Football - Der amerikanische Nationalsport im Boom
WELS. Von 29. Juli bis 4. August fand die Europameisterschaft im American-Football statt und bald startet die NFL (amerikanische Profiliga) in eine neue Season. Aber wie steht es um den amerikanischen Volkssport in Oberösterreich?
Football in Oberösterreich hatte lange Zeit nur zwei Gesichter: Die in der höchsten österreichischen Liga (AFL) beheimateten Steelsharks Traun zum einen und die Gmunden Rams zum anderen. Wie das Interesse am Sport an sich, wächst auch die Vereinslandschaft im ganzen Land. Die Ried Gladiators ließen sich über drei Jahre Zeit, bevor sie im März 2018 ihr erstes Pflichtspiel absolvierten. Nur wenige Monate später bestritten auch die Wels Huskies ihr erstes Spiel, obwohl ihre Kampfmannschaft erst seit November 2017 besteht. Gegründet wurde der Verein von nur wenigen Jugendlichen im Frühjahr selbigen Jahres. Die Jugendredakteure Jakob Ille und Carina Traxler haben mit Florian Engl (16), Gründungsmitglied der Wels Huskies, über den Sport und seinen Verein gesprochen.
Tips: Wie bist du zu American Football gekommen?
Engl: Nach dem Superbowl vor zwei Jahren haben wir im Turnunterricht Football gespielt. Danach begann meine Klasse ein Interesse dafür zu entwickeln.
Tips: Was gefällt dir an dem Sport am meisten?
Engl: Die Verbundenheit zum Team ist bei American Football größer als bei anderen Sportarten. Das liegt vor Allem am körperbetonten Spiel. Man kann Aggressionen abbauen, und ausleben was im normalen Leben nicht geht. Wenn ich im Spiel jemanden über den Haufen renne, ist das halb so schlimm.
Tips: Warum hast du beschlossen einen eigenen Verein zu gründen?
Engl: Ein paar Freunde und ich haben aus Spaß ein „Training“ abgehalten. Zuerst im Garten, dann auf einem Sportplatz, doch irgendwann wollten wir mehr. Wir wollten unseren eigenen Verein.
Tips: Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Engl: Das weiß keiner mehr so genau. Anfangs hießen wir Wallabies, aber da diesen Namen schon die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft trägt, suchten wir nach Alternativen. In der Diskussion gewann Huskies gegen die anderen Vorschläge.
Tips: Wurdet ihr dabei von jemandem unterstützt?
Engl: Zu einem großen Teil von unseren Eltern. Da wir noch nicht 18 waren, wäre es ohne sie gar nicht möglich gewesen, einen Verein zu gründen. Außerdem hatten wir nicht das nötige Know-How. Woher auch? Einen Verein zu gründen ist keine alltägliche Aufgabe.
Auch von den Steelsharks Traun wurden wir maßgeblich unterstützt. Am Anfang kamen Trainer von Traun nach Wels. Später durften wir im Rahmen einer Spielgemeinschaft bei Ihnen mitspielen. So konnten wir schon nach nur zwei Monaten ein echtes Spiel bestreiten. Auch einige organisatorische Dinge, wie die Beantragung von Spielerpässen, wurden uns von den Steelsharks abgenommen.
Tips: Waren deine Eltern begeistert von der Idee?
Engl: Grundsätzlich kannten sie Football nicht wirklich. Vor allem meine Mutter wollte erst gar nicht, dass ich Football spiele. Eltern machen sich immer Sorgen um ihre Kinder, und Football ist ein Sport zu dem Verletzungen einfach dazu gehören. Anfangs haben sie bloß mitgemacht um uns zu unterstützen, doch mittlerweile sind auch unsere Eltern begeisterte Football-Fans. Wir mussten ihnen versichern, dass wir auch dabei bleiben, und nicht nach wenigen Wochen das Interesse verlieren.
Tips: Gab es besondere Hürden zu bewältigen?
Engl: Am Anfang ist alles neu. Keiner wusste so genau, welche Schritte ein Verein tun muss, um als solcher zu bestehen. Auch ein eigenes Stadion zu finden und dieses zu erhalten ist kein Kinderspiel. Die Trainingsbeteiligung ist bei jedem neuen Verein ein Problem. Am Papier zählen wir weit mehr Mitglieder als die, die tatsächlich regelmäßig ins Training kommen.
Tips: Wie seid ihr zu den Spielern gekommen/War der Andrang groß?
Engl: Anfangs war der Verein nur unsere Klasse. Wir haben dann jeden unserer Freunde mobilisiert und waren dann schon bald an die 20 Leute.
Tips: Wie kam es zu einer Sektion für Erwachsene neben der Jugendmannschaft?
Engl: Es war von vornherein klar, dass ein Verein auch eine Abteilung für Erwachsene braucht. Im November veranstalteten wir ein Try-out. Geplant haben wir mit 15-20 Teilnehmern, gekommen sind über 40. Von da an trainierten wir zwei Mal die Woche. Mittlerweile zählen wir 56 angemeldete Mitglieder in der Kampfmannschaft.
Tips: Wie bewerbt ihr den Verein?
Engl: Jeder nimmt Freunde mit, spricht Leute an die interessiert sein könnten und bewirbt die Events des Vereins auf Facebook. Wir veranstalten regelmäßig Probetrainings und konnten unseren Verein auch schon in der Shopping City Wels bewerben.
Tips: Wie finanziert ihr den Verein?
Engl: Durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoring. Die Spiele werfen leider keinen Profit ab. Daher heißt es: Sparen wo es geht und schauen, dass die Kosten abgedeckt werden.
Tips: Wie footballbegeistert ist (Ober)österreich?
Engl: American Football boomt total. Die Übertragungen im Free-TV sprechen Bände. Aber auch in den Medien wird viel mehr über Football berichtet als früher. Das gilt aber bis jetzt nur für die amerikanische Profiliga NFL. Die Fans der heimischen Teams sind fast ausschließlich aktive oder ehemalige Spieler und deren Angehörige.
Tips: Wie sieht die Football-Landschaft in Österreich aus? Gibt es einen fixen Ligabetrieb?
Engl: Es gibt 5 Ligen. Diese werden vom American Football Bund Österreich (AFBÖ) organisiert. Der AFBÖ kümmert sich auch um das Nationalteam und den Ligaeinstieg neuer Teams.
Tips: Was muss ein neu gegründeter Verein wie eurer tun um daran teilzunehmen?
Engl: Um für die Ligaplanung berücksichtigt zu werden, muss ein neuer Verein drei Qualifikationsspiele absolvieren. Dabei ist das Endergebnis aber zweitrangig. Wichtig ist nur, dass man genügend Spieler stellen kann und die Infrastruktur für Heimspiele besitzt.
Tips: Was für Ziele hast du für die Zukunft?
Engl: Mein Anliegen ist es, dass der Verein weiter bestehen kann, auch wenn ich einmal nicht mehr dabei bin. Sportlich soll sich der Verein verbessern, und irgendwann in der AFL spielen. Ein gefestigter Platz der uns auf lange Sicht bleiben wird, wäre toll. In unserem aktuellen Stadion können wir nur drei Jahre bleiben, da fällt die Planung schwer. Ich persönlich möchte so lange wie möglich spielen und zu irgendeinem Zeitpunkt in meiner Karriere in der Nationalmannschaft spielen.
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