürgermeister Schobesberger gerät ins Visier. Trotz seiner Anwesenheit bei allen Aufsichtsratssitzungen seit 2021 habe er die Geschäftsführung stets verteidigt. Den Versuch, die Verantwortung nun auf frühere Gremien abzuwälzen, bezeichnen die Grünen als durchsichtig. Die Auflösung des Aufsichtsrats gegen die Stimmen der Grünen verschärft die Situation zusätzlich.

Auch NEOS melden sich zu Wort

NEOS-Gemeinderat und Obmann des Prüfungsausschusses, Gerald Heinke, dazu: „Wir hatten im Prüfungsausschuss bereits schwerwiegende Verdachtsmomente und haben sowohl den Bürgermeister wie auch die Amtsdirektion informiert. Was sich hier zeigt, ist ein strukturelles Totalversagen. Dass über Jahre hinweg in einem stadteigenen Betrieb derart chaotisch gewirtschaftet wurde, ohne dass jemand eingeschritten ist, ist ein Skandal ersten Ranges. Jetzt muss der gesamte wirtschaftliche Schaden offengelegt und vollständig aufgeklärt werden – und dann reden wir über politische Verantwortung. Denn dass Aufsichtsräte und politische Entscheidungsträger ihre Kontrollfunktion ganz offensichtlich nicht wahrgenommen haben, darf nicht folgenlos bleiben. Dieser Finanzskandal ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Politikerinnen und Politiker in Aufsichtsräten nichts verloren haben, diese müssen unabhängig und professionell besetzt sein.“


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