Jedes Haus am Hauptplatz hat eine interessante Geschichte

Norbert Mottas, 15.03.2022 12:42

AMSTETTEN. Josef Plaimer war unter anderem Gendarmerieposten-Kommandant, Vize-Bürgermeister (SPÖ) und Stadtarchivar. Im Ruhestand beschäftigt er sich mit der Stadtgeschichte. Er kann zu jedem Haus auf dem Amstettner Hauptplatz eine Geschichte erzählen.

1 / 2 Josef Plaimer vor dem Kroiss-Haus (Foto: mott)

Von Ruhestand kann bei Josef Plaimer keine Rede sein. Aus einem Fundus aus Archivalien, der nicht publizierten Häuserchronik des Historikers Manfred Wohlfahrt (+2018), persönlich Erlebtem und vielen Gesprächen rollt er die Stadtgeschichte auf und berichtet davon in viel beachteten Vorträgen. Großen Eindruck hinterließ sein Vortrag zur Geschichte des Hauptplatzes Amstetten, bei dem er mehr als zwei Stunden lang das Interesse des Publikums fesselte. In dem Vortrag zeigte Plaimer aktuelle und historische Fotos der einzelnen Häuser.

Das Kroiss-Haus

Da nennt er etwa das Haus Nr. 34 am Hauptplatz, das bis 2020 ein Kleider-, Stoff- und Schnittwaren-Geschäft war und dessen Auslagen derzeit Kunstwerke zeigen. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1553. Das Haus ist der Stammsitz der Kroiss-Dynastie. Besitzer des Hauses Kroiss waren unter anderem Kaufleute, Wirte, ein Cantor, Schulmeister, Kupferschmiede, Strumpfwirker, ein Wundarzt und ein Chirurg aus Deinhausen im Schwabenland. Ab 1815 begründet Thomas Kroiss, Gutsbesitzersohn aus Siegendorf, die Kroiss-Dynastie in Amstetten. Ein Spross dieser Dynastie war Carl Kroiss, der 1854 bis 1860 Bürgermeister von Amstetten war und eine Entscheidung traf, die die Stadtgeschichte Amstettens nachhaltig prägte: Er intervenierte beim Kaiser Franz Joseph, auf dass die Eisenbahn bei Amstetten vorbei gebaut werde und nicht wie geplant über Seisenegg und Wallsee.

Taurer-Gasthaus

Gleich neben dem Kroiss-Haus befand sich auf Nr. 32 Das Taurer-Gasthaus „Zum braunen Rössl“. Im Jahr 1822 gab es im Viereck Hauptplatz – Alte Zeile-Rathaus – Kirchen-Wörth – Waidhofnerstraße 16 Wirtshäuser. Also jedes sechste Haus besaß die „Schankgerechtigkeit“. Um 1900 waren es im selben Bereich nur mehr acht.Besitzer des Hauses Nr. 32 waren nach 1600 der Postmeister, Ratsbürger, Fleischer und Wirte.Gesichert ist es 1705 als das erste Gasthaus, aber es dürfte schon früher bestanden haben.

Das sind nur zwei Beispiele von 40 Häusern am Hauptplatz Amstettens, von deren wechselhafter Geschichte Plaimer in seinen Vorträgen berichtet.