Blaue Bio-Beeren: Beim Kalchmair läuft die Heidelbeer-Ernte an
THALHEIM. Nach einem mühevollen Start 2007 und arbeitsreichen Jahren mit Rückschlägen gedeihen beim Niedermair in Bergerndorf 21 heute schön dicke, große Heidelbeeren – natürlich ganz natürlich!
Womit belebt man eine kleine, stillgelegte Landwirtschaft wieder? Nicht mit Bergkräutern, stellten Susanne und Michael Kalchmair nach einem kurzen Versuch fest, doch ein zufälliger Stopp bei einem Heidelbeergarten am Weg war für die technische Zeichnerin und den Einkäufer in der Baubranche vor über 16 Jahren dann zukunftsentscheidend.
„Michi, warum machen wir das nicht?“, fragte Susi nach dem ungeplanten Besuch und gab so den Anstoß zum Bio-Heidelbeergarten am Hof von Michaels Eltern.
„Ich habe von Heidelbeeren keine Ahnung gehabt, nicht einmal, wie die schmecken. Ich glaube, ich war der Einzige, der als Kind nie mit dem Rechen Heidelbeeren gesammelt hat“, erinnert sich Michael, der heute auf einem Hektar 2.000 Heidelbeersträucher umsorgt.
Viel Handarbeit
Umsorgt im wahrsten Sinne des Wortes, denn Heidelbeeren vor allem in Bio-Qualität erfordern viel händische Zuwendung. „Und wir haben die Arbeit rundherum ein bissl unterschätzt“, gesteht der Absolvent der Landwirtschaftsschule St. Florian und Susi pflichtet ihm bei: „Wir haben so viel Lehrgeld gezahlt! Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal so machen würde.“ Denn die beiden betreiben den Heidelbeer-Anbau neben ihren Jobs anfangs alleine, jäten selbst das Unkraut, pflücken selbst und verkaufen nebenbei im Hofladen.
„Haben nie aufgegeben“
Bis zur ersten nennenswerten Ernte hat es aber ohnehin Jahre gedauert. Der Standort musste angepasst werden, denn Heidelbeeren sind Moorpflanzen und brauchen einen sauren Boden. Zwischenzeitlich waren die Pflanzen ganz gelb und wurden zwei Mal von Sturm Kyrill und vom Hagel niedergewalzt. „Aber wir haben sie mit viel Liebe und Mühe wieder aufgepäppelt“, erzählt der 54-jährige Landwirt und sagt auch: „Ich bin schon stolz, dass wir nie aufgegeben haben.“
Geräte selbst gebaut
Und nach fünf Jahren geht es endlich vorwärts. „Es ist nach wie vor eine Herausforderung, aber jetzt haben wir es im Griff. Auch das Unkraut. Aber Unkrautvernichtungsmittel wären für uns nie in Frage gekommen“, stellt Susi klar. „Wir haben ja alles sehr sparsam aufgebaut. Wir haben Geräte selbst erfunden und bauen lassen und es ist halt alles mini, wie im Weinbau: der Traktor, die Fräse, der Häcksler.“ Neben den passenden Gerätschaften haben die Kalchmairs mittlerweile aber auch Helfer, vor allem bei der Ernte. Die läuft dieser Tage voll an und dauert rund vier Wochen. Jede Beere muss von Hand gepflückt werden und wandert dann in erster Linie in den Hofladen. Nur ein Bruchteil der Ernte wird über Biokisten in Wien beziehungsweise die Vorratskammer und den Hofladen Hehenberger in Wels verkauft. Abgesehen davon, dass Susi und Michael Kalchmair ihre Heidelbeeren am liebsten direkt vom Strauch naschen, genießt das umweltbewusste Paar die Beeren gerne ganz pur mit Joghurt oder in „Großmutters Heidelbeerkuchen“, in dem stolze 80 dag Früchte unter einem Rahmguss versteckt sind.
Verkauf startet bald
Neben den frischen Heidelbeeren gibt es im Hofladen auch Himbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren sowie Marmeladen, Sirup und Likör. Der Verkauf startet am 10. Juli, Montag bis Freitag ab 14 Uhr.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden