Von Rumänien nach Bulgarien: Eine kulturelle Entdeckungsreise
WELS/CLUJ. Lisa Hackl verbringt ein Auslandssemester in Cluj (Rumänien). In regelmäßigen Abständen schickt die Studentin der Kommunikationswissenschaften Berichte an die Tips-Redaktion.
Im Zuge einer Exkursion mit meiner Heimatuniversität Salzburg hatte ich im vergangenen Monat die Möglichkeit, etwa zehn Tage in Bulgarien zu verbringen. Dies war besonders interessant für mich, da ich nun zwei Länder miteinander vergleichen kann, die in der Gesellschaft oftmals als ähnlich oder gleich dargestellt werden.
Lebensgefühl
Eine Freundin besitzt einen deutschen Reiseführer für „Rumänien und Bulgarien“. Nach dem Besuch beider Länder wirkt das in etwa so skurril, als ob es hier in Rumänien Reiseführer mit dem Inhalt „Italien und Österreich“ geben würde. Die beiden Nachbarländer stellen sich sehr unterschiedlich dar, und auch das Lebensgefühl ist ein völlig unterschiedliches. Erste Unterschiede beginnen schon bei der Sprache und Schrift: Bulgarisch wird kyrillisch geschrieben und die Sprache ist auch sonst mit den slawischen Sprachen näher verwandt als das eng ans Französische anschließende Rumänisch.
Auch was die im Land vertretenen Minderheiten angeht, sind sich Rumänien und Bulgarien nicht sehr ähnlich. In Rumänien leben vor allem ungarische und deutsche Minderheiten, während Bulgarien von türkischen, muslimischen und jüdischen Minderheiten bevölkert wird. In beiden Ländern gibt es allerdings eine unbekannte Anzahl and Roma und Sinti, die starker Diskriminierung ausgesetzt sind.
Landschaft und Religion
Beide Länder sind auf eine eigene Art und Weise sehr schön zu bereisen, in Rumänien lohnen sich besonders Ausflüge in die Karpatenregion, während man in Bulgarien schon von Sofia aus die Ausläufer des Balkangebirges sieht.
Einen großen Unterschied machen auch Religionen. Während in Rumänien der religiöse Einfluss sehr stark zu spüren ist und das Land von Kirchenbauten dominiert wird, gibt es in Bulgarien in den meisten größeren Städten neben Kirchen auch Synagogen und Moscheen mit Minarett, in einigen Städten ertönen auch fünfmal am Tag Gebetsrufe und niemand stört sich daran. Die muslimische Kultur ist seit langer Zeit Teil Bulgariens und die muslimische Minderheit wird akzeptiert. Die orthodoxen Bulgaren geben oft an, nur ein- oder zweimal im Jahr in die Kirche zu gehen, und sind auch sonst sehr entspannt im Umgang mit dem Thema Religion. Vielleicht kann sich in Zukunft auch in Österreich eine so entspannte Haltung zu unterschiedlichen Religionen und ihren Gläubigen durchsetzen. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass beide Länder andere Minderheiten wie Roma und Sinti sehr stark diskriminieren.
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