
WELS. Jährlich veranstaltet die Pfarre St. Franziskus von Aschermittwoch bis Pfingstmontag Ausstellungen mit Werken zeitgenössischer Kunstschaffender. Dieses Jahr erfüllt das Künstlerpaar Klara Kohler und Franz Frauenlob die ansonst bewusst leeren Wände und die leere Mitte des Kirchenraums.
Von jedem Feuer bleibt Asche und jede Berührung hinterlässt Spuren. Zwei österliche Elemente, denen die bildenden Künstler Kohler und Frauenlob mit ihren Interventionen nachspüren.
Bedrückendes Flüchtlingszelt
Alles begann im November 2020 mit dem Aufruf der Pfarre St. Franziskus zu einer Solidaritätsaktion mit den Flüchtlingen in Moria. Auf dem Areal neben der Kirche wurde ein Flüchtlingszelt aufgebaut und Interessierte erhielten die Möglichkeit, dieses zu besuchen. Das Echo war insofern beeindruckend, als keiner auch nur für eine Stunde im Flüchtlingszelt verweilen wollte. Anlass genug, die Aktion bis nach Ostern auszudehnen und sie um drei künstlerische Interventionen zu erweitern.
„Berühre mich nicht“
Kohler und Frauenlob nahmen die Einladung von Pfarrmoderator Anton Achleitner an und gaben ihrer Ausstellung den Titel „Noli me tangere“. „Rühre mich nicht an“ oder „Berühre mich nicht“ ist ein Zitat aus dem Johannesevangelium. Es sind die Worte Jesu nach seiner Auferstehung an Maria Magdalena. Im griechischen Originaltext bedeutet der Satz hingegen „Halt mich nicht fest“, was sich also auf eine vorher bereits erfolgte Berührung bezieht. Rühren, berühren, festhalten – alle drei Verben kamen den beiden Künstlern in den Sinn, als sie dem Flüchtlingszelt gegenüberstanden. Darin habe sie eine derartige Tristesse umfangen, die gerade auch im Kontrast zum Kirchenraum erdrückte, so Franz Frauenlob: „Wir alle rennen um unser Leben, und dann verdrängen wir das Elend der anderen. Das erst macht es möglich, dass politisch so agiert wird, wie es derzeit getan wird.“
Fastentuch in der Kirche
Klara Kohlers Beitrag zur „Intervention I“ am Aschermittwoch besteht in der Hängung eines dreiteiligen Fastentuches an der Glasfront des Kirchenraumes. Die Gunskirchnerin wählte dafür eine Technik, die sie fasziniert: die künstlerische Arbeit mit Asche in all ihren Bedeutungen. Da stecke die Vergänglichkeit an und für sich drin, die religiöse Symbolik, aber auch die Faszination der traditionellen Technik des Aufpausens der Freskenmaler. Dadurch inspiriert begann Kohler großflächige Aschezeichnungen zu entwerfen, die sich trotz ihrer beeindruckenden Dimensionen keinem aufdrängen und dennoch anwesend sind.
Ausharren bis zur Asche
Für Frauenlob verbindet sich die Auseinandersetzung mit der humanitären Katastrophe des Flüchtlingselends und dem politischen Scheitern in der Bewältigung dieser Situation mit dem Bekenntnis des heiligen Franz von Assisi zu einem Leben in absoluter Armut. Frauenlob errichtete in St. Franziskus deshalb eine Schwitzhütte in Form eines Schildkrötenpanzers und harrte neben den glühenden Steinen in der Dunkelheit aus. Danach schuf er bezugnehmend auf Flüchtlingszelt und Schwitzhütte eine Installation im Kirchenraum und spannt dabei den Bogen vom alten Reinigungsritual über das Ausharren-Müssen bis zur Asche.
Weitere Programmpunkte
Die Installationen sind bis zur Karwoche in der Kirche zu sehen. Am Karfreitag folgt eine Performance zur Opferthematik. Nach Ostern wird die Kirche mit Teppichen ausgelegt, wozu jeder gerne einen beisteuern kann und am 11. April findet ein Klangraum statt.