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Hochkarätig besetzte Diskussion: „Von der Überholspur auf die Kriechspur abgefallen“

Katharina Vogl, 21.03.2017 15:09

ZWETTL. Die Waldviertel Akademie lud zu einer besonderen Diskussion mit dem früheren SPÖ-Vizekanzler Hannes Androsch und dem ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Josef Moser. Die beiden präsentierten ihr „Büchlein“: „Einspruch! Der Zustand der Republik und wie sie noch zu retten ist“.

  1 / 8   V.l. stehend: Christoph Mayer (GF Waldviertel Akademie), Birgit Trojan (Obmann-Stellvertreterin Wirtschaftsforum Waldviertel), Anne Blauensteiner (FiW), Vizebürgermeister Johannes Prinz, Gerhard Preiß (Obmann der Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte). V.l. sitzend: Josef Moser (ehemaliger Rechnungshofpräsident), Ernst Wurz (Vorsitzender Waldviertel Akademie) und Hannes Androsch (früherer Vizekanzler)

„Heute ist ein ganz besonderer Termin, es ist noch ganz selten passiert, dass wir so honorige und charismatische Personen bei uns im Saal hatten“, begrüßt der Obmann der Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte, Gerhard Preiß, die zahlreichen Interessierten. So strömten gestern Montag, 20. März, rund 140 Besucher in den Saal der Raiffeisenbank, gut doppelt so viele hätten für diese Diskussion ihr Interesse bekundet, so Preiß.

„Doppelgleisigkeiten zwischen Bund und Ländern“, „dysfunktionaler Föderalismus“, „Überbesteuerung“, „Vorschriftenflut“, „byzantinische Demokratie“ – mit diesen und weiteren Wörtern analysierten Androsch als auch Moser kritisch den aktuellen Zustand der Republik, stets untermauert mit Beispielen aus der Praxis. „Bis 2048 werden die Kosten für Pensionen, Pflege und im Sozialbereich massiv ansteigen. Diese Mehrausgaben müssen erst erwirtschaftet werden, wir sind derzeit in der Situation, dass wir darauf zu wenig Bedacht nehmen. Wir sind spitze dabei, Einnahmen zu lukrieren, aber auch Weltmeister beim Geld ausgeben“, mahnt Josef Moser.

Zwar gehe es uns gut, wir hätten auch viel erreicht, aber es wäre verdammt gefährlich, sich jetzt in Selbstgefälligkeit zurückzulehnen, denn: „Wir hatschen hinten nach, sind von der Überholspur auf die Kriechspur abgefallen, wenn wir so weiter machen, landen wir am Pannenstreifen“, so Androsch. Und spricht damit unter anderem die Rückgang der Exporte und die Rekordarbeitslosigkeit an. Neben dem Wirtschafts-, Gesundheits- und Sozialsystem bekam auch die Bildungsreform ihr Fett weg: „Wir müssen unsere Kinder auf Digitalisierung und die globale Revolution einstellen, das beginnt schon im Vorschulalter“, betont Androsch.

Meckern und Jammern ist zu wenig

Nicht nur meckern und jammern, sondern aufzeigen und handeln sei angebracht, und das ist gleichzeitig auch die Motivation hinter dem Buch. „Wir haben das Buch geschrieben, um aufzurütteln“, so Androsch, der auch die Sozialpartnerschaft kritisierte: „Das ist viel mehr eine Sozialgegnerschaft oder eine Verhinderungspartnerschaft, beides ist nicht sehr förderlich.“

Es gibt noch Hoffnung für die Republik

Die frohe Botschaft des Abends: Es gäbe noch Hoffnung für Österreich, allerdings müsse man sofort handeln. Vorschläge zur Gesundung wurden ebenso angebracht: unter anderem müsse Geld effizienter eingesetzt werden, vom Bund über die Länder bis zu den Gemeinden, so Moser. Eine Strukturreform, die den Staat verschlankt samt Entbürokratisierung oder die Schaffung von einheitlichen Regelungen fielen in diesem Zusammenhang. Abschließend pochten die Beiden noch auf das Engagement des Einzelnen. „Demokratie lebt vom Engagement ihrer Bürger“, „bitte regt euch auf, kritische Bürger sind gefragt!“

Für reichlich Diskussionsbedarf war damit gesorgt, die Veranstaltung, die in Kooperation mit der Raiffeisenbank Zwettl, dem Wirtschaftsforum Waldviertel, der Donau-Universität Krems und der Stadtgemeinde Zwettl abgehalten wurde, fand bei Brötchen und Wein schließlich ihren gemütlichen Ausklang.


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