Zank um Kindergarten-Plätze für zwei Kinder mit Down-Syndrom
VÖCKLABRUCK. Auf Wunsch der Eltern sollen zwei Kinder – ein fünfjähriger Bub und ein sechsjähriges Mädchen - mit Down-Syndrom ein zusätzliches Kindergartenjahr haben. Das wird aber nicht möglich sein. Dieser Umstand verärgert Birgit Brunsteiner vom Verein 46+1, Down Syndrom und sorgt für Unstimmigkeiten.
„Die Eltern der beiden Kinder mit Downsyndrom sind an mich als Bürgermeister mit der Bitte um ein zusätzliches außerordentliches Kindergartenjahr herangetreten. Außerordentlich deshalb, da beide Kinder das Einschulungsalter erreicht haben, aber ein zusätzliches Jahr im Kindergarten gut für sie wäre. Meiner Meinung nach wissen Eltern am besten, was gut für ihre Kinder ist. Ich habe diesem Ansuchen unter der Bedingung, dass jedes regulär eintretende Kindergartenkind, dessen Eltern einen Platz brauchen, auch einen bekommen müssen, stattgegeben. Kurz: Wenn genug Platz ist, können wir diesem Wunsch gerne nachkommen, auch wenn zusätzliche Kosten von der Stadt getragen werden müssen“, erklärt Bürgermeister Peter Schobesberger.
Zu wenige Plätze
Im Zuge der Bedarfserhebung für Kindergartenplätze im Herbst hätte sich herausgestellt, dass für 36 Kinder im regulären Kindergartenalter keine Plätze geboten werden können. „Dies wurde den Eltern der besagten Kinder mitgeteilt“, so Schobesberger.
„Bedingungslose Notwendigkeit“
„Für diese beiden Kinder ist ein zusätzliches Kindergartenjahr eine bedingungslose Notwendigkeit. Sie jetzt in die Schule zu zwingen, wird sich nicht nur negativ auf ihre schulische Laufbahn, sondern auf ihren gesamten Bildungs- und Lebensweg auswirken“, sagt Birgit Brunsteiner, Obfrau des Vereins 46+1, Down Syndrom. Brunsteiner betont, dass eine Einschulung zum derzeitigen Zeitpunkt der Einschulung von Drei- bis Vierjährigen gleichkäme. „Ein weiteres Jahr auf dem, dem Entwicklungsstand der Kinder angemessenen, elementarpädagogischen Bildungsniveau würde den beiden Kindern Zeit geben, sich gut und professionell begleitet in Richtung Schulreife zu entwickeln und in weiterer Folge zu einer gelungenen Einschulung und einer Erfolg versprechenden weiteren Schullaufbahn führen.“
Schobesberger meint hingegen: „Durch das zusätzliche Kindergartenjahr der beiden Integrationskinder würde die Zahl der Plätze für Neuaufnahmen zusätzlich reduziert. Die Eltern der abgewiesenen Kinder hätten keine Chance, ihrer Berufstätigkeit nachzugehen, obwohl ihren Kindern ein regulärer Kindergartenplatz zusteht.“ Seit seinem Amtsantritt im November 2021 gebe es Bestrebungen, für kommenden Herbst zwei provisorische Kindergartengruppen einzurichten. Ein Neubau mit drei Gruppen sei geplant, so Schobesberger.
„Diese persönlichen Attacken finde ich furchtbar.“
Brunsteiner fordert den Bürgermeister auf, diese „katastrophale und menschenverachtende Entscheidung“ zu revidieren. Sie kritisiert auch, dass die negative Antwort auf das Ansuchen der Eltern in einem Fall just am Welt Down-Syndrom-Tag zugestellt wurde.
Ortschef Schobesberger fühlt sich von Birgit Brunsteiner, die mit dem ehemaligen Vöcklabrucker Bürgermeister Herbert Brunsteiner verheiratet ist, „aufs Heftigste attackiert. Diese persönlichen Attacken finde ich furchtbar.“ Er verstehe diese „untergriffigen Anschuldigungen nur als politisch motiviert“. Schobesberger weiter: „Wir haben eine hervorragende Integrationsschule in Vöcklabruck. Darauf bin ich stolz. Hier wird man sich liebevoll und mit größter Hingabe um die beiden Kinder kümmern. Mich als Unmensch hinzustellen, um politisches Kleingeld zu kassieren, finde ich letztklassig. Frau Brunsteiner hätte ihren Einfluss nutzen sollen, um rechtzeitig für genügend Kindergartenplätze zu sorgen.“
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