Schüler erforschen die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling
AMSTETTEN. Die ersten beiden Klassen des Aufbaulehrgangs Wirtschaft der Fachschulen Amstetten arbeiten seit längerem an einem Sparkling Science-Projekt des Injoest (Institut für jüdische Geschichte Österreichs). Ziel ist die Erforschung der Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling zur NS-Zeit.
Das Projekt wurde im Herbst 2017 mit einer Info-Veranstaltung des Injoest in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten gestartet. Im Zuge ihrer Forschungen führten die Schüler insgesamt acht Interviews mit Nachfahren ehemaliger Patienten oder Pfleger der Anstalt durch. Auch Personen des öffentlichen Interesses wie Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer wurden befragt. „Bei manchen Schülern war zwar anfangs die Bereitschaft nicht so groß, dennoch haben viele ein tiefes Interesse für die Thematik entwickelt und arbeiten sogar in der Freizeit am Projekt“, erzählt Geschichte-Lehrer Erwin Eigenthaler, der das Projekt betreut.
Heikles Thema für Angehörige
Die Kontakte zu den Angehörigen erhielten die Schüler von der Injoest. Ein Großteil davon kam im September 2018 direkt im Anschluss an den ersten Vortrag zum Thema „Die Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling in der NS-Zeit. Aktuelle Forschungsergebnisse“ selbst auf die Veranstalter zu. „Manche Personen haben immer noch ein Problem damit, über die damalige Zeit und die Rolle ihrer Verwandten zu reden. In der dritten Generation wird jetzt das Bedürfnis, heikle Themen anzusprechen, auch wenn sie die eigene Familie betreffen, wieder größer“, sagt Eigenthaler. Sein Wunsch ist, dass die Schüler ihr erlangtes Wissen für die Diplomarbeit verwenden und sich eventuell beim von der Injoest geplanten Citizen Science-Projekt, bei dem Bürger miteingebunden werden, beteiligen.
Gespräche in Familie sind wichtig
Bei den Interviews haben die Schüler auch teilweise mitgefilmt. Die Interviews werden zu einem Film zusammengefügt. Ende April oder Anfang Mai findet im Landesklinikum Mauer-Öhling die Abschlusspräsentation des Projekts statt, bei der Auszüge aus dem Film gezeigt werden. Michelle Lesiak, Schülerin der zweiten Klasse, war im Filmteam dabei. „Was damals passiert ist, ist erschreckend. Es ist wichtig, dass in den Familien der Angehörigen darüber geredet wird, weil sonst alles verloren geht“, meint sie.
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