Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Entscheidung gefallen: Gynäkologie und Geburtshilfe werden geschlossen

Daniel Schmidt, 31.03.2016 11:52

WAIDHOFEN/THAYA. Trotz intensiver Bemühungen der Bürger, Lokalpolitiker und Initiativen werden die Abteilungen Geburtshilfe und Gynäkologie am Landesklinikum Waidhofen/Thaya geschlossen. Die Expertise der internationalen Gutachter fiel im Sinne der Landeskliniken-Holding aus. Die Holding wird daher die Zusammenführung der beiden Abteilungen am Standort Zwettl wie ursprünglich vorgesehen  durchführen. Damit wird die Geburtshilfe per 31. März 2016 in Zwettl gebündelt – die Gynäkologie folgt mit Ende Juni 2016.

Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Landesklinikum Waidhofen wird geschlossen
  1 / 2   Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Landesklinikum Waidhofen wird geschlossen

Aufbauend auf den bereits umfassend vorhandenen Daten der NÖ Landeskliniken-Holding und international publizierter Studien, gaben die Gutachter ihre Meinung und Expertise dazu ab. Geprüft wurden diese Vorgehensweise von Dr. Thomas Eggimann, Generalsekretär der gynécologie suisse SGGG (Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) und von Prof. Dr. med. Birgit Seelbach-Göbel, 1. Vizepräsidentin der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und Fachgesellschaften, Direktorin und Chefärztin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Krankenhauses der  Barmherzigen Brüder Regensburg - Klinik St. Hedwig und Lehrstuhlinhaberin der Universität Regensburg. Die beiden qualifizierten Prüfer kamen unabhängig voneinander und unisono zum gleichen Ergebnis.

Thomas Eggimann schreibt in seinem Gutachten: „Ihre Beurteilung entspricht der Haltung, wie sie auch in der Schweiz gelebt wird. Insbesondere die Geburtshilfe, welche eine hohe Vorhalteleistung verlangt, braucht eine kritische Menge an Geburten, um einigermassen vernünftig und sicher betrieben zu werden.“ Und er führt weiter aus: „Wenn an einer Klinik Geburtshilfe sicher betrieben werden soll, muss permanent eine Notfallsectio durchgeführt werden können. …Wenn ich ihre Zahlen von Geburten und notwendigen Stellen (am Beispiel der Hebammen) vergleiche, dann wird offensichtlich, dass die Vorhalteleistungen in keinem Verhältnis stehen.“ Der Mediziner schließt sein Urteil ab, in dem er festhält: „Ich kann Sie nur ermutigen, an ihren klaren Argumenten festzuhalten und eine Zusammenlegung durchzuführen, da die grösseren  Kliniken mit höheren Fallzahlen auch eine Steigerung der Qualität zugunsten der betroffenen Bevölkerung bringen kann.“

 Birgit Seelbach-Göbel erläutert in ihrem Bericht: „Die Studienlage spricht im Trend für eine niedrigere perinatale Mortalität in Kliniken mit hoher Geburtenzahl, eine eindeutige Evidenz zur Kausalität zwischen  Entfernung zur geburtshilflichen Einrichtung und  perinataler Sterblichkeit  liegt nicht vor. Die Fahrt zur Entbindungsstätte wird zwar durch Aufgabe des Standortes Waidhofen  verlängert,  die Anforderungen  an die Erreichbarkeit sind jedoch auch bei einer Zusammenlegung am Standort Zwettl nach österreichischen Vorgaben mehr als erfüllt.“ Und sie gelangt zur Schlussfolgerung: „Der Trend zur Auflösung kleiner Abteilungen hält an. Die Entscheidung zur Zusammenlegung der Gynäkologie/Geburtshilfe am Standort Zwettl halte ich uneingeschränkt für richtig.“

Altschach: „Ein schwerer Schlag“

Waidhofens Bürgermeister Robert Altschach (ÖVP) in einer ersten Stellungnahme: „Ich nehme das Ergebnis der Prüfungen durch internationale Fachleute zur Kenntnis – dennoch ist die Schließung der Abteilung „Gynäkologie und Geburtshilfe“ für Waidhofen an der Thaya sowie für die gesamte Umgebung ein schwerer Schlag. Trotzdem bedanke ich mich bei Landeshauptmann Erwin Pröll für die Initiierung der Prüfung der ursprünglichen Entscheidung um diese nachvollziehbarer zu machen. Gleichzeitig bedanke ich mich stellvertretend für die Bürgerinitiative Pro Gyn bei Petra Kapinus für das großartige Engagement.“

Zur geforderten Aufschiebung der Schließung durch die verspätete Veröffentlichung der Gutachten ist somit ebenfalls vom Tisch. Die geplante Demonstration vor dem Landesklinikum Waidhofen/Thaya gegen die Schließung wird jedoch wie geplant heute um 18.30 Uhr stattfinden.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden