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Innovation: Die Marzipan-Eule aus dem 3D-Drucker

Katharina Vogl, 04.05.2016 11:25

ZWETTL. Gut zehn Minuten dauert die abgebildete Eule, etwa viereinhalb Stunden der unten gezeigte Stephansdom. Trotz dieser beachtlichen Geduldsprobe wäre der 3D-Drucker bei diesem Dom immer noch schneller als ein Konditor – bedingt durch den hohen Detailgrad – so heißt es. Jedenfalls ist es eine präzise Lieferung auf Knopfdruck. Was die Technologie aber wirklich verspricht oder in Zukunft bringen könnte – Tips hat sich ausführlich mit Christof Kastner unterhalten. Denn das Großhandelsunternehmen hat die Innovation im Gepäck.

Durch den ein Millimeter feinen Spritzkopf wird das Marzipan aufgetragen. Fotos: KaPri
  1 / 3   Durch den ein Millimeter feinen Spritzkopf wird das Marzipan aufgetragen. Fotos: KaPri

Ende Mai sollte der Lebensmitteldrucker dann verfügbar sein, so der Status quo. Derzeit wird das Gerät – insbesondere der Druckkopf – noch einmal überarbeitet – deswegen auch die Verzögerung von ein paar Monaten, ursprünglich war von März die Rede. „Er wird gerade noch großküchentauglich gemacht.“ Der Preis dürfte nun doch ein wenig höher ausfallen, als anfangs gedacht. Bedingt durch die Kleinserienfertigung und den verbesserten Druckkopf spricht Christof Kastner von etwa 2500 Euro. Dennoch soll damit auch der kreative Hobbykoch angesprochen werden, neben der Hauptzielgruppe der Profis aus Gastronomie, Bäckerei und Konditorei. Das Thema Lebensmitteldruck verfolgt Kastner seit vergangenem Jahr: „Als ich mit meiner Familie im Flieger saß in Richtung Urlaub, las ich von einer Firma, die es geschafft hat, mit verschiedenen Lebensmittel zu drucken, das hat schließlich meine Aufmerksamkeit erregt.“ Die Kontaktaufnahme zum erwähnten StartUp Print2Taste erfolgte rasch, die Exklusivkooperation war bald unter Dach und Fach. Und bei der größten Gastronomiemesse in Österreich, war Kastners Messestand samt dem 3D-Drucker schließlich der Publikumsmagnet.

Die Marzipan-Eule

„Ich werde Ihnen eine Marzipan-Eule ausdrucken, ist das okay?“, fragt Maximilian Reiter, Mitarbeiter der Kastner Gruppe, der im Hintergrund den Lebensmitteldrucker soweit vorbereitet hat. Mittlerweile hat sich das Gerät aufgeheizt, durch sein prägnantes Summen zieht der Drucker sofort alle Augen auf sich. Über eine App kann man selbst eine Vorlage zeichnen oder aus vorgefertigten Figuren auswählen. Das Know-how spielt sich im Druckkopf ab, wichtig ist die ganz spezielle breiige Konsistenz des einzelnen Lebensmittels, das in Form von Kartuschen eingesetzt wird.

 “Das Geheimnis ist die richtige Konsistenz der zu druckenden Lebensmittel, von Marzipan über Baiser, Kaugummi, Marshmallows oder Leberpastete, mittlerweile gibt es 30 verschiedene Druckerfüllungen.“ Christof Kastner

Um es druckbar zu machen wird es auf Temperatur gebracht, kühlt dann vorne an der Spitze aus und wird schließlich unter lautem Summen Schicht für Schicht durch den einen millimeterdicken Spritzkopf aufgetragen, exakt der Vorgabe. Und diese kann man durch das Computerprogramm sehr einfach verändern. „In Wahrheit ist es nur ein Hightech-Spritzsack, wo ich etwas einfülle und zum Garnieren verwende. Nur in der Geschwindigkeit, in der Präzision und in der Stückzahl kann ein Konditor mit dem Drucker nicht mithalten“, erläutert der gesellschaftende Geschäftsführer. Und siehe da, mittlerweile hat die Eule schon Füßchen bekommen.Der Zusatznutzen“Zukünftig könnte man diese zu druckenden Lebensmittel mit Zusatzstoffen wie Vitaminen, Spurenelementen oder schlicht und ergreifend mit Kalorien anreichern und in eine optisch ansprechende Form bringen“, so Kastner. Sagt“s und zeigt ein Foto eines toll drapierten Kartoffelpürees samt kunstvoll arrangierter Gemüsebeilage und Rollbraten – alles aus dem 3D-Drucker. Vor allem altersschwachen Menschen beziehungsweise jenen mit Schluckbeschwerden könne man damit das Essen wieder schmackhaft machen. Kastner sieht weiters viel zukünftiges Potential in der Personalisierung von Speisen oder Backwaren. „Den eigenen Namen, das Logo, das persönliche Profil oder eine personalisierte Schokofigur auszudrucken, ist damit ein Leichtes.“ Das Großhandelsunternehmen wird das Produkt – so wie es aussieht – nicht nur verkaufen, sondern auch vermieten und Ausdrucke selber produzieren. „Ob das wirklich der große Verkaufshit wird, das wird man erst sehen, wir sind selber gespannt, denn die Technologie befindet sich noch in den Kinderschuhen!“ Das berühmte und oft zitierte Schnitzel aus dem Drucker sieht Kastner aber noch nicht.

Ein Blick in die Zukunft

Aber de facto wird sich am Lebensmittelmarkt in den nächsten 20 Jahren so einiges ändern, viele Trends zeichnen sich schon jetzt ab: ganz neue Verarbeitungstechniken oder neue Lebensmittel, die beispielsweise aus Pflanzen gewonnen werden. Neben der Veränderung der Lebensmuster und der Arbeitswelt, wird sich auch das Ernährungsverhalten weiter wandeln, gibt Kastner zu bedenken. „Der Außerhausverzehr ist stark im Steigen begriffen, hier entsteht gerade eine vielfältige Plattform, von Fastfood-Anbietern, Caterings, bis hin zu Streetfood Ständen und Pop up-Restaurants.“ Und auch das Online-Angebot wird immer facettenreicher. „Denn für wen ist es schon lustig Getränke zu schleppen?“ Diese rasanten Entwicklungen fressen den stationären Handel weg. So gibt es auch bei Kastner schon neue Ideen, was zukunftsträchtige Plattformen angeht, verrät der geschäftsführende Gesellschafter abschließend. „Als Unternehmen muss man schauen, dass man überall dabei ist.“ Denn Einkaufen müsse schließlich sexy sein.Ach ja: Die Eule ist übrigens fertig gedruckt. Was soll man sagen, die Präzision ist wirklich beeindruckend. Und es schmeckt einfach nur nach Marzipan.


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