Darum denkt ein großer Schlachthof-Betreiber ans Zusperren
OÖ/REGAU. Die stark gestiegenen Entsorgungskosten setzen den Schlachthofbetreiber Herbert Handlbauer erheblich unter Druck. Die Zukunft von 400 Arbeitsplätzen ist dadurch gefährdet. Schuld gibt der Unternehmer einer massiven Preiserhöhung der Tierkörperverwertung in Regau.
Der Unternehmer Herbert Handlbauer hat in der Vergangenheit mit seinen in ganz Oberösterreich verteilten Schlachthöfen erfolgreich gewirtschaftet. Das Unternehmen, das in Linz, Wels und Ried im Traunkreis Standorte hat, beschäftigt 400 Mitarbeiter und erzielt einen jährlichen Umsatz von 250 Millionen Euro. In den Schlachthöfen werden Rinder und Schweine geschlachtet und anschließend zerlegt. Nun steht jedoch eine mögliche Schließung der Schlachthöfe im Raum.
Der Grund dafür: Die Tierkörperverwertung Regau (TKV), die inzwischen Teil der Purea-Gruppe ist, hat die Entsorgungspreise für Schlachtabfälle und Tierkadaver drastisch erhöht – laut Handlbauer um 30 Prozent. Die TKV war früher ein landeseigenes Unternehmen in Oberösterreich, bevor es privatisiert wurde.
In einem Interview mit der „OÖ Krone“ hat Handlbauer bestätigt, dass er darüber nachdenkt, seine Schlachthöfe zu schließen. Er wirft Purea vor, die marktbeherrschende Stellung auszunutzen, da die Entsorgung von Schlachtabfällen gesetzlich vorgeschrieben ist. Eine Schließung der Schlachthöfe würde auch die Landwirte schwer treffen, die bislang gut mit Handlbauer zusammengearbeitet haben.
„Alle paar Monate erhöht Purea die Preise für die Abholung der Schlachtabfälle. Allein heuer haben sie den Preis schon zweimal hinaufgesetzt, zuletzt auf 60 bis 70 Euro pro Tonne. Für uns bedeutet das Kostensteigerungen von etwa 10.000 Euro pro Monat“, erklärt Handlbauer der Zeitung „Top Agrar“.
Handlbauer schlachtet an den Standorten Ried und Linz nach eigener Aussage rund 7.000 bis 8.000 Schweine und etwa 1500 Rinder wöchentlich. Weiters betreibt er in Wels eine Zerlegung und ein Tiefkühlhaus.
Ein Sprecher von Purea weist diese Anschuldigungen entschieden zurück und erklärt: „Der Vorwurf einer angeblich marktbeherrschenden Stellung widerspricht vollkommen den Fakten. Es gibt eine Vielzahl an nationalen und internationalen Abnehmern von Schlachtnebenprodukten als Alternative zu Purea.“
Die Preiserhöhungen für die Entsorgung seien durch Inflation, steigende Lohn- und Betriebskosten sowie den drastischen Rückgang der internationalen Marktpreise für Produkte aus Schlachtabfällen (wie Proteine und Fette) bedingt, die um mehr als 50 Prozent gefallen seien. „Wir mussten die Preise schrittweise anpassen“, so Purea. Weiterhin betont das Unternehmen, dass diese Preisanpassungen in konstruktiven Verhandlungen mit allen Kunden, außer Handlbauer, vereinbart wurden.
Auch Viehhändler bekunden ihre Besorgnis in dieser Sache und fordern eine gerichtliche Prüfung der Angelegenheit. Die Zukunft des großen Schlachthofes ist nach wie vor unklar. Der Konflikt könnte sogar vor Gericht enden. Zudem könnten diese Entwicklungen nicht nur die betroffenen Betriebe, sondern auch die gesamte Fleischbranche in der Region erheblich beeinträchtigen.
Vorerst hat Purea zumindest Entgegenkommen gezeigt. Ursprünglich hatte das Unternehmen Handlbauer mitgeteilt, dass man das Vertragsverhältnis mit ihm Mitte August beenden werde, sollte man die neuen Preise nicht akzeptieren. Diese „Galgenfrist“ wurde von Purea jetzt um einen Monat auf Mitte September verlängert.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden