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Ein Leben mit „halbem Herz“: „Ich will anderen Mut machen“

Mag. Michaela Maurer, 04.02.2020 17:29

WINDHAAG. Andreas Kreindl wurde mit einem „halben Herz“ und umgekehrten Organen geboren. Er hat schwierige Operationen und Herzrhythmusstörungen hinter sich. Nun will er anderen Erkrankten Mut machen und in Schulen von seinen Erfahrungen berichten.

Der 28-jährige Andreas Kreindl wurde mit einem Einkammerherz geboren.  Fotos: privat
  1 / 4   Der 28-jährige Andreas Kreindl wurde mit einem Einkammerherz geboren. Fotos: privat

Vor 28 Jahren kam Andreas Kreindl mit nur einem „halben Herz“ – einem Einkammerherz – und ohne Milz auf die Welt. Dazu sind seine Organe seitenverkehrt im Körper angeordnet. In den ersten drei Lebensjahren muss sich Andreas Kreindl drei schweren Operationen unterziehen. Dabei wird das Herzkreislaufsystem umgeleitet, die großen Körpervenen, die normalerweise in der rechten Herzhälfte münden, werden von dieser abgetrennt, damit der venöse und arterielle Kreislauf wieder getrennt ist. 

Schwierige Operationen

„Es waren schwierige Operationen mit langen Krankenhausaufenthalten“, erzählt Andreas“ Mutter Auguste. Einmal war Andreas zwei Monate im Krankenhaus. „Bei einer der Operationen kam es zu einem Multiorganversagen.“ Nach diesen ersten drei schwierigen Jahren konnte Andreas ein weitgehend normales Leben führen. Er musste zwar regelmäßig Antibiotika nehmen, da er wegen der fehlenden Milz eine geschwächte Immunabwehr hat, und einmal jährlich wegen dem Herz zur Kontrolle ins Krankenhaus.

„Aber ansonsten konnte ich alles machen und ein normales Leben führen. Nur beim Sport war ich vielleicht manchmal etwas schneller außer Puste. Aber die Mitschüler, meine Eltern und Lehrer haben es mich nie merken lassen, dass ich einen Herzfehler habe und haben mich immer normal behandelt“, ist Andreas dankbar. Mit zehn Jahren wurde er auch aktives Mitglied der Feuerwehr. Mittlerweile ist der 28-Jährige verheiratet, hat zwei Kinder im Alter von fünf Jahren und zehn Monaten, arbeitet zuhause in der Landwirtschaft und Teilzeit als Koch im Krankenhaus.

Herzrhythmusstörungen

Erst mit 19 Jahren machte sich sein Herz stark bemerkbar. Plötzlich traten Herzrhythmusstörungen auf. „Die Ärzte hatten uns davor gewarnt, dass so etwas passieren kann“, sagt Auguste. „Mein Puls schnellte bis auf 200 rauf. Ich fuhr ins Krankenhaus und dort musste mein Herz kurz gestoppt und dann wieder neu gestartet werden“, erzählt Andreas. Danach hatte er öfter Probleme mit Herzrhythmusstörungen und musste jedes Mal ins Krankenhaus. Die Ärzte haben viel ausprobiert.

Ab dem Alter von 22 Jahren war er dann drei Jahre beschwerdefrei, bis 2019 Herzrhythmusstörungen dann wöchentlich auftraten, was anfangs immer mit einem Krankenhausaufenthalt einherging. „Das war vor allem für meine Familie schwierig. Meine Frau konnte schon nirgends mehr hingehen, weil ich ja nicht wusste, wann es wieder passiert. Und für meine Töchter war das auch nicht angenehm. Gerade die ältere hat es ja mitbekommen, dass der Papa schon wieder schnell weg muss.“ Mittlerweile nimmt Kreindl Betablocker und weiß, wie er mit den Beschwerden gut umgehen kann. „Vieles hängt auch mit der Psyche zusammen. In einer Therapie habe ich gelernt, mir manches nicht mehr so zu Herzen zu nehmen.“

„Will anderen helfen“

Mit seinen Erfahrungen will Andreas Kreindl auch anderen helfen. Über Soziale Medien wie Facebook und Instagram steht er im regen Austausch mit anderen Herzkranken. „Ich habe erst vor zwei Jahren angefangen, aktiv nach anderen Herzkranken zu suchen. Man kann sich gegenseitig mit Erfahrungen und Tipps weiterhelfen. Erfährt, wie andere mit bestimmten Situationen umgehen und wohin man sich wenden kann, wenn man etwas Bestimmtes braucht.“ Heute ist Kreindl auch bei regelmäßigen Treffen, die österreichweit stattfinden, dabei. Andreas freut sich, wenn er anderen helfen kann. „Oft fragen mich Eltern an, deren Kinder eine ähnliche Herzkrankheit haben wie ich. Sie wollen wissen, wie es ist, mit der Krankheit zu leben, wie man sich fühlt, welche Probleme auftreten können. Sie haben oft noch ganz kleine Kinder und können sich nicht vorstellen, dass sie tatsächlich ein normales Leben führen können.“

Andreas Kreindl hält auf Anfrage auch gerne Vorträge in Schulen. Bei Interesse kann man sich bei ihm unter der Tel. 0664/1017959 melden. Auf Facebook berichtet Kreindl unter „Heartbeat – mein Leben mit nur einer Herzkammer“ über seinen Alltag.


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