Französischer Journalist zu Gast im Gymnasium Amstetten
AMSTETTEN. Über sein bewegtes Leben berichtete der französisch-algerische Journalist und Autor Slimane Zeghidour am Bundesgymnasium Amstetten.
In einem Sammellager unter französischer Führung zurzeit des Algerienkriegs lernte er lesen und schreiben sowie die Diversität der Welt kennen. „Sors, la route t´attend“ (“Geh hinaus, der Weg wartet auf dich“) gab ihm seine Mutter, eine Analphabetin, mit auf den Weg.
Diese Aussage sollte dann zum Buchtitel für seine frühe Lebensgeschichte werden.
Seine Berufswünsche als Mittelschüler waren Journalist oder Schauspieler. Dafür hielt ihn seine Lehrerin allerdings für zu schüchtern. Nun sei er beides, schließlich stehe er im Fernsehen ja auch vor der Kamera, schmunzelt Slimane Zeghidour im Gespräch mit den Französisch-Schülern des Bundesgymnasiums Amstetten.
Zeghidour begeisterte Schüler und Lehrer
Zeghidour, 71 Jahre alt, weitgereister französisch-algerischer Journalist, derzeit Chefredakteur des französischsprachigen Fernsehsenders TV5Monde, begeisterte in einem Gespräch in der schuleigenen Bibliothek sowohl Französisch-Schüler als auch Lehrpersonen.
Fachgruppenleiter Klaus Vogl hatte in Zusammenarbeit mit Maurice Roux, Präsident der apfa (Vereinigung der Französischlehrpersonen Österreichs), diesen Besuch ermöglicht und organisiert.
In äußerst entspannter Atmosphäre referierte der bekannte Krisenreporter über seine Kindheit, seinen Werdegang als Journalist, das damit verbundene Erlernen unterschiedlicher Fremdsprachen und Kennenlernen diverser Kulturen und Länder.
Einblick in die Arbeit als Journalist
Mit großer Genauigkeit gab er Einblick in seine Arbeit als Journalist und die damit verbundenen Grundsätze. So sei es Aufgabe eines Journalisten, die Menschen reden zu lassen und ihnen zuzuhören. Dies wiederum würde beiden guttun, da Leid zu oft damit in Verbindung stehe, nicht angehört zu werden.
Vorurteile, die sonst die persönliche Entwicklung blockierten, könnten so abgebaut werden. Der wichtigste Grundsatz im Journalismus sei es, so ehrlich und genau wie möglich zu berichten. Eine einseitige Berichterstattung sei kein Journalismus, sondern Propaganda und Populismus.
Fehler kämen vor, müssten aber unbedingt unverzüglich richtiggestellt werden.
Situationen als Kriegsreporter
Im Rahmen der Fragerunde mit den Schülern erzählte Zeghidour auch von der Verlagerung der kriegerischen Handlungen vom Land in die Städte direkt hin zur Zivilbevölkerung und von gefährlichen Situationen als Kriegsreporter, wo er einmal direkt in einen Gewehrlauf geblickt hatte und sich in diesem Moment nur mehr fragte, wo ihn die Kugel denn treffen würde.
Zu seinem Tagesablauf befragt, berichtete er genau über sein tägliches Fitnessprogramm, die Redaktionssitzungen sowie das sekundengenaue Arbeiten beim Fernsehen. Man möge doch so viele Dinge wie möglich mit Liebe und Begeisterung machen, gab er abschließend seinem Publikum mit auf den Weg, alles andere sei Zeitverschwendung. „Dieser Vormittag war es mit Sicherheit nicht“, waren sich Schüler und Lehrer des Bundesgymnasiums einig.
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