Die Zwettler Fachschule für wirtschaftliche Berufe präsentiert sich in neuem Gewand
ZWETTL. Ab dem kommenden Schuljahr wird die Fachschule für wirtschaftliche Berufe in vielen Bereichen erneuert. Man setzt mit diesem Modell vor allem auf mehr Praxis und mehr Flexibilität. Am 12. Dezember wurde die „FW-Neu“ interessierten Vertretern von Politik und Wirtschaft präsentiert.
“Die Fachschule ist in den letzten Jahren nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, erläuterte Direktor Gerhard Schenk eingangs. Überhaupt wären die dreijährigen Fachschulen österreichweit nicht so gefragt. Ein weiterer Fakt: der Fachkräftemangel der in vielen Bereichen omnipräsent ist und sich in Zukunft noch verschärfen wird. Aus dem heraus sei das neue Konzept der Fachschule erwachsen, das folgende Eckpunkte aufweist:
Mehr Praxis
Mit einer intensiven praktische Ausbildung - mit einem wöchentlichen Schnuppertag in der zweiten und dritten Klasse (Start im Schuljahr 2020/2021), einem achtwöchigen Pflichtpraktikum zwischen der zweiten und dritten Klasse und Serviereinsätzen - sollen die künftige Arbeitskräfte auf einen optimalen Einstieg in das Berufsleben vorbereitet werden. „In den letzten Monaten haben wir dafür intensiv Kontakte mit Betrieben in der Region geknüpft“, so Gerhard Schenk. Denn auch für diese ergibt sich so die Chance, potentielle zukünftige Mitarbeiter kennen zu lernen.
Abschluss nach jedem Jahr möglich
Zudem ist es angedacht, dass man nach jedem Jahr einen Schulabschluss erwerben kann. Während der Ausbildung kann man sich demnach entscheiden, ob man nach einem, zwei oder drei Jahren bereit ist, in die Berufswelt einzusteigen. Damit könne man auch Quereinsteigern aus Polytechnischen Schulen oder Berufsbildenden Höheren Schulen die Möglichkeit geben, an der Fachschule zu starten, erläutert Schenk.
Ausbildungsschwerpunkt
Der bereits bekannte Ausbildungsschwerpunkt der HLW Zwettl, „Gesundheit, Ernährung und Wellness“, soll nun auch das Angebot der Fachschule bereichern. Weiters können die verschiedensten Zusatzqualifikationen vom Kindergartenassistenten über den Jungsommelier bis hin zur Veganen und Vegetarischen Fachkraft absolviert werden.
Außergewöhnliche Lehr- und Lernmethoden
Wie bereits in der Schullandschaft der Franziskanerinnen üblich, setzt man auch beim neuen Modell der Fachschule auf selbstständiges Lernen mit COOL. Neu hinzu kommt ein wöchentlicher Experience-Day in Form von Workshops, Vorträgen oder Lehrausgängen. „Wir sprechen gerne von einer dualen Ausbildung light“, meint Schenk – aufgrund der beiden Lernorte „Schule“ und „Betrieb“.
Durch die Verbindung von Theorie und viel Praxis bekommen die Schüler die Chance, den „richtigen“ Arbeitsplatz für sie zu finden. „Oft ist man nach der neunten Schulstufe noch nicht reif, um in den Beruf einzusteigen“, betont Direktor Schenk, die Fachschule sei eine gute Begleitung in diesem Reifeprozess. Zudem werde damit auch dem Phänomen der „Schulabbrecher“ entgegengesetzt. Über all dem steht das Ziel, die Arbeitskräfte im Waldviertel zu behalten.
Ein kleiner Wermutstropfen: die bis dato noch unzureichenden Busverbindungen. „Das tut uns in Zwettl ziemlich weh. Wir haben allerdings die Zusage, dass es Direktlinien in brauchbarer Zeit geben wird“, hofft Direktor Schenk auf wesentliche Verbesserungen, auch was den Anschluss in die Nachbarbezirke betrifft, ab dem Schuljahr 2019/20.
Positives Feedback
Im Zuge der anschließenden Gesprächsrunde begrüßt Anne Blauensteiner als Vertreterin der Wirtschaftskammer das neue Konzept, das die Entwicklung der Schüler fördert und dem Fachkräftemangel womöglich entgegenwirkt, gibt allerdings zu bedenken, dass es die rechtlichen Rahmenbedingungen bei Praktika noch genau zu klären gilt.
Auch Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Franz Mold (VP) erachtet die Möglichkeit, beim Aus- und Umsteigen einen Abschluss in der Hand zu halten, als positiv. „Sehr wichtig ist es, dass auf die Praxis mehr Wert gelegt wird, wie ich auch immer aus der Wirtschaft höre.“
Bezirkshauptmann Michael Widermann schließt sich dem an und ergänzt: „Es ist toll, dass man sich Verschiedenes anschauen und dabei seine Talente und Fähigkeiten entdecken kann.“ Womöglich werde das auch mithelfen, die Abwanderungsspirale umzudrehen.
In dasselbe Horn tönt auch Bildungsmanager Alfred Grünstäudl: „Es ist wichtig, dass junge Leute nach ihren Talenten und Fähigkeiten gefördert werden.“ Er gratuliert zum Modell und bezeichnet die Schule als „geschützten Bereich, wo man sehr viele Zusatzqualifikationen erwerben kann.“
Tag der offenen Tür
Detaillierte Informationen gibt es am Tag der offenen Tür am 11. Jänner von 14 bis 18 Uhr oder auf der Homepage: www.hlwzwettl.ac.at
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