WELS. „Made in Schafwiesen“ müsste eigentlich auf den Bierfässern von Christoph Brandmayr stehen, denn der 32-jährige Welser hat allein heuer schon rund 3.000 Liter in seinem Keller in der Pernau gebraut.
Nicht einmal 40 Quadratmeter ist die Privatbrauerei Raunigl im Keller des Elternhauses in der Uhlandstraße groß. Brot wird in dem kleinen Bauernhaus schon seit Generationen gebacken, aber Bierbrauer ist Brandmayr der Erste.
Starter-Set mit 16
Den Anstoß dazu haben seine Eltern gegeben, die ihm mit 16 Jahren ein Starter-Set zum Brauen geschenkt haben. „Da musste man stundenlang im Kochtopf rühren und tatsächlich hab ich zwei Jahre lang gebraucht, dass man das Bier trinken konnte“, erinnert sich der hauptberufliche Konstrukteur und Projektleiter. „Ich hab dazu viele Bücher gelesen und das Fach-Chinesisch war unverständlich. Foren gab es damals ja noch nicht“, erzählt er. Ein Topf ergab ein Sechser-Tragerl. „Dann hab ich zwei Monate gewartet, das Bier reifen lassen. Dann war ich frustriert und hab es wieder probiert“, kann er heute über seine Startschwierigkeiten schon lachen. Denn mittlerweile braut der Welser in einem 180-Liter-Topf und das in Hochzeiten sogar zwei Mal am Tag. „Ich habe 2022 meine Firma gegründet, weil es schon mein Ziel ist, das gewerblich zu machen und dafür brauche ich natürlich auch eine gewisse Menge. Das Bier hat auch meinen Freunden geschmeckt und da hab ich das Potenzial gesehen, dass ich da in Wels wirklich etwas aufziehen könnte. Es gibt ja keine private Brauerei“, so Brandmayr, der die komplette Wertschöpfung in Wels haben möchte. Seine Zutaten kauft er regional, den Hopfen im Mühlviertel und das Malz kommt aus Grieskirchen. Dann geht es beim Raunigl – so der Hausname, der von Rauchkuchl kommt – los.
Das Reinheitsgebot
Brandmayr braut nach dem Reinheitsgebot, also nur mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Zuerst schrotet er das Malz, vermengt es im Maischekessel mit Wasser, wo es bei verschiedenen Temperaturstufen erhitzt und gerührt wird. Anschließend wird die Flüssigkeit gefiltert und der Treber der übrig bleibt, wird an die Hühner verfüttert. Im Sudkessel wird dann gekocht und der Hopfen kommt dazu, der dem Bier seine charakteristische Bitterkeit und sein Aroma verleiht. Danach wird das Bier schnell gekühlt, Hefe beigegeben und im Gärtank luftdicht verschlossen.
Die Hauptgärung benötigt zwei Wochen für die Umwandlung des Zuckers in Alkohol. Bei etwa neun Grad werden untergärige Biertypen wie Märzen vergoren, bei 20 Grad obergärige Biertypen wie Pale Ale.
Schließlich wird in 20-Liter-Fässer oder Fünf-Liter-Partyfässer abgefüllt und das Bier darf bei niedriger Temperatur noch nachreifen. In dieser Phase wird der Geschmack abgerundet, unerwünschte Gärnebenprodukte verflüchtigen sich und das Bier wird klarer. „Bei mir dauert das Nachreifen bis zu zwei Monate. Das ist ziemlich lange, aber verändert den Geschmack echt total. Bei Konzernbieren dauert das nur zwei bis drei Wochen“, weiß der ausgebildete Biersommelier.
Märzen, Pale Ale, Lager
Jeden Freitag von 8 bis 16 Uhr kann man das klassische Märzen, das fruchtige Pale Ale oder im Sommer das leichte, helle Lager Ab Hof in der Uhlandstraße 39 kaufen. Serviert bekommt man Raunigl’s beim Gasthaus Adam Jagerl oder beim Kramer in der Au.
Beim Stadtfest in Marchtrenk, von 20. bis 22. Juni, wird Brandmayr auch mit einer Ausschank vertreten sein und richtig durchkosten kann man sich dann beim großen Brauerei Sommerfest am 4. Juli.
Die 20-Liter-Fässer kann man übrigens inklusive Zapfanlage und Zubehör auch mieten, das ideale Paket für Gartenpartys, Firmenevents und Vereinsfeste.
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