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20 Jahre Filmclub Zwettl mit herzerwärmender Geschichte vom letzten Wanderhirten

Leserartikel Eva Leutgeb, 28.03.2020 16:00

ZWETTL. Der Filmclub Zwettl feierte seinen 20-jährigen Geburtstag. Obfrau Herta Freund-Klopf weiß noch, wie am 23. März 2000 mit dem Film „Nordrand“ gestartet wurde. „Damals gab es noch die Filmrollen“ erzählt sie und da waren auch Pannen vorprogrammiert, wenn ein Film nicht komplett abgerollt war. Mit der besonderen Film-Dokumentation von Ronit Kertsners „Refugee Lullaby“, die die Geschichte des flüchtlingshelfenden Wandhirten Hans Breuer zeigt, feierte der Filmclub sein Jubiläum.

Hinten v.l.: Hans Breuer, Andrea Wiesmüller, Julia Gaugusch-Prinz, Herta Freund-Klopf, Fritz Haslinger, Franz Mold, Manfred Haydn, Silvia Moser, Maria Petrova, Aliosha Biz; vorne: Bruno Gorski und Ulrike Haydn-Raab; Fotos: Tips
photo_library Hinten v.l.: Hans Breuer, Andrea Wiesmüller, Julia Gaugusch-Prinz, Herta Freund-Klopf, Fritz Haslinger, Franz Mold, Manfred Haydn, Silvia Moser, Maria Petrova, Aliosha Biz; vorne: Bruno Gorski und Ulrike Haydn-Raab; Fotos: Tips

Der Verein zeigt Filme von Animationen bis zum Kurzfilm und hat eine Vorliebe für französische Komödien und veranstaltet Indoor sowie Outdoor in Form von Sommerkino-Vorführungen. Das Highlight für den Filmclub war 2017 das Ehrenzeichen, welches von der Stadtgemeinde für Kultur für das ideenreiche, passionierte Wirken und Schaffen in der Zwettler Kunst- und Kulturszene verliehen wurde.

Zum Geburtstag waren unter anderem Bürgermeister Landtagsabgeordneter Franz Mold und Vizebürgermeisterin Andrea Wiesmüller (beide ÖVP) und Landtagsabgeordnete der Grünen, Silvia Moser anwesend. Sie überreichten dem Verein eine Esterhazy-Geburtstagstorte. Fritz Haslinger bedankte sich bei allen, die den Verein unterstützen und Franz Mold betonte: „Das Land und die Gemeinde können nur etwas unterstützen, wo Initiativen ergriffen werden.“ Im Anschluss an die Filmvorführung wurde je ein Stück der Torte an alle Anwesenden verteilt.

Hans Breuer, letzter Wanderhirte und Flüchtlingshelfer

Der Film, „Refugee Lullaby“  handelt vom letzten Wanderhirten Österreichs, Hans Breuer. Im Vordergrund steht seine Hilfe, die er für Asylanten in der damaligen Flüchtlingskrise 2015/2016 geleistet hat. „Was ich mit den Flüchtlingen mache, hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun. Das ist Solidarität“, sagt er. Mit seinem Auto begibt er sich an die Landesgrenzen und nimmt Familien mit kleinen Kindern mit, um ihnen ein paar Kilometer Weg zu ersparen. In Lagern verteilt er Orangen und heißen Tee, singt Lieder und was er noch macht: Er verteilt Flyer in verschiedenen Sprachen an die Flüchtlinge. „Manche wissen gar nicht, was Asyl bedeutet und dass viele von ihnen wieder zurückgeschickt werden. Frau Merkel hat nur gesagt `Ihr könnt kommen´“, so Breuer.

Leben im Wohnwagen

Hans Breuer ist ein Sohn jüdischer Kommunisten. „Als Kind habe ich schon gelernt, dass viele Nazis für ihre Verbrechen nicht bestraft werden und in guten Berufen wie Anwälte oder Ärzte arbeiten. Deshalb habe ich beschlossen, nicht wie ein Nazi zu leben, sondern ich wollte ein Außenseiter sein“, erklärt er seinen Beruf als schafehütender Wanderhirte. Im selbst gebauten Wohnwagen zieht Hans Breuer durch ganz Österreich. Ohne fließend Wasser, gebadet wird in einer aufgestellten Badewanne vor dem Wagen. Mit einigen Asylanten hat er sich angefreundet und er zeigt ihnen, wie er lebt: „Hier ist Dritte Welt in Österreich“, erklärt er ihnen humorvoll seinen Wohnwagen. Ein Leben als Wanderhirte hat für ihn auch bedeutet, 45 Jahre kein Urlaub, kein Wochenende, kein Feiertag. So eine Schafherde braucht 365 Tage Zeit.

Trio WanDeRer

Im Anschluss an den Film gab es ein „musikalisches Schäferstündchen“. Hans Breuer tritt als Trio „WanDeRer“  als Sänger mit Maria Petrova (fingerfertige Percussion) und dem erstklassigen Geiger Aliosha Biz mit seinen selbstkomponierten, jiddischen Lieder auf. In diesen verarbeitet er das, was ihn beschäftigt, wie zum Beispiel das „Drama“, als sein Sohn abgestillt wurde. Der Song heißt ganz einfach „Milch“.

Das idyllische Bild der Touristen nicht stören

Auf den Almen war Hans Breuer kein gebetener Gast. Obwohl er für zwei Monate an die 3.000 Euro Pacht auf Almen gezahlt hat, hat man ihn dort nicht gerne gesehen, weil man das „idyllische Bild der Touristen nicht stören soll“, wie er formuliert. Aber es ist auch gefährlich in den Bergen, abgestürzt sei er dort auch schon. „Es ist kein Wunder, dass der Beruf ausgestorben ist“, sagt Hans Breuer. Damit ist nun auch der letzte Wanderhirte Österreichs von der Bildfläche verschwunden. Seit einem Jahr ist Hans nämlich in Pension. Er lebt nun mit seinen beiden kleinen Kindern und seiner Frau in Wien, die dort dem Lehramt zur Volksschullehrerin nachgeht.


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