Erdbeerliebe: „Ich kann mich nicht satt essen“
HOLZHAUSEN. Die „Königin der Beeren“ hat Hochsaison und deshalb heißt es am Obsthof Wiesmeier in Niederprisching um fünf Uhr morgens ab auf´s Feld und ernten. Dabei sind nicht nur die Helfer am Werk sondern auch viele Selbstpflücker, die sich auf den zwei Hektar ihre Körbe mit süßen Bio-Erdbeeren füllen. Knapp zwei Wochen geht es noch, dann heißt es wieder ein Jahr lang warten auf frische, selbst gepflückte und vor allem regionale Erdbeeren.
„Ich hab gesagt, ich tue mir das nicht mehr an“, gesteht Gerhard Wiesmeier, dass er nicht sofort begeistert war, als Sohn Paul mit dem Anbau von Erdbeeren beginnen wollte. – Aber man muss die Jungen machen lassen. Und deshalb gibt es beim „Jöri z´Priasching“ heuer die dritte Erdbeer-Ernte.
Guter Start in Saison
„Ich mag Erdbeeren irrsinnig gern und hab mir gedacht, es ist ein super Saisonstart für uns. Man kann bald im Jahr mit der Ernte anfangen und dazu kommt, dass wir alle die Direktvermarktung einfach mögen, den Kundenkontakt am Feld“, erzählt Junior-Chef Paul, warum neben Äpfeln, Birnen, Zwetschken und Trauben seit ein paar Jahren auch Erdbeeren beim Wiesmeier wachsen. Alles bio.
Herausforderung „Bio“
Und das ist wie bei allen anderen Kulturen auch die große Herausforderung. „Düngung und Pflanzenschutz ist nicht so einfach“, gibt Gerhard Wiesmeier zu bedenken. „Ich muss eine Armee an Leuten drüberschicken, damit das Feld unkrautfrei ist“, erklärt der Landwirt, dass es natürlich Fräsen und andere Hilfsmittel gibt, aber das meiste doch händisch passieren muss. Wie zum Beispiel das Setzen.
Im Mai werden die Pflanzen der Sorten Allegro, Darselect, Elianny und Asia gesetzt, da man mit verschiedenen Sorten und deren unterschiedlicher Reifezeit die Erntezeit ein wenig strecken kann. Dann wird gehegt und gepflegt. Ableger werden entfernt und im ersten Jahr auch noch die Blüten, damit sich die Pflanze gut ausbilden kann. Erst im nächsten Jahr darf sie dann Früchte tragen und gedeiht im Idealfall bei Temperaturen von 22 bis 25 Grad und ausgeglichenen Feuchtigkeitsverhältnissen. Zwei Wochen vor der Ernte bekommt sie ein Strohbett, damit die Früchte – eine Pflanze kann bis zu 40 Stück tragen – nicht im Dreck liegen, aber auch damit sie keine Krankheiten wie Lederfäule oder Botrytis bekommen.
Naschen ist erlaubt
Dann wird rund drei Wochenlang fleißig geerntet. 15 Helfer haben die Wiesmeiers dafür, die behutsam Tausende Kilo der süßen Beeren pflücken. Und natürlich haben auch die Selbstpflücker einen großen Anteil an der Ernte. Sich selber um die rote Köstlichkeit zu bücken, zahlt sich logischerweise auch aus und vor allen Dingen: „Naschen ist bei uns ausdrücklich erlaubt“, zwinkert der Hausherr, der mit der Saison heuer sehr zufrieden ist. Die Früchte, die nicht gleich an den Lebensmittelhandel, Hotellerie oder Gastronomie gehen, werden außerdem im Hofladen und in zwei Verkaufsständen in Jebenstein und Haiding verkauft oder zu Nektar, Sirup, Marmelade und Likör verarbeitet oder entkelcht, vakuumiert und tiefgefroren, sodass man sich das ganze Jahr über frische Erdbeermarmelade kochen kann.
Beträufelt mit Gin
„Es gibt kaum was Besseres als Erdbeermarmelade, da kann nichts mit“, schwärmt Gerhard Wiesmeier. Auch mit Naturjoghurt und Honig isst er seine Früchte gern und Gattin Wilma verrät: „Aber auch aufgeschnitten, mit Staubzuckern und beträufelt mit etwas hausgemachtem Gin!“. Wilma und Paul wiederum sind sich einig: „Am Abend, wenn man das ganze Feld für sich alleine hat und die noch warmen Beeren direkt in den Mund nascht“ – so sind Erdbeeren am besten. Egal in welcher Form: „Man kann sich nicht satt essen“.
Erholung für den Boden
Ist die Ernte abgeschlossen, werden Stroh und Laub abgehäckselt und die Pflanze kommt zur Ruhe. Grundsätzlich kann eine Pflanze zwei Mal beerntet werden, danach leiden Fruchtgröße und Qualität und sie werden eingeackert. Im Sinne einer gesunden Fruchtfolge ziehen die Erdbeeren in den nächsten drei, vier Jahren dann ein Feld weiter, um dem Boden die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen, damit er später wieder viele prächtige Erdbeeren hervorbringen kann.
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