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„Stillstand wäre der Tod der Kulturarbeit“

Mag. Ingrid Oberndorfer, 17.01.2023 09:56

WELS. Der Schlachthof hat die Pandemie produktiv genutzt, um vieles auf den Weg zu bringen. In einer Pressekonferenz stellten Stefan Haslinger (Vorsitzender des Betriebsvereins) und Wolfgang Wasserbauer (Geschäftsführer) das dichte Programm für 2023, neue Serien, den frisch gegründeten Unterstützungsverein, den Community Space C22 und den Zukunftsprozess „Schlachthof 2035“ vor.

Schlachthof-Geschäftsführer Wolfgang Wasserbauer (l.) freut sich, dass Dominika Meindl und Josef Hader die Ehrenpräsidentschaft des Unterstützer-Vereins übernommen haben. (Foto: Larissa Schöfl)

„Der Schlachthof ist die Summe seiner Einzelteile“, betont Haslinger. Kulturverein Waschaecht, Betriebsverein und Musikwerkstatt decken gemeinsam 150 Tage pro Jahr mit ihren Veranstaltungen ab. Dazu kommen Fremdveranstaltungen, private Feiern und Probentage, sodass der Schlachthof rund zwei Drittel des Jahres ausgelastet ist. Allein im Jänner gibt es 13 Veranstaltungen, die mit Abklingen der Pandemie seit Sommer 2022 auch wieder sehr gut besucht sind.

Blues & Soul am Donnerstag

Für die Zukunft hat man sich zum Ziel gesetzt, in die Breite zu gehen und mehr Publikumsschichten in den Schlachthof zu bringen. Zum Beispiel mit der neuen Programmschiene Blues & Soul, die vor allem von Sängerin Ulli Wurpes vorangetrieben wird. „Blues & Soul sind in Wels ein bisserl unterrepräsentiert und nach meinem Ukraine-Benefizkonzert 2022 ist die Idee entstanden, etwas Regelmäßiges zu machen“, erzählt Wurpes. Sie will auch mit ausländischen Konzertveranstaltern zusammenarbeiten und hochkarätige Musiker in den Schlachthof holen. „Unter den Musikern kennt man den Schlachthof überall“, ist Wurpes überzeugt, dass das auch gelingen wird. Los geht der Blues&Soul-Thursday am Donnerstag, 26. Jänner, mit Harry Ahamer und Band.

Vinyl und Big Band

Mit „Back to Black“ kehren junge Leute zur Auflegerei mit Vinyl in die Schlachthof-Bar zurück und laden zu Themen- und Tanzabenden ein. Vom „Monday Night Orchestra“ schwärmt Wolfgang Wasserbauer: „Einmal im Monat am Montag stehen bei uns 20 Leute auf der Bühne, weil sie einfach live spielen wollen. Sonntagabend wird kurz geprobt und am Montagabend tritt man als Big Band auf.“

Blockflöte in der Kirche

Der Schlachthof geht aber auch nach draußen und wagt sich in ungewohnte musikalische Gefilde. In der neuen Reihe 3/3/3 (drei Abende, drei Bands mit je drei Frauen) gibt es am 5. Februar ein Auswärtsspiel in der Welser Marienkirche mit dem Vivid Consort, das mit Blockflöte und Gesang Renaissance-Musik zum Besten gibt.

Freunde des Schlachthofs

„Wir als Betriebsverein sind sehr froh, wenn Leute hereinkommen und etwas machen wollen“, freuen sich Haslinger und Wasserbauer über Initiativen wie die von Ulli Wurpes. Aber auch für jene, die nicht selbst veranstalten oder auftreten wollen, gibt es seit diesem Jahr eine Möglichkeit, den Schlachthof zu unterstützen. Wurpes, Musiker Andreas See, Hotelbetreiberin Sophie Schick und Unternehmer Andreas Zehetner haben den Verein „Freund*innen des Alten Schlachthofs Wels“ gegründet, um die „Werte, Ideen und Aktivitäten des Alten Schlachthofs zu fördern und um den Kulturbetrieb am angestammten innerstädtischen Standort nachhaltig abzusichern“.

Ehrenpräsident Josef Hader

Ordentliche Mitglieder unterstützen mit 50 Euro pro Jahr und wirken aktiv am Vereinsgeschehen mit. Fördermitglieder können auch Vereine und Unternehmen sein und beteiligen sich mit 150 Euro.

Als Ehrenpräsidenten konnten die „Präsidentin der Herzen“ Schriftstellerin Dominika Meindl, die sogar im Schl8hof geheiratet hat, und Kabarettist Josef Hader gewonnen werden. „Josef Hader hat den Schlachthof fast mitgegründet“, erinnert sich Wasserbauer, dass der Schauspieler schon 1984 in den oberen Räumlichkeiten gespielt hat und deshalb auch betont: „Kein Wels ohne Schl8hof. Seit 1984 Arbeit mit Freunden.“

Heimat für den Freiraum

Apropos Räumlichkeiten: „Im ehemaligen Trödlerladen Wels an der Nordseite des Geländes entsteht unter der Leitung des Betriebsvereins ein Community Space mit dem Namen C22. Diesen können Vereine, Gruppen und Einzelpersonen für gemeinschaftsbildende Aktivitäten und Vermittlungstätigkeiten wie Vereinstreffen, Freizeitangebote, Seminare, Workshops und vieles mehr nutzen“, erklärt der zuständige Stadtrat Thomas Rammerstorfer.

Konkrete Gespräche gibt es mit dem „FreiRaum Wels“ (ehemals Altstadt 8), der hier eine neue Heimstätte finden wird. Auch die KernZone, die Jugendarbeit der Diözese Linz, ist interessiert und Radio FRO wird von hier aus Wels-spezifische Sendungen produzieren.

Zukunftsprozess gestartet

Und weil man sich im Schlachthof weiterentwickeln will, ist „2023 für den Schlachthof das Jahr, in dem wir uns Zeit nehmen wollen, zu reflektieren und darüber nachzudenken, wo wir mit unserer Arbeit stehen und wo wir weiter hinwollen“, berichtet Haslinger, dass der Zukunftsprozess „Schlachthof 2035“ initiiert wurde.

Schlachthof 2035

Bereits im Dezember wurden Kulturexperten aus ganz Österreich um eine Außensicht auf den Schlachthof gebeten. Im März kommen Menschen, die aktuell im und rund um den Schlachthof gestaltend tätig sind, zu Wort. „Mit dem Prozess wollen wir vorhandene Stärken festigen und verborgene Potenziale entdecken und versprechen uns davon eine Handlungsanleitung, ein Konzept ,Schlachthof 2035“, so Haslinger, denn: „Stillstand wäre für die Kulturarbeit der Tod.“


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