AMSTETTEN. Josef Plaimer (74) ist eines der Gesichter der Stadt Amstetten. Als Gendarm, Politiker und Archivar wirkte er an der Gestaltung des heutigen Amstetten mit. Und er zeigt sich nach wie vor sehr umtriebig
Josef Plaimer, 1944 in Amstetten geboren, begann seine berufliche Laufbahn mit einer Lehre als Maurer. Nach dem erfolgreichen Abschluss und nach dem Bundesheer absolvierte er die Gendarmerie-Schule in Meidling und kam 1965 auf dem Posten in Amstetten zum Einsatz, wo er nach verschiedenen Stationen von 1990 bis 2003 Postenkommandant war. Aufgrund einer schweren Erkrankung ging er 2003 in den Ruhestand.
Auf ewig Gendarm
Dazu merkt er an: „Ich bin 1963 als „Gendarm geboren“ und werde auch als Gendarm sterben. Denn die Gendarmerie wurde erst mit 1. Juli 2005 in die Polizei umgewandelt, weshalb alle vor diesem Datum in den Ruhestand getretenen Beamten bis zu ihrem Tode als Gendarmen gelten!“
Plaimers politische Laufbahn begann als SPÖ-Gemeinderat im Jahr 1980. Er war unter anderem Kulturstadtrat und bis ins Jahr 2000 Vizebürgermeister.
Plaimer erinnert sich, dass in seiner „aktiven“ Zeit der damalige Bürgermeister Herbert Katzengruber darauf hinwies, dass das Archiv in Amstetten brach liege. „Das wäre eine Arbeit für einen Pensionisten“, meinte er. Doch es fand sich keiner – bis ins Jahr 2006: Da wurde Plaimer Stadtarchivar. Ein Ehrenamt, das er bis Ende 2014 ausübte. Plaimer: „Das Archiv hat eine große Eigendynamik entwickelt. Und mit dem neuen Stadtarchivar Thomas Buchner ist ein ausgezeichneter Nachfolger gefunden worden.“
Als Archivar richtete er interessante Ausstellungen aus, er ermittelte er die Schicksale von sechs russischen Kriegsgefangenen aus dem 1. Weltkrieg und er nahm Kontakt mit George Wozasek auf, der als Jude als 13-Jähriger mit seiner Familie aus Amstetten vertrieben wurde. Für das Buch „Mosaiksteine“ des Arbeitkreises für Bezirksgeschichte verfasste Plaimer fünf Beiträge, einer davon ist George Wozasek (1925 bis 2016) gewidmet, damals Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Linz.
Lebensgeschichten aufspüren
Das Aufspüren von Lebensgeschichten ist eine Leidenschaft Plaimers, der ein Gespür dafür hat, an der richtigen Stelle ein offenes Ohr zu haben und er hat die Ausdauer, in Archiven zu graben und Gespräche zu führen. Im Buch „Mosaiksteine“ zeugen die Beiträge über Helene Gruber, Katharina „Käthe“ Graf oder Franz Gruber von seiner akribischen Spurensuche.Und noch heute ist Plaimer Lebensgeschichten auf der Spur. Als jüngstes Beispiel führte Plaimer ein langes Gespräch mit Ludwig Surkin, der als 18-jähriger Jude von den Nazis aus Amstetten vertrieben worden war.
Auszeichnungen
Josef Plaimer wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. 2003 wurde er von Bundespräsident Thomas Klestil mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet und im Jahr 2014 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Amstetten.
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