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Auf Spurensuche im Mostviertel: Künstlerpersönlichkeit mit Wallseer Wurzeln

Michaela Aichinger, 19.02.2024 17:03

WALLSEE. Leherb – kaum einer der jüngeren Generation kennt diesen Künstler und Maler, obwohl er in den 1960ern bis in die 1990-Jahre zu den bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten weltweit gehörte. Seine Wurzeln reichen bis in den Ort Wallsee, wo heuer ihm zu Ehren eine Ausstellung geplant ist.

Der Künstler Helmut Leherbauer (r.) oder „Leherb“ bei einem Besuch in Wallsee (Foto: Privat)
  1 / 4   Der Künstler Helmut Leherbauer (r.) oder „Leherb“ bei einem Besuch in Wallsee (Foto: Privat)

Leherbs Vater, Karl Leherbauer, wurde in Wallsee im Haus Nummer 17 am Marktplatz geboren. Seine berufliche Laufbahn führte ihn als Schuldirektor nach Wien, wo sein Sohn Helmut Leherbauer am 14. März 1933 zur Welt kam. Vor allem in seiner Kindheit verbrachte der kleine Helmut Leherbauer und späterer Künstler Leherb viel Zeit bei seinen Verwandten im Leherbauerhaus in Wallsee. Ein besonders gutes Verhältnis hatte er zu seiner Cousine Martha.

Kontakt riss nicht ab

Auch als Leherb schon einen großen Namen in den Kunstkreisen besaß, vergaß er Wallsee und seine Lieblingscousine nicht. Das bewiesen seine Besuche, die einen großen örtlichen Prominenten-Auflauf samt geschmückter Pferdekutsche und Blasmusik verursachten. Immer in seiner Begleitung war Lotte Profohs, ebenfalls eine bekannte Künstlerin.

Leherb war Surrealist und erhielt seine Ausbildung an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, an der Stockholmer Akademie der Künste, sowie in der Klasse von Paris Gütersloh in der Akademie der bildenden Künste. Er war auch Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Eigene künstlerische Wege

Schon früh in seiner Laufbahn suchte Leherb aber nach eigenen Wegen in seiner künstlerischen Tätigkeit. Wiederkehrende Elemente in seinen Bildern sind Leherb selbst, seine Frau Lotte, Tauben, Fische und das Leherbblau. Ausgestopfte, mit Glasperlen oder Edelsteinen besetzte Tauben und Regenschirme gehörten ebenso zu seinen selbst inszenierten Auftritten wie zwei dressierte Mäuse mit den Namen Pierre und Paul.

Riesiger Kunstskandal

Vielleicht war es das provokante und exzentrische Auftreten von Leherb oder sein Projekt das „Zeitzerstörungsmanifest“, das im Frühjahr 1964 zu einem riesigen Kunstskandal in Österreich und über die Grenzen hinausführte. 1963, von der Österreichischen Regierung für die Biennale in Venedig vorgeschlagen, wurde Leherb nach einer Regierungsumbildung vom damaligen neuen Unterrichtsminister Theodor Piffl-Perčević (ÖVP) ausgeladen. Es wurde nicht gespart mit Kritik gegen das „Kulturland“ Österreich.

Enttäuscht von der Abwahl für die Biennale und auf den Kosten sitzengeblieben verließen Leherb und seine Frau Österreich und gingen nach Paris. Der Skandal hatte aber auch eine positive Seite. Er förderte den Bekanntheitsgrad von Leherb enorm und öffnete ihm die Türen zu den größten Galerien Europas. Seine Werke wurden unter anderem vom Guggenheim- und Rothschild-Museum angekauft.

Versöhnung mit Österreich

Auch mit Österreich gab es eine Versöhnung. 1971 und 1972 erhielt er den Auftrag für Plakate zur Österreichwerbung, 1976 den Auftrag zur Gestaltung des Plakates für die Olympischen Winterspiele in Innsbruck. Es folgte ein Gemälde mit mehr als siebzehn Meter Länge und einer Höhe von fünfeinhalb Meter für das Rehabilitationszentrum am „Weißen Hof“ in Klosterneuburg.

Sein monumentalstes Werk begann in den neunzehnachtziger Jahren und es sollten zwölf Jahre bis zur Fertigstellung vergehen. Es war ein 380 Quadratmeter großes Mosaik für die Aula der Wiener Wirtschaftsuniversität mit dem Namen „Die Kontinente“.

Bei dieser Arbeit zog sich Leherb schwere gesundheitliche Schäden zu. Unter anderem als Ehrenmitglied der Accademia Fiorentina delle Belli Arti e Disegno und ausgezeichnet mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, verstarb Helmut Leherb 1997 an einem Schlaganfall.

Ausstellung & Gedenktafel

„Es ist nicht selbstverständlich, dass in einem Ort wie Wallsee-Sindelburg solche Künstlerpersönlichkeiten ihre Wurzeln haben beziehungsweise verwandt- und freundschaftliche Beziehungen pflegten. Daher wurde die Enthüllung einer Gedenktafel am Haus Nummer 17 und ab 19. April bis zum 31. August eine Ausstellung im Museum Salzhaus beschlossen“, so der Wallseer Initiator Leopold Wimmer. Unterstützt wird das Projekt von der Gemeinde Wallsee-Sindelburg, von noch lebenden Verwandten des Malers Leherb, insbesondere seiner Enkelin Angela Kundegraber-Leherb sowie deren Ehemann Niels Eelman.

„Falls jemand noch historische Fotos zu diesem Thema haben sollte, kann er sich gerne bei mir melden“, lädt Wimmer ein. Kontakt: Tel. 0650 2640439.


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