
OÖ/WELS. Das Land OÖ und Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ) wollen Menschen mit Beeinträchtigung stärker am Arbeitsmarkt integrieren. Dazu wurde der Beteiligungsprozess „Inklusion und Arbeit“ gestartet. 12.498 Kundinnen nehmen in Oberösterreich Leistungen im Sinne des Chancengleichheitsgesetztes in Anspruch, allein in Wels-Stadt und Wels-Land sind es 611 beziehungsweise 441 Personen.
„Als Land Oberösterreich machen wir ausgezeichnete Erfahrungen. Jährlich werden rund 50 Personen mit Beeinträchtigung neu aufgenommen, 1.025 sind aktuell beim Land in Beschäftigung“, berichtet Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). „Es geht um das Miteinander. Unternehmen, die Menschen mit Beeinträchtigung eine Teilhabe am Arbeitsmarkt bieten, erfüllen eine wichtige Aufgabe. Viele Firmen zeigen schon große Bereitschaft bei dem Thema. Wir wollen noch weitere Unternehmen motivieren, Menschen mit Beeinträchtigung einen Arbeitsplatz zu bieten.“
Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) verweist auf die Vorreiterrolle, die Oberösterreich im Bundesländer-Vergleich im Bereich der Chancengleichheit und der Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung schon jetzt habe. Diese wolle man nun weiter ausbauen. Vor allem solle die integrative Beschäftigung direkt in den Betrieben forciert werden, so Hattmannsdorfer.
Auftakt bei Fronius
Gemeinsam mit der WKOÖ hat das Sozial-Ressort einen strukturierten Beteiligungsprozess gestartet, der Auftakt fand bei Fronius International statt. In den kommenden Wochen folgen weitere regionale Veranstaltungen bei Unternehmen. Fokus-Runden und eine Experten-Arbeitsgruppe werden im Anschluss eingesetzt, bis Ende des Jahres sollen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet sein, um die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung am Arbeitsmarkt zu verbessern, besonders direkt in Betrieben und in der Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt. Neben Fronius sind es in Wels-Stadt noch vier weitere, in Wels-Land zwölf Kooperationsbetriebe nach fähigkeitsorientierter Aktivität - eine Möglichkeit der unbefristeten Beschäftigung für jene Menschen mit körperlichen, geistigen, psychischen und/oder mehrfachen Beeinträchtigungen.
Geschützte Arbeit gibt es in Wels-Stadt in 14 Betrieben, in Wels-Land in vier Unternehmen. Die Geschützte Arbeit bietet die Möglichkeit, eine Erwerbsarbeit im Rahmen eines geschützten Arbeitsplatzes auszuüben. Dies kann einerseits in einer eigenen Werkstätte erfolgen oder durch Arbeitskräfteüberlassung an Unternehmen, sprich Arbeitsbegleitung.
Studie sieht Informationsbedarf
Basis für den Prozess sind eine beauftrage Studie, durchgeführt von der Wirtschaftsuniversität Wien unter HR-Verantwortlichen, sowie eine Befragung von Klienten. Die zentralen Ergebnisse: Klienten wünschen sich eine bessere Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Formen der Beschäftigung – und, wenn erforderlich – die Möglichkeit, in den geschützten Bereich zurückkehren zu können.
Unternehmen müssen über die Möglichkeiten der Beschäftigung von beeinträchtigten Menschen besser aufgeklärt werden. Sie wünschen sich zudem eine fachliche Begleitung bei der Betreuung im Betrieb. „Es gibt eine große Bereitschaft, aber auch große Unsicherheiten“, fasst Hattmannsdorfer zusammen.
Hummer: „Können Hervorragendes leisten“
Die WKOÖ hat schon vor 20 Jahren den Verein „Integratio“ gegründet. Seitdem seien über 1.300 Arbeitsverhältnisse mit Menschen mit Beeinträchtigung neu gegründet bzw. abgesichert worden, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. Im Schnitt komme es in OÖ zu rund 8.000 Arbeitsaufnahmen von Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen pro Jahr.
Hummer verweist darauf, dass auch Menschen, die aktuell nicht in Arbeit sind, profitieren würden. Etwa ein Drittel aller Arbeitslosen in OÖ derzeit – rund 9.000 Personen – sind von gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen betroffen sein. „Wenn wir zumindest einen Teil davon abholen können, dann ist das ein ganz wichtiger Beitrag für die Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Lebensqualität des Einzelnen.“ Wichtig sei, dass Beeinträchtigungen vielschichtig seien, die Menschen müssten am richtigen Platz eingesetzt werden. Es brauche individuelle Abstimmung und auch finanzielle Unterstützung, etwa für Arbeitsassistenzen. „Menschen mit Beeinträchtigung können, am richtigen Arbeitsplatz eingesetzt, Hervorragendes leisten und sind daher ein wertvolles Potenzial für unsere Unternehmen.“