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Geh-Denk-Marsch von Mauthausen nach Gunskirchen

Mag. Ingrid Oberndorfer, 07.05.2025 06:29

GUNSKIRCHEN. Organisiert von der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Organisationen und vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen wie der Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt waren 90 Angehörige von Überlebenden und Menschen aus der Region auf den Spuren der Todesmärsche vom Konzentrationslager Mauthausen zum Lager Gunskirchen unterwegs.

Bei der Abschlusskundgebung wurden Steine als Erinnerung hinterlassen (Foto: Lenz)
  1 / 2   Bei der Abschlusskundgebung wurden Steine als Erinnerung hinterlassen (Foto: Lenz)

Die Gruppe marschierten vom ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen über die Todesstiege los, überquerte bei Mauthausen die Donau und gingen weiter über Enns nach St. Florian. Am zweiten Tag führte der Weg von dort über Ansfelden nach Weißkirchen und am dritten Tag weiter über Wels und Gunskirchen zum Lager, das auf dem Gemeindegebiet von Edt bei Lambach liegt.

5.000 Menschen starben

Entlang des Weges wurde an historischen Plätzen über Ereignisse berichtet, die sich im Zusammenhang mit den Todesmärschen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ereigneten. Rund 20.000 jüdische Menschen wurden ab Mitte März 1945 aus den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen in dreitägigen Märschen auf dieser Route in das etwa 60 Kilometer entfernte primitive Barackenlager getrieben. Mitten durch Orte und Städte und unter den Augen derer Bewohner. Diejenigen, die den Marsch überlebten, waren dann fürchterlichen Haftbedingungen ausgesetzt. Mindestens 5.000 Menschen starben in den wenigen Wochen, bevor das Lager Anfang Mai 1945 von US-amerikanischen Streitkräften befreit wurde. Auch nach der Befreiung kamen noch viele durch Seuchen und Entkräftung ums Leben.

Zeitzeugen und Angehörige von Überlebenden erzählten den Wandernden, was vor 80 Jahren geschah. Sie sprachen von Massenerschießungen, aber auch von Zivilcourage der Bevölkerung und erfolgreichen Fluchtversuchen von Häftlingen. Ergänzt wurden die Schilderungen durch die Darstellung von Forschungsergebnissen.

Gedenktafel enthüllt

In Gunskirchen enthüllten Vertreter der Gemeinde und Mitglieder der Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt an der alten Volksschule eine Tafel, die der KZ-Häftlinge gedenkt, die im Dezember 1944 von Mauthausen hierher verlegt worden waren und die täglich durch den Ort ins Hochholz in Edt getrieben wurden, wo sie das Lager im Wald bauen mussten. Die Arbeitsgruppe Gunskirchen unter Martin Kranzl-Greinecker hatte diese Tafel initiiert und entworfen.

Steine erinnern an die Opfer

Mehr und mehr Menschen schlossen sich dem Zug auf dem Weg durch Gunskirchen an. Am ehemaligen Lagergelände fand dann eine würdige und bewegende Abschlusskundgebung statt, an der etwa 130 Menschen teilnahmen. Viele Steine mit Namen von Opfern des Lagers Gunskirchen waren mit auf den Weg genommen worden: Steine mit Namen von Überlebenden, aber auch mit Namen von Menschen, die im Lager ums Leben gekommen waren. Auch Steine ohne Namen waren dabei, als Symbol für die vielen namenlosen Opfer. Diese Steine wurden bei der Ankunft im Wald in einen metallenen Davidstern gelegt, der zur Erinnerung an die Opfer im Wald verbleiben wird.

Musikalisch umrahmt wurde die Abschlussfeier im Wald von Sabine Nikolic (Klavier) und Jakob Herndler (Saxophon), Angehörige von Überlebenden berichteten über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit dieser Wanderung, die abschließenden Reden hielten Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Robert Eiter vom Mauthausenkomitee Österreich.

Geh-Denk-Spuren

Die Veranstaltung diente der Geschichtsaufarbeitung ebenso wie der Verständigung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlichen Hintergründen zum Thema. Das Lager ist Teil der Geschichte von Gunskirchen und von Edt bei Lambach. Es wurde von Menschen geplant, von Menschen gemacht. Es gab Täterinnen und Täter, es gab solche, die diese Verbrechen zugelassen haben. Und es gab Menschen, die das Leid der Geschundenen zu lindern versuchten, beispielsweise durch Zustecken von Essen, und dafür selbst Bestrafungen riskierten. All diese Menschen haben dazu beigetragen, dass die Geschichte so war, wie sie war. Und sie gehört erzählt. In der KZ-Gedenkstätte Mauthausen besagt eine Inschrift: „Das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis zu seiner Wiederholung.“

 


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