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Die Bärenfrau aus dem Waldviertel

Leserartikel Online Redaktion, 22.08.2016 08:08

ARBESBACH. Seit 15 Jahren kümmert sich Sigrid Zederbauer um das Wohlergehen der Braunbären im Bärenwald. In den ersten Jahren als Tierpflegerin, später dann als Betriebsleiterin. Tips bat die engagierte Frau aus Anlass des Jubiläums um einen Blick zurück in die Entwicklung eines einzigartigen Tierschutzprojektes.
Von ERICH SCHACHERL

Fotos: Schacherl
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Der Besuch im Bärenwald beginnt mit einer Führung durch das Bärengehege an der Seite von Sigrid Zederbauer, der Betriebsleiterin des Projektes. 1998 wurde die Auffangstation für gerettete Braunbären von der Tierschutzstiftung Vier Pfoten eröffnet. Derzeit befinden sich acht Braunbären in dem 14 Hektar umfassenden Gelände. Während des Rundganges sind nur drei zu sehen. „Wir sind ja kein Zoo“, erzählt Sigrid Zederbauer. „Bei uns ist nur die Hälfte des Geheges einsehbar, damit die Bären Rückzugsbereiche haben, wo sie ungestört sind“, ergänzt sie. Es gibt auch keine Show-Fütterungen oder ähnliches. Sigrid schildert: „Wir garantieren den Besuchern des Bärenwaldes nicht das abrufbare Tiererlebnis innerhalb einiger Minuten. Aber wir garantieren einen interessanten und schönen Aufenthalt in einem einzigartigen Tierschutzprojekt und wer sich genügend Zeit nimmt, kommt mit all seinen Erwartungen sicher auf die Rechnung“. Die jährlich steigenden Besucherzahlen bestätigen das Konzept des Projektes.

Die Bärin Brumml

Vor allem die Bären selbst sind es, die zeigen, dass es im Bärenwald gut und richtig läuft. Die 24 Jahre alte Bärin Brumca etwa, von Sigrid, ihren Teamkollegen und vielen Stammgästen liebevoll „Brumml“ genannt. Als sie von den Vier Pfoten in den 1990er Jahren aus einer tierquälerischen Privathaltung gerettet wurde, zeigte sie schwere Verhaltensstörungen. Das änderte sich auch nach der Übersiedlung in den Bärenwald lange nicht. Sigrid erinnert sich: „Wir haben lange erfolglos versucht, Brumml zu helfen, die Verhaltensstörungen loszuwerden. Im Herbst 2004 hat sie dann zur Überraschung aller begonnen, selbst eine Höhle zu graben. Als der strenge Winter begann, verschwand sie darin und wurde nicht mehr gesehen. Nach einigen Wochen tauchte sie wieder auf und war irgendwie verändert, hat zufriedener gewirkt. Sie hat also das Natürlichste getan, was auch Bären in freier Wildbahn tun, wenn der Winter kommt, sie hat sich zur Winterruhe begeben“. Den Rückzug im Winter hat sie seither mehrere male vollzogen. Ganz weg ist die Verhaltensstörung noch immer nicht, „aber das ist viel weniger geworden“, erzählt Sigrid weiter.

Bärenschicksale

Neben Brumml leben noch Vinzenz, Liese, Tom, Jerry, Erich, Emma und Miri im Bärenwald. „Tom & Jerry sind die letzten Zirkusbären aus Österreich (Anmerkung: Bärenhaltung in Zirkussen ist mittlerweile gesetzlich verboten). Sie haben von den Zirkuskunststücken, die sie schon als junge Bären vorführen mussten, verformte Beine. Aber sie fühlen sich sehr wohl, sie spielen täglich miteinander“, weiß Sigrid zu berichten. Gut geht es auch Vinzenz und Liese, die aus einer Betongrube gerettet wurden.

Besondere Freude hat die betriebsleiterin mit Erich, Emma und Miri, die im Herbst 2015 nach Arbesbach gekommen sind. „Wir haben die drei aus einem ehemaligen Tierpark (Anmerkung: Tierpark Enghagen bei Windischgarsten) in Oberösterreich geholt, wo sie unter katastrophalen Bedingungen leben mussten. Wir sind total happy, sie entwickeln sich großartig. Sie sind sehr harmonisch miteinander und liegen noch immer gemeinsam beim Mittagsschläfchen“.

Tierliebe

Wenn die studierte Biologin und Verhaltensforscherin sich an ihre erste Zeit im Bärenwald erinnert, muss sie schmunzeln. „Ich habe ehrenamtlich hin und wieder mitgeholfen, dann habe ich eine Stelle als Tierpflegerin angenommen. Ich hab` mir gedacht, dass mache ich für eine gewisse Zeit und hatte keine Ahnung, dass daraus 15 intensive Jahre werden“. Ihre Liebe zu Tieren und ihr Engagement im Tierschutz sind dafür verantwortlich. Ungefähr sechs Jahre lang kümmerte sie sich als Tierpflegerin um das Wohlergehen der Bären, dann wurde sie Chef-Tierpflegerin, nach dem Umbau und der Vergößerung des Bärenwaldes im Jahr 2009 schließlich Betriebsleiterin. In dieser Funktion ist sie seither verantwortlich für die Tiere, Verwaltung, Werbung, Pressearbeit und so weiter. Ein Team von mittlerweile sieben Personen hilft ihr dabei. „Mir ist es wichtig, dass im Bärenwald in allen Bereichen ein angenehmes und freundliches Klima herrscht. Ich hoffe, dass ich es durch meine Arbeit geschafft habe, dass dieser Geist wirkt“, sagt sie in ihrer angenehm zurückhaltenden und gleichzeitig sehr klaren Art.

Bärentrail

Sigrid Zederbauer wandert gerne. Diese Leidenschaft hat sie mit dem Bärenwald verbunden und in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten und den umliegenden Gemeinden den Wanderweg „Bärentrail“ konzipiert. Seit Juni 2016 können interessierte Personen entlang des Bärentrails die zauberhafte Natur des Waldviertels entdecken (siehe Wandertipp). Ob sie weitere 15 Jahre im Bärenwald sein wird, kann sie jetzt noch nicht sagen. Das konnte sie allerdings im Jahr 2001 auch nicht. Die Chancen stehen für die Bären also recht gut, dass sie noch viele Jahre so professionell und liebevoll betreut werden, wie bisher.

Bärenschutzzentrum Bärenwald Arbesbach

Schönfeld 18, 3925 Arbesbach

www.baerenwald.at

www.baerentrail.at


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