Multikraft-Mitarbeiterin forscht nach Lösung zur Reduktion von Fungizid-Rückständen
GRIESKIRCHEN/PICHL. Die Mikrobiologin Katharina Kraxberger, eine gebürtige Grieskirchnerin und tätig bei der Firma Multikraft in Pichl, hat im Rahmen ihrer Dissertation nach einer Möglichkeit geforscht, wie Pestizid-Rückstände durch Mikroorganismen reduziert werden können.
Pestizidrückstände lassen sich nahezu überall in der Umwelt nachweisen. Laut Berichten der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) befinden sich unterschiedlichste Wirkstoffe in Lebensmitteln, Wasser und Böden. Die Folge: potenzielle Gesundheitsrisiken wie Krebs, Entwicklungsstörungen und Nervenerkrankungen – sowie massiver Biodiversitätsverlust. Und dennoch gibt es aktuell keine Lösungen, diese schneller in der Umwelt abzubauen. In der EU sind aktuell 450 aktive Wirkstoffe von Pestiziden zugelassen. Gleichzeitig herrscht ein großes Umdenken in der Gesellschaft. In der Landwirtschaft gibt es aber noch keine Alternativen, die auch wirklich funktionieren.
Intensive Forschung für die Landwirtschaft
„Landwirte brauchen aber Alternativen, die funktionieren, um ihren Pestizideinsatz zu reduzieren. Hier ist also nicht die Bäuerin oder der Bauer am Zug, auch wenn es in ihrem Sinne und der ihrer Äcker und Tiere ist, sondern die Forschung“, erklärt die Mikrobiologin Katharina Kronberger, Leiterin Forschung & Entwicklung bei der Firma Multikraft in Pichl. Sie widmete sich dieser Herausforderung deshalb in ihrer Doktorarbeit zum Thema „Fungizid abbauende Bakterien: von der Isolation zur Produktentwicklung“.
„Wenn wir weitermachen, wie bisher, ist der Großteil unserer Böden in zirka zehn Jahren unbenutzbar. Gepaart mit Wetterextremen könnten die Erträge in Österreich um knapp 50 Prozent zurückgehen“, sagt die gebürtige Grieskirchnerin, die sich auf Zahlen der AGES bezieht. Ihre Forschung erfolgte gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien, dem Auftraggeber Multikraft, Projektpartner Austrian Institute of Technology (Competence Unit Bioresources) sowie dem Fördergeber FFG.
Abbau durch Mikroorganismen
Eines der am häufigsten eingesetzten Fungizide in der Landwirtschaft ist Azoxystrobin. Der Abbau des Wirkstoffs ist aber kaum erforscht und er ist besonders langlebig in der Umwelt. „Die Wirkstoffe, die heute in unserer Umwelt, in den Böden und im Wasser, schlummern, sind immer noch die, die oft schon vor Jahrzehnten ausgebracht wurden. Darunter äußerst bedenkliche, die nicht nur Pilze, sondern auch menschliche Zellen und andere Organismen angreifen können. Und trotzdem wird das kaum beachtet“, erklärt Kraxberger.
Kraxberger hat in Tulln an der Donau und Oberösterreich direkt am Multikraft Standort in Pichl bei Wels geforscht und ein Modell erstellt, das aufzeigt, wie ein potenzieller Abbau dieses Fungizids mittels Mikroorganismen stattfinden kann. Mikroorganismen deshalb, weil sie von Natur aus vielfältige Funktionen in Böden und auf Pflanzen haben. Diese kommen der Landwirtschaft zugute.
Bei ihrer Arbeit identifizierte Katharina Kraxberger auf Blättern, rund um die Wurzeln und in Multikraft-Produkten geeignete Bakterienstämme, die nicht nur das Fungizid abbauen, sondern das Pflanzenwachstum verbessern können. Diese bieten eine Grundlage für praktische Anwendungen. Die Mikrobiologin ist optimistisch, dass durch intensive Forschung bereits in wenigen Jahren eine erste marktfähige Lösung entwickelt werden könnte. „Ziel ist es, in Zukunft ein effektives, umweltschonendes und sicheres Produkt zu haben, das Landwirt:innen eine echte Alternative bietet. Wir stehen aber erst am Anfang“, fügt Kraxberger hinzu.
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