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Zu Besuch beim Fischmeister: "Die halben Karpfen sind verschwunden"

Katharina Vogl, 15.12.2015 08:50

STIFT ZWETTL. Seine Schützlinge kennt er nicht mehr beim Namen, dafür sind es zu viele. Er nennt sie liebevoll seine „Kleinen“, der Fischmeister Josef Ploner, einer der Produzenten des „Waldviertler Karpfens“. Sein Revier ist die Teichwirtschaft in Stift Zwettl – die Arbeit als Fischmeister ebenso vielfältig wie herausfordernd.

Der Fischmeister mit seinen Karpfen. Fotos: KaPri
  1 / 2   Der Fischmeister mit seinen Karpfen. Fotos: KaPri

„Man braucht schon eine gewisse Liebe zur Natur sowie eine Portion Robustheit, denn wer nässe- und kälteempfindlich ist, ist hier am falschen Platz“, meint Fischmeister Josef Ploner grinsend. Mit dem Boot im Sommer bei herrlichen Temperaturen rauszufahren, um die Fische zu füttern, das ist die eine Seite. Beim Abfischen ab Mitte September ist schon körperlicher Einsatz und Ausdauer gefragt, das Wetter und die Temperaturen sind dann oft längst nicht mehr so angenehm. Aber auch das zählt zum Beruf des Fischmeisters, „vom Besetzen der Teiche mit der Brut bis zum Verkauf des küchenfertigen Filets erledige ich praktisch alles“, lacht Ploner. Dass der 39-Jährige sich beruflich der Teichwirtschaft zugewendet hat, ist dem Zufall zu verdanken. Durch die Ausbildung an der Försterschule kam er damals im Rahmen des Praktikums in das Stift Zwettl und so nahm alles seinen Lauf. Die dortige freie Stelle wurde zu der seinen, er absolvierte die Lehre, um dann später die Prüfung zum Fischmeister zu machen.

100 Kilometer-Teichrunde

Insgesamt bewirtschaftet der 39-Jährige 18 Teiche mit einer beachtlichen Fläche von insgesamt 90 Hektar. Für eine Fütterungsrunde – die er von Mai bis September alle zwei Tage erledigt – braucht er schon einen knappen Arbeitstag, zwischen sieben und acht Stunden. Immerhin erstreckt sich die Teichrunde im Bezirk Zwettl auf etwa 100 Fahrtkilometer. Der größte Anteil ist jener der Karpfen, dazu kommen noch einige Forellen, Hechte, Zander und Schleien. Gezüchtet wird ausschließlich selbst, Ploner ist es wichtig, den Ursprung zu kennen und auf Qualität zu setzen, zudem kann man so potentielle Krankheiten leichter vermeiden. Das langsame Wachstum ist übrigens eines der Charakteristika des Waldviertler Karpfens – nach drei Jahren sind die Fische schlachtreif.

Durchwachsene Saison

„Heuer hatten wir eine schlechte Ausbeute“, zieht der Fischmeister Bilanz. Der Rudmannser Teich mit seinen 40 Hektarn ist sein ergiebigster. Während hier oft schon bis zu 30 Tonnen abgefischt wurden, waren es heuer nur an die zwölf. „Die halben Karpfen sind verschwunden, es könnte sein, das diese – aufgrund des niedrigen Wasserpegels – den Vögeln zum Opfer gefallen sind“, spricht Josef Ploner eine Vermutung aus. De facto herrschte bereits im Frühjahr Wassermangel, dann kam die große Hitze, die zumindest seine Karpfen glücklicherweise kalt ließ. „Die haben es gerne warm.“ Viel mehr zum Problem werde der Fischotter, der sich seiner Ansicht nach in den letzten zwei, drei Jahren vielfach vermehrt habe. Der tierische Feinschmecker greift mit Vorliebe zu Forellen und vielen Fischen auf engen Raum. Angesichts dessen, hat der niederösterreichische Landtag kürzlich in einer Gesetzesänderung den bislang ganzjährigen Schutz von Fischottern (und Bibern) teilweise aufgehoben, konkrete Verordnungen werden ausgearbeitet.

F(r)isch auf den Tisch

Der Waldviertler Karpfen erfreut sich zunehmender Beliebtheit, rund 40 Prozent aller heimischen Karpfen werden zu Weihnachten verkauft. Und auch in Stift Zwettl herrscht gerade Hochbetrieb, die Fische werden je nach Bedarf frisch für den Verkauf zubereitet, – ausgenommen, filetiert, geschröpft, geräuchert. Samstags ist der Verkaufsladen der Fischerei ganzjährig geöffnet, in der Vorweihnachtszeit gelten – aufgrund der erhöhten Nachfrage – erweiterte Öffnungszeiten. So wandern im Monat Dezember etwa acht bis zehn Tonnen Fisch über die Theke, schätzt Ploner.

Regionales Bewusstsein

„Ich habe schon das Gefühl, dass die Leute mehr zu regionalen Sachen greifen und sich dessen ein wenig bewusster werden“, meint der 39-Jährige, „vor allem nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima stieg der Fischverkauf bei uns zwischenzeitlich deutlich an“. Josef Ploner greift übrigens selbst gerne – wen wundert“s – zum Karpfen, am liebsten gebraten in einer feinen Polenta-Panier und den gibt“s bei ihm auch am 24. Dezember.


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