
WELS. Beim Gasthaus Zum Reihofer in Sichtweite des Flughafens geht der Strauß um. Eigentlich sind es viele Sträuße. Man kann schon von einer Farm rund um den bodenständigen Gastbetrieb reden. Die Wirtsleute Michaela Schimek und Michael Eschlböck-Bauer feierten mit einem großen Fest den modernen Straußenaufzuchtstall und die Biomasseheizung. Denn der Strauß wandelt nicht nur herum, sondern liegt auch auf dem Teller.
2019 eröffnete das Wirtshaus „Zum Reihofer“ wieder. Die jungen Wirtsleute begannen mit Ziegen in einem Streichelzoo für die Kinder. Irgendwie kamen dann aber schnell drei Sträuße dazu: „Stammgäste sprachen darüber, wie gut das Fleisch ist“, erinnert sich die gelernte Tierpflegerin und Köchin Michaela Schimek. Also probierte man Straußenfleisch und es begann die nächste Episode im Wirtshaus. Sie starteten ihre Straußenzucht. In vielen Gesprächen mit einem Züchter aus Taufkirchen/Trattnach holten sie sich Hilfe und nun ist eben der Strauß los beim Reihofer. „Es gab viel zu lernen“, sagt der gelernte Elektriker Eschlböck-Bauer.
„Nicht zu schnell bewegen“
Die Nachfrage nach dem Fleisch ist groß. Jedes erste volle Wochenende im Monat steht Strauß auf der Speisekarte und zwar in allen Formen. Vom Steak über Lasagne, Gulasch bis hin zu Speck. Die Wirtsleute legen großen Wert auf das Tierwohl. „Es werden keine Medikamente beigefüttert. Hauptsächlich gibt es Gras“, sagt Schimek. Die Schlachtung und Weiterverarbeitung werden direkt am Hof ohne Transport und Stress durchgeführt. Liebevoll gehen die beiden mit den Zuchtsträußen um. „Nicht zu schnell bewegen. Das ist die Devise. Ansonsten werden sie nervös“, erklärt Eschlböck-Bauer, während er die imposante Straußendame beim Fototermin beruhigt. Es ist den beiden Wirtsleuten aber auch klar, dass es Nutztiere sind: „Mein Opa hatte früher Schweine. Der Enkel hat Sträuße“, lacht der Wirt.
Aufpassen bei den Männchen
Zwischen Mai und August legen die Hennen 30 bis 40 Eier. Die müssen eingesammelt werden: „Wenn die Männchen brünftig sind, dann geht das nur mit dem Traktor. Sie sind sehr aggressiv“, erklärt Eschlböck. „Die Weibchen sind viel ruhiger. Wie im richtigen Leben“, ergänzt die Lebensgefährtin. Die Eier kommen in die Brutstation. Am 42. Tag wird mit einem Schraubenzieher ein kleines Loch gebohrt, damit das Küken atmen kann. „In der Natur macht dies das Männchen. Hier in Wels ich“, so der Wirt. Wenn alles passt, geht es für Jungtiere in den Stall und wenig später hinaus auf die Wiese. Spätestens nach drei Monaten sind sie tischhoch. „Der Vogel Strauß kann bis zu 70 Jahre alt und 150 Kilogramm schwer werden“, stellt die Tierpflegerin, die jetzt den Kochlöffel schwingt, klar. Nach neun Monaten - und da haben die Tiere schon gut 100 Kilo - werden die Sträuße geschlachtet. Pro Monat sind es derzeit sieben. Alle Arbeiten erfolgen am Hof. Schlachtraum, Stall, Brutstation, Selch alles ist neu und top modern.
Das Fleisch hat einen eigenen Geschmack, der sich nur schwer vergleichen lässt: „Einige sagen, es geht Richtung Rind, andere meinen Reh. Aber es ist auf jeden Fall sehr gesund.“ Für das Leder haben die beiden einen Abnehmer in Tirol gefunden. Die Federn gehen an Kinder, aber auch an Pensionisten. Die machen dann einen Staubwedel daraus. Die Eier werden auch vermarktet. Aber die kommen nicht auf den Teller, sondern leer alsSouvenir an Interessierte.
Gasthaus Zum Reihofer, Boehmerwaldstraße 2, 4600 Wels,
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 10-22 Uhr und Sonntag 9-20 Uhr