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Sommergespräche der Waldviertelakademie mit Besucherrekord

Leserartikel Ulrich Küntzel, 04.09.2018 10:47

WEITRA - GMÜND - WAIDHOFEN/THAYA. Die Sommergespräche 2018 der Waldviertel Akademie fanden großen Anklang, mehr als tausend Besucher wurden gezählt. Die Themenauswahl „Glaube, Wahrheit, Vertrauen und Sicherheit“ wirkte als Publikumsmagnet. Zu den Veranstaltungsorten zählten Weitra, Gmünd und Waidhofen/Thaya.

Johannes Huber nahm die Eröffnung vor. Foto: WAVAK
  1 / 4   Johannes Huber nahm die Eröffnung vor. Foto: WAVAK

Erstmals in der Geschichte zählten die Internationalen Sommergespräche der WALDVIERTEL AKADEMIE über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit dem Thema „Woran glauben wir noch? Unsere Sehnsucht nach Wahrheit, Vertrauen und Sicherheit“ wurde der Zahn der Zeit getroffen und gemeinsam mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten diskutiert.

Spannende Diskussionen in Weitra

Schon zum Auftakt konnten die Verantwortlichen der WALDVIERTEL AKADEMIE jubeln. Fast 350 Interessierte waren zur Eröffnung und zum Vortrag von Mediziner und Theologe Johannes Huber in das Schloss Weitra gekommen. „Dass trotzdem viele Akteure auch in den Tagen der triumphierenden Aufklärung sich Ausflüge über das zerebral Feststellbaren erlauben, ist bemerkenswert“, so Huber. Religion, Philosophie, Gott, Wissenschaft, Konsum und Glaube – der Wissenschafter zog mit seinem Referat einen breiten Bogen und gab so den Startschuss für spannende Gespräche und Diskussionen in Weitra.

Brauchen wir Ethikunterricht? Saal platzte bei Kampits, Beck und Taschner aus allen Nähten

Mit dem Philosophen Peter Kampits, dem Moraltheologen Matthias Beck und Mathematiker Rudolf Taschner boten die Sommergespräche Freitagvormittag ein weiteres Highlight. Rund 120 Interessierte lauschten einer spannenden Diskussion über Glaube und Vertrauen, in der es auch um unsere Werte ging. Während Kampits und Beck einen verpflichteten Ethikunterricht forderten, war Taschner anderer Meinung: „Als Politiker muss ich sagen, ein Schulfach kostet ein Vermögen, das ist einfach nicht drin. Aber wir können aus den Fächern, die wir bereits haben, noch so viel machen. Ein neues Fach zu gründen, geht auch schief, glauben sie mir.“

Wirtschaftsdiskussion ebenfalls gut besucht

Auch die Wirtschaftsdiskussion bei der Firma Leyrer + Graf in Gmünd war von großem Publikumsinteresse geprägt. Neben den Unternehmern Stefan Graf, Christof Kastner und Rainer Neuwirth stand dabei WIFO-Chef Christoph Badelt im Mittelpunkt.  “Wirtschaftliche Sicherheit ist das, was ich glaube, das ich brauche“, so Badelt, „man kann natürlich darüber streiten – was braucht man wirklich? In einer reichen Gesellschaft wachsen auch die Ansprüche.“

Den gelungenen Schlusspunkt des zweiten Sommergespräche-Tages setzte der Filmabend im beinahe ausverkauften Kino Gmünd. Gemeinsam mit dem Filmforum Gmünd wurde „Zeit für Utopien“ gezeigt. Im Anschluss diskutierten Regisseur Kurt Langbein mit WALDVIERTEL AKADEMIE-Geschäftsführer Christoph Mayer über den Film.

Spannende Diskussionen mit Andreas Khol, Peter Kostelka, Anneliese Rohrer, Bernd Marin uvm.

„Die Demokratie ist nicht in Gefahr“, so die zentrale Botschaft von Politiker Andreas Khol im Rahmen der Samstagvormittag-Diskussion, „aber ich sehe sie durch Internet und direkte Demokratie herausgefordert.“ Sein Gegenüber Peter Kostelka kritisierte die Herangehensweise der aktuellen Regierung: „Mit Scheinproblemen wird von aktuellen politischen Diskussionen abgelenkt, dieser Prozess erscheint mir am gefährlichsten.“ 

Am Nachmittag wurde zu den aktuellen Begriffen „Fake News“ und „Alternative Fakts“ und den Spannungsbogen von Wissenschaft, Politik und Medien diskutiert. Vor allem Journalistin Anneliese Rohrer richtete dabei flammende Appelle an die Zivilgesellschaft: „Wir mischen uns zu wenig ein. Wir haben als Gesellschaft viel zu lange zugeschaut und Sie machen ihrem Ärger viel zu wenig Luft.“ Medien und Politik seien nicht frei von Einfluss von der Gesellschaft, denn „letztendlich sind wir die Politik“, so Frau Rohrer.

Ausverkaufte Uraufführung im Waidhofner Theater an der Mauer

Erstmals war die WALDVIERTEL AKADEMIE im Rahmen der Internationalen Sommergespräche auch in Waidhofen/Thaya zu Gast. Für den Abend im Theater an der Mauer erarbeiteten die beiden Journalisten Martin Haidinger (Ö1) und Reinhard Linke (ORF Niederösterreich) einen humorvoll-literarischen Abend unter dem Titel „Zeitungsente und Grubenhund“. Mit ihren Texten, unter anderem über Hitlers Tagebücher, den Tod von Paul McCartney, George Orwells 1984 und vieles mehr, boten die beiden vielerlei Skurriles und Humorvolles. Die junge Waidhofnerin Marlene Zimmerl sorgte dabei für die passende musikalische Umrahmung. „Die Kooperation mit dem TAM hat sich als sehr wertvoll erwiesen, ein wirklich wunderbarer Abend“, so WALDVIERTEL AKADEMIE-Geschäftsführer Christoph Mayer.

Sicherheitsmatinee in der Kuenringer-Kaserne in Weitra als Abschluss

Der Besuch in der Kuenringer-Kaserne in Weitra am Sonntagvormittag bildete den krönenden Abschluss der diesjährigen Sommergespräche. Zunächst stellte Oberstleutnant Reinhard Bachner den in Weitra stationierten Führungssimulator – einzigartig in Österreich –, seine Funktionsweise und Aufgaben vor und beeindruckte mit der Vielfalt des strategischen Simulationsinstruments. Danach diskutierten der Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig Konstantin Lütgendorf und ARGE Daten-Obmann Hans Zeger zu den Themen Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und -sicherheit. Mit der Beleuchtung von Sicherheitsaspekten auch aus gesellschaftlicher Sicht wurden die Internationalen Sommergespräche mit einem neuen Teilnehmerrekord abgeschlossen.

Seit 1984 werden die brennenden Fragen der Region und Zeit aufgegriffen

Seit mittlerweile 34 Jahren sich die WALDVIERTEL AKADEMIE mit den wichtigen Fragen der Region und Zeit. Erstmals konnten bei den Sommergesprächen über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt werden. „Der Zuspruch und die Qualität der Beiträge zeigen, dass wir auch in diesem Jahr ein aktuelles und berührendes, vor allem aber auch in der Region wichtiges Thema gewählt haben“, zog der Vorsitzende der WALDVIERTEL AKADEMIE Ernst Wurz über Sommergespräche zufrieden Resümee, „wir werden unserer Linie auch in den nächsten Jahren treu bleiben und wichtige gesellschaftspolitische Themen aufgreifen.“

Eine Auswahl an Zitaten aus den Sommergesprächen 2018

„Wir haben keine Chance beim Thema Cybersicherheit, wenn wir nicht an den internationalen Netzwerken beteiligt sind.“

Hans Zeger kritisierte die Rolle Österreichs im internationalen Vergleich

„Der wissenschaftliche Diskurs zu Migration wurde zum Teil zu kontrovers geführt, was der Politik einen gewissen Spielraum gegeben hat.“

Migrationsforscherin Gudrun Biffl

„Demokratie ist absolut voraussetzungslos, aber Demokratien sind gefährdet.“

Politiker Andreas Khol sieht in Österreich aber dennoch keine Gefahr für die Demokratie

„Österreich zeichnet sich aus, dass politische Entwicklungen äußerst langsam vor sich gehen, aber die politischen Diskussionen beginnen sich zu verändern.“ 

Pensionistenverband-Präsident Peter Kostelka

„Ich sehe keine Krise der Demokratie, sie ist etwas Lebendiges und es ist wichtig, dass wir über unser Verständnis diskutieren.“

Demokratieforscherin Katrin Praprotnik von der Donau-Universität Krems

„Wir sind ein Familienunternehmen mit sehr hoher Identität. Wir leben unsere Leidenschaft mit Mut, Ausdauer und Konsequenz.“

Unternehmer Stefan Graf zur Firmenphilosophie von Leyrer + Graf

„Es gibt nicht online oder offline, wir brauchen beides, wir können diese beiden Stränge nicht voneinander losgelöst diskutieren. Sehen Sie Digitalisierung als Chance und denken sie zeit- und ortsunabhängig.“

Rainer Neuwirth, Studiengangsleiter E-Commerce FH Wieselburg sowie myproduct.at-Gründer

„Letztendlich geht es um das Gefühl, das die Menschen haben. Das Gefühl: Sagen uns Politik, Medien und Wirtschaft die Wahrheit?“

Wirtschaftsforum Waldviertel-Obmann Christof Kastner

„Wir machen Gott für alles verantwortlich, aber er ist kein Mechaniker, kein Schraubendreher.“

Moraltheologe Matthias Beck zum Thema Glaube

„Letztlich können wir wahrscheinlich nur noch auf uns selbst vertrauen, da Gott ja bekanntlich seit Langem tot zu sein scheint – oder sich zumindest auf Dauerurlaub befindet.“

Philosoph Peter Kampits


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