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"Jedes zweite Kind ist heute in einem Sportverein und das soll auch in der Zukunft so bleiben"

Gerald Nowak, 26.09.2020 08:00

LINZ. Vor wenigen Tagen fand in Oberösterreich mit dem Trendsportfestival das Finale der Sommersportoffensive der Sportunion statt, die jetzt mit einer Vereinsoffensive und einem Impulsprogramm eine nachhaltige Stärkung für das Sport- und Vereinswesen in Österreich einfordert. Verbandspräsident des Sport-Dachverbandes ist der Oberösterreicher Peter McDonald, der in Wels geboren und in Rutzing bei Hörsching aufgewachsen ist.  

Peter McDonald, Verbandspräsident der Sportunion Österreich. Foto: Sportunion
Peter McDonald, Verbandspräsident der Sportunion Österreich. Foto: Sportunion

Tips: Die erste Frage an einen Sportler im Ziel ist entweder „Wie geht´s“ oder „Wie war´s“. Fassen wir es zusammen. Wie geht es der Sportunion und ihren Mitgliedern nach sechs Monaten Corona und wie schwierig war die Zeit?

McDONALD: Wir erleben derzeit eine äußerst herausfordernde Zeit für Österreichs rund 15.000 Sportvereine, wovon rund ein Drittel der Sportunion angehört. Als großer Dachverband haben wir auch während der laufend Corona-Krise den Sport im Rahmen des möglichen weiterentwickelt mit neuen Innovationen. Daher haben wir auch die Sport-Digitalisierung vorangetrieben mit einigen Projekten. Nach dem Lockdown und der längsten Sportpause seit 75 haben wir mit unserer Sommersportoffensive wieder vom Neusiedler See bis zum Bodensee für Bewegung gesorgt. Zuletzt haben wir über das Institut SportsEconAustria eine Studie in Auftrag gegeben. Nach jüngsten Erhebungen erwarten 3 von 4 Sportvereine einen Verlust aufgrund der Corona-Krise, ein Drittel hat zudem einen Investitionsstopp verhängt. Wir haben gekämpft für einen Einnahmenausfallsfonds, erstmals für Sportvereine. Dieser NPO-Fonds war bislang eine notwendige Existenzsicherung, der uns vor einem Vereinssterben bewahrt hat. Vereine und ihre Mitglieder haben die erste Phase der Krise gemeinsam ganz gut gemeistert, nun aber ist der Unmut in den Sportvereinen groß und die Zuversicht gedämpft.  Unsere Vereine haben den Sommer genutzt und sich mit individuellen Präventionskonzepten und Contact-Tracing vorbereitet, nun sollte man sie unterstützen, eigenverantwortlich Sportausübung unter diesen Gesundheitsaspekten ausüben zu lassen.

Tips: Wie beurteilt die Sportunion die jüngsten Verschärfungen?

McDONALD: Unsere Ehrenamtlichen handeln sehr eigenverantwortlich und verantwortungsvoll, die können das: Daher sind gesundheitsorientierte, praktikable Möglichkeiten zur Sportausübung gefragt. Momentan haben viele Sportvereine enorme Schwierigkeiten, dass die Vereine ihren Übungsbetrieb abhalten können. Erste Vereine müssen daher für den Herbst ihren Übungsbetrieb aussetzen. Jedes zweite Kind ist heute in einem Sportverein und das soll auch in der Zukunft so bleiben. Sportvereine sind kritische Infrastruktur was Gesundheits- und Wertebildung für unsere Kinder und Jugendliche betrifft. 

Tips: Für viele Sportvereine ist die Zukunft schwierig. Wie kann man hier die gesellschaftliche Bedeutung verstärken in Sachen Nachwuchsförderung oder Breitensport?

McDONALD: Wir haben zwei große Ziele: Situationsbedingt 100 Prozent unserer Sportvereine durch diese Krise zu bringen. Zweitens: Uns ist es besonders wichtig, Menschen so früh wie möglich zu bewegen und für Sport zu begeistern. Mit „Ugotchi – Punkt mit Klasse“ an den Volksschulen oder mit Events wie dem Trendsportfestival (für 11 bis 15-jährige) motivieren wir jährlich zahlreiche Schülerinnen und Schüler für Sport und Bewegung.  Wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr zahlreichen Trendsportarten und Sportvereinen wieder eine großartige Bühne bieten können. Durch solche Sportveranstaltungen werden auch wichtige Brücken zwischen den Vereinen und der jüngeren Generation gebaut, die unser Sportwesen nachhaltig stärken. Es braucht jedoch auch noch mehr Kooperationen zwischen Sportvereinen und Schulen, was Vereine in der Schule betrifft. Eine verpflichtende und flächendeckende Öffnung von Schulsportstätten für Sportvereine zur besseren Auslastung bestehender Sportstätten könnte den Mangel – insbesondere in Städten – rasch beheben. Europa beneidet Österreich, um seine Sportvereinsstruktur bis in die kleinsten Dörfer quer durch Österreich – getragen von einer halben Million Ehrenamtlichen. Diese Sportvereine gehören zur DNA der Österreicherinnen und Österreicher und sind in der aktuellen Gesundheitskrise wichtiger als je zuvor, denn sie sind auch eine notwendige Antwort!

Tips: Jetzt ist der Blick in die Zukunft gerichtet. Die Sportunion hat jetzt eine Vereinsoffensive mit einem Impulsprogramm für Österreich. Wie lauten die Schwerpunkte dieser neuen Initiative?

McDONALD: Mit unserer Vereinsoffensive soll die Arbeit unserer ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären in den Mittelpunkt gestellt werden und durch ein konkretes Impulsprogramm Österreichs Vereinswesen gestärkt werden. Deren unentgeltliches gemeinnütziges Engagement muss endlich aufgewertet werden. Wir brauchen dringend Impulse für mehr Bewegung und Gesundheit. Angesichts der aktuellen Situation braucht es zur Existenzsicherung unserer Vereine die Verlängerung des bestehenden NPO-Fonds braucht. Für die Übungsleiter muss die leistungsgerechte Neuregelung der pauschalen Reiseaufwandsentschädigung bestehen bleiben. Zudem soll mit einer Anrechnung der ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Pensionsversicherung und eine Verbesserung der Rechtssicherheit/Haftung eine nachhaltige Stärkung des Ehrenamtes gesichert werden. Neben dem der verpflichtenden Öffnung von öffentlich finanzierten Schulsportstätten für unsere Sportvereine, braucht es einen Steuerbonus für den Sport. Ich verstehe nicht warum Mitgliedsbeiträge für die Gewerkschaft von der Steuer absetzbar sind und jene in gemeinnützige Sportvereine nicht – selbes gilt für Spenden.

Tips:  Viel wanderte in den letzten Monaten auf die digitale Ebene. Welche Maßnahmen sind hier gesetzt worden?

McDONALD: Innerhalb von zwei Wochen haben unseren Sportvereinen gemeinsam mit uns wegweisende und krisenfeste Sport-Initiativen auf der digitalen Ebene verwirklicht. Bis zur Sommerpause haben über 150.000 Teilnehmende pro Monat unsere Livestream-Sportangebote genutzt, darunter unsere erfolgreiche Digitalsports-Plattform oder die tägliche Turnstunde für Volksschulkinder zuhause. Die Bilanz spricht für sich, was zeigt, dass die Sportunion einen wichtigen Bewegungsbeitrag in dieser schwierigen Zeit geleistet hat. Zuletzt haben unter www.ugotchi365.at ein ganzjährige und interaktive Sport-Initiative für Familien realisiert. Wir sind stolz, dass wir mit diesen krisenfesten Sportangeboten entwickelt haben und mit unseren innovativen Projekten einen wegweisenden Beitrag für die Sport-Digitalisierung leisten konnten. Laut unserer Befragung haben 25 Prozent unserer Vereine neue digitale Angebote genutzt. Die Sportler haben in der laufenden Pandemie also Pioniergeist bewiesen.

Tips: Der Sommer war geprägt von vielen Aktionen. Wie sieht die Bilanz der Sommersportoffensive aus?

McDONALD: Unsere Sommersportoffensive unter dem Slogan #comebackstronger war die richtige Antwort auf den Corona-Lockdown. Rund ein Drittel der Bevölkerung in Österreich leidet unter Bewegungsmangel, was durch die Pandemie verschärft wurde. Zahlreiche Bewegungsangebote der Sportunion haben im Corona-Sommer neue Rekordzahlen erreicht, was zeigt, wie wichtig den Menschen in Österreich der Sport ist. Die Initiative „Bewegt im Park“ mit den anderen Dachverbänden – die auch vom Sportministerium und SV-Dachverband – unterstützt wird erreichte mit über 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen neuen Rekord. Darüber hinaus wurden zahlreiche Feriencamps und andere Veranstaltungen speziell für Kinder und Jugendliche organisiert. Wir sind stolz, dass so viele Menschen – gemäß unserem Slogan #comebackstronger – aktiv geworden sind. Umso wichtiger ist auch der Erhalt und die Stärkung des bestehenden Sport- und Vereinswesens, weshalb der Sommeroffensive nun eine Vereinsoffensive folgt.

Tips: Welche Aktionen gab es speziell in Oberösterreich und was ist noch geplant?

McDONALD: Dank unserer Präventionskonzepte konnten zahlreiche Events stattfinden. Es freut uns sehr, dass trotz der gegenwärtigen Corona-Krise – unter der Einhaltung der geltenden Bestimmungen – auch das Trendsportfestival im Linzer Kompetenzzentrum der Sportunion stattfinden konnte. Dieses schafft jährlich wichtige Verbindung zwischen Schülerinnen und Schülern sowie unseren Sportvereinen. Es war zudem auch das Finale unserer Sommersportoffensive. Beim Projekt „Bewegt im Park“ in Oberösterreich haben an über 700 Einheiten (gemeinsam mit Askö und Asvöund) rund 8.000 Personen teilgenommen. Zudem haben in Oberösterreich 42 Feriencamps der Sportunion mit rund 630 Kindern stattgefunden. Mit den Ugotchi-Bewegungsfesten haben wir zudem an mehreren Standorten ebenso hunderte Kinder zu mehr Sport begeistert. Mit dem Semesterbeginn startet jetzt wieder „Ugtochi– Punkten mit Klasse“, die Anmeldung für Volksschulklassen ist noch bis zum 30. September unter www.ugotchi.at möglich.

Tips: Es ist dies eine schwierige Frage. Inwiefern hat Corona den Sport verändert?

McDONALD: Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie wichtig das österreichweite Netzwerk zahlreicher ehrenamtlicher  Funktionären ist, um welches uns ganz Europa beneidet. Diese dichte zivilgesellschaftliche Struktur reicht bis in den letzten Winkel Österreichs und ist eine unverzichtbare Grundsäule für unser Land. Durch diese Gesundheitskrise wurde auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Bewegung und Fitness erhöht. Die WHO hat gemeinsam mit dem IOC in einer Absichtserklärung die Regierungen der Welt dazu aufgerufen, die Rolle des Sports im Kampf gegen Pandemien zu stärken. Österreich muss hier mit gutem Beispiel vorangehen. Unser großes Ziel ist es, die österreichische Bevölkerung – und da vor allem unsere Kinder – für mehr Bewegung zu motivieren. Daher wollen wir mit einem Impulsprogramm Österreichs Sport nachhaltig stärken, damit wir diese Krise erfolgreich meistern im Sinne von #comebackstronger!


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