"Liebe im Herzen": Mostviertlerin möchte mit ihrem Buch das Thema "Kindesverlust" enttabuisieren
AMSTETTEN. 2019 hat die Amstettnerin Simone Rockenschaub völlig unerwartet ihren damals dreijährigen Sohn Alexander verloren. Ihre schmerzhaften Erfahrungen und ihren Umgang mit Trauer vermittelt sie mit dem Projekt „Liebe im Herzen“. Am 13. Dezember (18 Uhr) wird sie bei Thalia Amstetten aus ihrem Buch „Verwaiste Weihnachten“ lesen.
Simone Rockenschaub führte ein ganz normales Leben, geprägt von Höhen und Tiefen, wie es bei den meisten Menschen der Fall ist. Sie brachte ihren Sohn Alexander zur Welt, ihr Leben schien perfekt zu sein – bis das Schicksal eines Tages brutal zuschlug, als ihr Kind plötzlich verstarb.
Der Schmerz und die Trauer, die sie nach diesem Verlust durchlebte, waren unbeschreiblich. Doch was sie in den folgenden Jahren durchmachte, ging weit über die üblicherweise bekannten Trauerphasen hinaus.
Tabuthema Kindesverlust
„Die Menschen in meiner Stadt und meinem Umfeld konnten nicht richtig mit meinem Verlust umgehen. Als Mutter, die ihr Kind verloren hatte, fühlte ich mich oft einsam und unverstanden. Menschen begannen, die Straßenseite zu wechseln, wenn sie mich sahen, aus Angst, mit meinem Schmerz konfrontiert zu werden. Sätze wie 'Schau, dass du schnell wieder ein Kind bekommst' waren mehr Schläge als Ratschläge“, erinnert sich Rockenschaub an eine extrem herausfordernde Zeit.
Das Thema des Kindesverlusts ist nach wie vor ein großes Tabu in der Gesellschaft. Rockenschaub: „Ich fühlte mich, als ob ich in einer Welt voller Stille gefangen wäre, während die Welt um mich herum weiterging.“
Nach einer langen, dunklen Zeit fand sie schließlich den Mut, sich mit ihrem Schmerz auseinanderzusetzen und beschloss, die Stille zu durchbrechen. Sie begann, ihre Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, in der Hoffnung, anderen Trauernden zu helfen und das Tabu zu brechen, das den Verlust eines Kindes umgab.
„Ja – es gibt Hoffnung“
„Ich habe vom ersten Tag nach Alexanders Tod an Tagebuch geschrieben. Das war ein Weg, den Verlust meines Kindes zu verarbeiten und anderen Trauernden eine Botschaft der Hoffnung zu geben. Denn ja – es gibt Hoffnung. Trotz des unaussprechlichen Schmerzes habe ich langsam den Weg zum Glück gefunden. Ich führe heute ein wundervolles Leben 2.0 und bin glücklich – anders glücklich als früher“, so Rockenschaub.
Ihr offener Umgang mit dem Tod ihres Kindes, ihre Texte auf dem Instagram-Profil liebe.im.herzen_ beeindrucken und begeistern viele Menschen in ähnlichen Situationen.
Rockenschaub verwandelte ihre Erfahrungen auch in das Buch „Verwaiste Weihnachten“, das die Geschichte ihrer dunkelsten Weihnachtszeit nach dem Verlust ihres Sohnes erzählt und anderen Trauernden Mut machen soll. Ihre Botschaft: „Ich habe es überlebt, und du kannst das auch! Gib niemals auf!“
Podcast „Totgeschwiegen“
Abgesehen von dem Buch und den Texten auf Instagram hat Simone Rockenschaub gemeinsam mit Beatrice Giese aus Deutschland unter dem Titel „Totgeschwiegen“ einen Trauer-Podcast auf Spotify. „Immer mittwochs gibt es eine neue Folge – bisher sind schon über 40 Folgen abrufbar“, so Rockenschaub.
Zusätzlich zum Podcast bietet die Amstettnerin auch gratis Online-Trauergruppen an, bei denen Trauernde Rockenschaub, die auch diplomierte Hypnosetrainerin, Cranio-sacral-Anwenderin sowie psychologische Beraterin ist, Fragen stellen können. Außerdem fertigt sie individuelle Grablichter – „Seelenlichter – an.
Rockenschaub: „Mit all dem möchte ich betonen, dass Trauer ein Ausdruck von Liebe ist. Wir dürfen über den Verlust eines Menschen ein Leben lang trauern – so, wie wir einen Menschen ein Leben lang lieben.“
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