Bereits ein Viertel Jahrhundert bevölkert der Mazda MX-5 unsere Straßen. Wir haben uns die neueste Version näher angesehen und zu einem Treffen mit dem Urahn gebeten.
Helmuth Ziehensack ist zu Recht stolz auf sein Baby. Er gehörte zu den ersten Österreicher, die Anfang der Neunziger einen Mazda MX-5 in Empfang genommen haben. „Das war ein Riesen-G'riss um den Miata“, erinnert sich der Wiener. Er hat den Roadster damals nicht gleich wieder – wie so viele andere – gewinnbringend weiterverkauft, sondern bis heute als fixes Familienmitglied gehütet, gepflegt und auch gefahren. Liebevoll hat Ziehensack den MX-5 über die Jahre verbessert – freilich ohne an dessen Originalität und Optik zu kratzen. Polierte Ansaugkanäle für soliden Durchzug, eine kernig tönende Edelstahl-Auspuffanlage und diverse Verbesserungen am Fahrwerk haben seinem Mazda MX-5 in die Jetztzeit transferiert. Mit all diesen Maßnahmen verfolgte Ziehensack ausschließlich einen Zweck – der Steigerung der Fahrfreude.0
Wir stellen das Original und seinen Ur-Urenkel vor dem mondänen Falkensteiner Schlosshotel Velden nebeneinander und staunen. Der Alte ist wirklich einen Hauch länger als der Jungspund. Freilich relativiert sich diese Abmessung mit der deutlich gewachsenen Breite, den im Vergleich riesigen Rädern und dem grimmigen G“schau der neuen Generation. Beide eint das knapp geschnittene Fetzendach, welches sich aus dem Handgelenk öffnen und schließen lässt.
Schlanke 115 PS reichen dem freundlich dreinblickenden Urmodell für resches Roadster-Feeling. Dass die Servolenkung fehlt, moniert höchstens Gattin Elisabeth beim Einparken. An Präzision hat der Alte kein Quentchen verloren. Helmuth Ziehensack schenkt seinem Mazda auch fahrdynamisch noch immer nichts, treibt den Oldie beherzt durch die Kurven rund um den Wörthersee. Freilich, im Winter bleibt das gute Stück in der Garage. Wär ja auch zu schade darum.
160 PS bietet der neue MX-5 – natürlich voll auf der Höhe der Zeit mit allen elektronischen Fangleinen gesichert. Was anderes würde ja nicht mehr toleriert heute. Auch er trägt den Roadster-Spirit in seinen Genen, fährt sich ultradirekt mit viel Verve in den Kurven. Mazda verzichtet nach wie vor auf Turboaufladung und liefert dadurch schön lineare Kraftentfaltung. Man sitzt auf den Boden der Tatsachen – nämlich fast auf der Straße. Auch der aktuelle MX-5 passt wie ein Handschuh – mehr Platz braucht niemand, weniger aber auch nicht.
Technisch stehen zwar Welten zwischen den beiden Roadstern. Dennoch muss man Mazda höchstes Lob aussprechen, wie sich die erste und letzte MX-5 Generation auch nach 26 Jahren noch atmosphärisch nahestehen. Auf die Frage, ob er denn nicht auf den Neuen umsteigen will, schüttelt der siebzigjährige Helmuth Ziehensack lediglich den Kopf. Er bleibt lieber seinem Baby treu.
Shooting Location: Falkensteiner Schlosshotel Velden *****
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