Portrait: Welser Gastro-Urgestein mit feinen Enten und Kanten
WELS. Zugegeben, die schwarze Tafel vor den Haider Stuben ist nicht immer mit einem politisch korrekten Spruch verziert und auch kann es sein, dass um 17 Uhr ein lautes „Guten Morgen“ als Begrüßung der neuen Gäste durch den Gastgarten in der Fabrikstraße hallt, aber Thomas Hübl ist ein gestandener Wirt, dem man nicht böse sein kann.
Warum der Fast-59-Jährige Wirt geworden ist, ist sehr einfach erklärt: „Ich wollte nicht Tischler werden, wie mein Vater und Großvater!“. Also folgte ab dem 15 Lebensjahr eine Kochlehre in Reichersberg im Innviertel und danach eine Kellnerlehre im Ploberger im Stadtkrug am Kaiser Josef Platz. Es folgten Wanderjahre auf Saison durch verschiedene Küchen: „Ich war eine Saison in Sankt Wolfgang im Auhof. Dort hat mich der Chef in einer großen Bootshütte einquartiert“, grinst Hübl. Das lässt wohl erahnen, dass es die eine oder andere lustige Zusammenkunft mit Kollegen und Freunde gab. Es folgte ein Trip nach Salzburg. „Fünf Jahre war ich im heiligen Land Tirol, dann fünf Jahre im heiligen Kreuzbeisl und dann noch acht Jahre beim Haugenender und dann habe ich die Haider Stuben vor 20 Jahren übernommen“.
Hübl regiert von der Küche aus. Besonders berühmt ist er für seinen Enten im Herbst. Dazu gibt es frisches Bier und wohlfeinen Wein. Wer will kann auch Wasser aus dem Mühlbach haben, wenn man den Etiketten auf den Flaschen trauen darf. Hübl kocht bodenständig, aber mit viel Pfiff. Es gibt immer spezielle Aktionen und auch ab und zu Lagerfeuerromantik mit Knacker-Grillen am Feuer oder generell Barbecue. Dazu kommen Frühschoppen oder Übertragung vom Rennen in Kitzbühel. Ein Wirt, der sich nichts einfallen lässt, der geht unter und einen gewissen Schalk hat er immer im Nacken, auch wenn das Lachen nicht immer leicht fällt: „Das Leben eines Wirten ist nicht einfacher geworden. Mein Vorteil ist, dass ich hier an der Fabrikstraße nicht von Laufkundschaft wie andere Kollegen abhängig bin. Ich glaube meine Kunden sind zu 97 Prozent Stammkunden“. Schwerer wird es auch einzuschätzen, wie sich die Gäste verhalten. „Der Freitag war lange Zeit der beste Tag in der Gastronomie. Aber ich beobachte seit langem, dass vor allem Jüngere und dazu zähle ich auch 30 bis 40 Jährige immer mehr zuhause bleiben. Irgendwie traut man sich nicht mehr heraus und Corona hat dies verstärkt“, fasst der Wirt zusammen.
Er nennt sein Konzept in der Haider Stuben mit bodenständiger Küche und Getränken ganz einfach: „Fühlen wie am Land mitten in der Stadt“. Drei bis vier Jahre will er noch machen, dann lässt er den Kochlöffel fallen und ist nur noch für die Familie da. Vorher warten aber noch viele Tage im Gastgarten oder in der gemütlichen Stube. Die Entensaison hat schon begonnen.
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