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Bäuerinnen-Serie: Euratsfelder Landwirtin gibt Einblicke in ihr Leben

Michaela Aichinger, 27.11.2021 08:21

EURATSFELD. Tips holt anlässlich der Bäuerinnen-Serie passionierte Landwirtinnen vor den Vorhang – diesmal Gebiets- und Ortsbäuerin Andrea Stadlbauer.

Andrea Stadlbauer informiert über ihre Arbeit als Landwirtin. (Foto: mai)
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Er sticht wahrlich ins Auge – der Klinkerhof in Euratsfeld. Und der Name ist Programm: die ganze Fassade des Vierkanters ist mit Klinker-Ziegeln gestaltet. „Wir sind noch nicht ganz fertig mit den Umbauarbeiten, aber es ist in den vergangenen Jahren viel passiert. Andere Höfe haben einen Hausnamen, wir haben ihn uns selbst gegeben“, schmunzelt Landwirtin Andrea Stadlbauer und bittet in ihre gute Stube. Die gute Stube – das ist der mit Glas überdachte und zum imposanten Wohnraum umfunktionierte Innenhof – eine Augenweide. „Wir haben den Innenhof schon immer gerne genutzt – nun machen wir das bei jedem Wetter“, so die Hausherrin und Mutter dreier Töchter.

„I bleib daham“

Gemeinsam mit ihrem Mann Walter hat Andrea Stadlbauer 1992 den elterlichen Hof übernommen. „Ich bin das jüngste von vier Kindern und habe drei Brüder – schon als kleines Mädchen war für mich klar: ‚I bleib daham‘. Und für die Eltern war das in Ordnung“, erinnert sich Stadlbauer. Während ihre Eltern zu Beginn die Hühnermast noch neben einer Milchwirtschaft geführt hatten, stiegen Stadlbauer und ihr Mann dann ausschließlich auf die Hühnermast um – allerdings im Nebenerwerb. „Mein Mann ist voll berufstätig. Zwei Standbeine zu haben, war uns wichtig. Es gibt aber schon zu denken, dass meine Eltern noch vom Vollerwerb leben konnten und wir nicht mehr“, macht Stadlbauer deutlich.

Wintergarten für Hühner

Am Klinkerhof sind derzeit 29.000 Hühner auf zwei Hallen verteilt. „Die Gebäude hat schon mein Vater in den 70er-Jahren errichtet und wir haben sie natürlich laufend adaptiert. Unser Hof ist ein Mittelding aus konventionellem und Bio-Betrieb. Mir ist es wichtig, dass es unseren Tieren gut geht. Vor einigen Jahren haben wir die Hallen um eine Art Wintergarten erweitert. So haben die Hühner einen Auslauf und ich habe immer eine große Freude, zu sehen, dass es den Tieren gut geht“, betont die Euratsfelder Bäuerin. Ein Umstieg auf einen Bio-Betrieb sei aufgrund der Gegebenheiten nicht machbar gewesen, aber man habe „das getan, was möglich ist“.

Hartnäckiges Gerücht über Geflügel

Ein Dorn im Auge ist Stadlbauer, dass sich immer noch das hartnäckige Gerücht hält, Geflügel werde mit Medikamenten „vollgepumpt“. „Das ist völlig falsch. Wir haben in Österreich sehr strenge Auflagen. Medikamente dürfen nur vom Tierarzt verabreicht werden. Wenn das einmal in fünf Jahren bei meinen Tieren der Fall war, ist das viel. Ich habe genug Erfahrung, um einzuschätzen, wann der Tierarzt wirklich Medikamente geben muss.“

Bild der Landwirtschaft

Stadlbauer ist Gebietsbäuerin von Amstetten sowie Euratsfelder Ortsbäuerin: „Mit diesen Funktionen sind vielfältige Einsatzbereiche verbunden. Einerseits versuche ich, Veranstaltungen für andere Bäuerinnen zu organisieren, andererseits ist es meine Aufgabe, Landwirtschaft und die Bäuerinnen nach außen hin zu vertreten“, so die Euratsfelderin, der wichtig ist, ein „positives und echtes Bild der Landwirtschaft zu kommunizieren“ – unter anderem auch in Volksschulen: „Wir vermitteln den Kindern anlässlich von Schulaktionstagen, welche Lebensmittel gesund sind und erklären das AMA-Gütesiegel“, so Stadlbauer.

Thema Direktvermarktung

Unerlässlich sei auch die Präsenz auf den Social Media-Kanälen sowie das Thema „Direktvermarktung“: „Ich war 15 Jahre im Gemeinderat tätig und immer wieder kam bei Bürgerumfragen der Wunsch nach einem Bauernladen. So ist gemeinsam mit der Dorferneuerung der Hofladen-Verein ‚D’Speis‘ entstanden und heuer durften wir in Euratsfeld unseren Hofladen eröffnen“, erklärt Stadlbauer ihr Herzensprojekt. Derzeit seien Produkte von 65 Lieferanten vertreten – auch Tiefkühl-Hühnerfleisch vom Klinkerhof, das übrigens alle sechs Wochen frisch am Hof erstanden werden kann. In der „Speis“ werde „das Beste, das die Bauern zu bieten haben“ an einem Ort angeboten. Das Projekt sei gut angelaufen. „Immer mehr Menschen möchten die Herkunft ihrer Lebensmittel kennen. Da gab es bei vielen ein Umdenken – auch durch Corona“, so Stadlbauer.

Berufung Bäuerin

Inzwischen ist ihr Bäuerinnen-Dasein für Stadlbauer mehr Berufung als Beruf: „Vor allem das Gespräch mit meinen Kunden gibt mir sehr viel. Es ist schön, wenn man Wertschätzung für seine Produkte erhält und es nicht um Preisschlachten geht. Natürlich gehört es auch zu meiner Arbeit, in den Stall zu gehen, auszumisten. Aber ich habe eine Freude, wenn es den Tieren gut geht“, so die Bäuerin. Unterstützung erfährt sie von ihrer Familie: „Meine Töchter helfen mir sehr. Auch mein Vater ist mit seinen 90 Jahren noch fit und hilft am Hof mit. Wir haben gottseidank einen starken Zusammenhalt – dafür bin ich sehr dankbar“, so Stadlbauer.


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