Vortrag über das NS-Rüstungsprojekt Schlier beeindruckt Vöcklabrucker Senioren
VÖCKLABRUCK. Auf Einladung des Seniorenbundes Vöcklabruck berichtete Adolf Grabner, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Schlier, über das geheime NS-Rüstungsprojekt mit dem Decknamen „Schlier“.
Adolf Grabner erlebte als Kind die tragischen Ereignisse und war später als Techniker wesentlich an der Erforschung des Rüstungsbetriebes beteiligt. Viele unterirdische Labyrinthe sind bis heute stumme Zeugen der NS-Diktatur. Im Grauen des Bombenkrieges wurden sie für viele zur letzten Zuflucht. Andere mussten miterleben und miterleiden, wie hier der Terror des Regimes kurz vor Kriegsende einen letzten Höhepunkt erreichte. Im Schutz riesiger Stollenanlagen konzentrierten sich verzweifelte Bemühungen zum Bau der sogenannten „Wunderwaffen“, mit deren Hilfe Adolf Hitler den längst verlorenen Krieg gewinnen zu können glaubte.
Unterirdische Rüstungsindustrie
Nach den schweren Luftangriffen der Alliierten auf das Rüstungsgelände Peenemünde in Deutschland, auf die Wiener Neustädter Flugzeugwerke und die Rax-Werke am Dienstag, 2. November 1943, wurde die Rüstungsindustrie unter die Erde verlegt. Häftlinge aus den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen wurden nach Zipf gebracht.
Deckname „Schlier“
Unter SS-Hauptsturmführer Georg Bachmayr entstand in nur vier Monaten das Außenlager Schlier-Redl-Zipf, in dem die Häftlinge und Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen Stollen erweiterten, Brauereikeller umbauten und Bunker errichteten. Unter dem Decknamen „Schlier“ wurden im Bereich der Brauerei Zipf V2-Raketentriebwerke getestet und flüssiger Sauerstoff als Treibstoff produziert.
Am Dienstag, 22. August 1944, kam es zu einer gewaltigen Explosion, die beinahe das gesamte Prüfstandteam auslöschte. Unter den Opfern war auch Ilse Oberth, die zwanzigjährige Tochter des Raketenpioniers Hermann Oberth. Sie wurde am Friedhof Schöndorf in Vöcklabruck beigesetzt. Unter dem Eindruck der Katastrophe wurden die Triebwerkversuche abgebrochen.
Obfrau Annita Hofer bedankte sich im Namen des Seniorenbundes unter kräftigem Applaus der vierzig Zuhörer bei Adolf Grabner für den beeindruckenden Vortrag.
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