Breitbandausbau: „Das ganze Waldviertel müsste sich auf die Füße stellen“
WALDVIERTEL/BEZIRK ZWETTL. Vor allem vor den Wahlen ist der Breitbandausbau stets in aller Munde. Doch was ist wirklich Realität und wo sind weiße Flecken im Bezirk? Tips hat sich umgehört.von KATHARINA VOGL
„Du, da gibt es etwas Neues: Da schreibt man etwas in eine Schreibmaschine und woanders kommt es wieder raus“, meinte Waldviertel-Manager Adi Kastner vor vielen vielen Jahren ganz erstaunt zu Peter Kastner. Die Rede war vom „Internet“, das in den 90er Jahren den kommerziellen Durchbruch feierte.
Wollte sich ein Waldviertler damals ins Internet einwählen, musste er übrigens für die Nutzung - aufgrund der benachteiligten Region - um ein vielfaches mehr bezahlen als ein Wiener. Mittlerweile hat sich zwar viel getan, einigen stößt es aber sauer auf, wenn in punkto Breitband „noch immer von Pilotregionen“ die Rede ist, so etwa SPÖ-Bezirksvorsitzenden Herbert Kraus. „Damit möchte man lediglich die Bevölkerung gnädig stimmen, dabei müsste man nur Geld in die Hand nehmen und tun“, spricht Kraus den flächendeckenden Ausbau an, der seiner Meinung nach für die Region „überlebenswichtig ist“. Kaum woanders gäbe es so viele weiße Flecken wie im Bezirk Zwettl.
Der Österreichische Breitbandatlas
Diese weißen Flecken lassen sich mit dem Österreichischen Breitbandatlas (www.breitbandatlas.info) gut nachvollziehen. Während etwa das Thayaland oder die ASTEG Region inklusive der Gemeinde Pölla gerade großteils von der NÖ Glasfaserinfrastrukturges.m.b.H (NÖGIG) ausgebaut werden, zählen beispielsweise Katastralgemeinden wie Germanns, Hörmanns oder Dorf Rosenau zu jenen weißen Flecken mit geringer Versorgung, was Festnetz, als auch Mobilfunk betrifft.
„Gerade bei Telefonleitungen sind weite Entfernungen das Problem. Beispiel: Schloss Rosenau hängt an Zwettl, da bringt man trotz bester Bemühung nicht viel zustande“, meint Josef Mayerhofer, Geschäftsführer der WVNET GmbH, einer der ältesten Internetanbieter im Waldviertel.
Viele weiße Flecken
Das bestätigt auch Renate Amon, die unweit davon in Niederneustift wohnt. „Beruflich könnten wir das Internet nicht nutzen, unser Sohn verzweifelt angesichts der langsamen Ladezeit der Seiten“, berichtet die Künstlerin.
Ein Lied davon singen kann ebenso Hubert Neunteufel, wohnhaft in Unterrosenauerwald. Er bemüht sich schon seit geraumer Zeit um eine passable Internetverbindung, doch keine der ausprobierten Variante ist ansatzweise zufriedenstellend. „Über die Telefonleitung kam nichts zustande, die derzeitige Funkverbindung lässt auch sehr zu wünschen übrig.“ Damit einher gehe auch der schlechte Handyempfang.
Daniela Bruckner, ebenfalls in Unterrosenauerwald zuhause, weiß nur zu gut, wovon Neunteufel spricht. Störungsfrei telefonieren kann sie nur vor der Haustüre - was das Internet betrifft, hat sie auch schon eine kleine Odyssee hinter sich. Die frühere Nutzung über das Kabel eines Telefonanbieters ließ die Videos eher „retour als vorwärts gehen“. Nun habe man mit dem Umstieg auf Internet via Satellit zwar eine - von der Leistung - halbwegs zufriedenstellende aber doch sehr teure Lösung gefunden.
Dünn besiedelte Gebiete als Herausforderung
Gerade in solch dünn besiedelten Dörfern und Streusiedlungen ist die Realisierung von Glasfasernetzen künftig eine riesige Herausforderung, weiß Experte Mayerhofer. Die notwendige Verlegung neuer Anschlüsse zu den einzelnen Haushalten erfordere hohe Investitionskosten. Kosten, die sich natürlich vor allem in dichter besiedelten Gebieten rechnen, so Mayerhofer. „Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn wo aufgegraben wird, muss im selben Zug eine Leerverrohrung für Glasfaseranschlüsse mitgemacht werden.“
„Das ganze Waldviertel müsste sich auf die Füße stellen und sagen: Wir sind am weitesten weg und wollen flächendeckend Breitband.“ (Josef Mayerhofer)
Dringenden Handlungsbedarf in Sachen Breitband sieht auch Monika Schiller aus Obernondorf (Gemeinde Waldhausen). „Ein Foto hochzuladen, gleicht derzeit einer langwierigen Prozedur, es verdrießt einen damit zu arbeiten“, meint sie, die das Internet gerne für berufliche Zwecke nutzen würde. Im ganzen Dorf lässt die Verbindung zu wünschen übrig, weiß Schiller.
Erschließung von 340.000 Haushalten in NÖ
Ideal wäre es, wenn die NÖGIG ausgehend von den Pilotregionen einen flächendeckenden Ausbau schnellstmöglich vorantreibe, so Mayerhofer.
Der Plan des Landes NÖ sieht eine Erschließung von 340.000 Haushalten bis 2026 vor, erläutert Landtagsabgeordneter Franz Mold (VP). Allerdings handle es sich dabei um eine Mischversorgung aus Glasfaser und Funklösung. Streusiedlungen würden etwa - mit Ausnahme von großen Unternehmen - großteils mit Funklösungen versorgt werden. Jene Gemeinden, die schon bestimmte Vorleistungen erbracht haben, zum Beispiel eine Leerverrohrung, werden beim Breitband als erste zum Zug kommen“, so Mold.
Breitbandausbau wichtiger als Waldviertelautobahn
Mayerhofer wird abschließend noch deutlicher: „Der Breitbandausbau wäre meiner Meinung nach viel wichtiger als der Ausbau einer Autobahn. Denn er ist billiger und leichter herstellbar, zerstört keine Ressourcen und es profitieren in Wirklichkeit viel mehr Leute davon, wenn sie möchten“, meint Mayerhofer.
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