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Die Wiederansiedlung des Steinkauzes in Niederösterreich

Reinhard Leeb, 15.11.2016 14:44

MOSTVIERTEL. Die Energie- und Umweltagentur Niederösterreich (eNu) fördert im Rahmen des EU-Projektes „Wirtschaft & Natur NÖ“ unter anderem die Wiederansiedelung des Steinkauzes im Mostviertel.

Der Steinkauz, lateinisch Athene noctua Foto: Karl Huber
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Die Energie- und Umweltagentur Niederösterreich (eNu) fördert im Rahmen des EU-Projektes „Wirtschaft & Natur NÖ“ unter anderem die Wiederansiedelung des Steinkauzes im Mostviertel. Dabei wird sie finanziell von der Austria Juice, einem Tochterunternehmen der Agrana, unterstützt. Bis vor zwei Jahrzehnten war der Steinkauz im Mostviertel weit verbreitet. Doch nach massiven Rückgängen findet man ihn nur noch beschränkt auf wenige Schwerpunktregionen in Österreich. Die kleine Eulenart gilt laut der „Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Österreichs“ als „vom Aussterben bedroht“.

Geeigneter Lebensraum

Ein vitaler Bestand des Steinkauzes brütet bei Mauthausen in Oberösterreich. Dadurch besteht die einmalige Chance, durch das Angebot von Bruthöhlen im Mostviertel den Steinkauz wieder über die Donau zu holen. Er benötigt eine kleinräumig strukturierte Landwirtschaft, wie Streuobstwiesen mit Höhlenbäumen in einem dörflichen Umfeld. Solche Strukturen sind im westlichen Mostviertel, dank der sorgsamen Bewirtschaftungsweise der regionalen Bauernschaft, noch vorhanden. So kann neben der Produktion von Früchten auch Tieren und Pflanzen wichtiger Lebensraum gegeben werden. Im Rahmen des EU Life Projekts „Wirtschaft & Natur NÖ“ lädt die eNu Betriebe ein, sich für die Artenvielfalt vor der Haustür einzusetzen. Austria Juice ist dieser Einladung gefolgt und hat die Patenschaft für den Steinkauz im westlichen Mostviertel übernommen. Der Betrieb finanziert die Anschaffung und Montage von Steinkauz-Brutröhren sowie deren Wartung und Evaluierung durch das regional aktive „Forum Natur und Artenschutz“.

Der Steinkauz

Der Steinkauz ist eine kleine, kurzschwänzige Eulenart aus der Familie der Eigentlichen Eulen. Er bevorzugt offene Landschaften mit ausreichendem Angebot an geräumigen Bruthöhlen, Tagesquartieren (Gemäuer, Dachböden, Baum- und Buschgruppen,…), Ruf und Paarungswarten (vor allem Bäume) und ein nicht zu intensiv bewirtschaftetes Jagdgebiet mit ganzjährig kurzer Vegetation. Sehr gerne siedelt der Steinkauz in Streuobstwiesen im Umfeld von Bauernhöfen, wie sie im westlichen Mostviertel zu finden sind. Gerade diese Strukturen sind ein wichtiges Charakteristikum für die Mostviertler Kulturlandschaft und sollten erhalten bleiben.Zur Wiederansiedelung des Steinkauzes ist besonders die Mithilfe der regionalen Bevölkerung und Bauernschaft wichtig. Dem Erhalt und der Pflege der verbliebenen Streuobstwiesen und Einzelbäume kommt dabei besondere Bedeutung zu.

Lebenswichtige Streuobstwiesen

Diese sind für den Steinkauz ein wichtiger Lebensraum, der Einzelbäume als Ansitz für die Jagd und als Ruf- und Paarungswarten braucht. Darum spielt auch die Wiederherstellung von Streuobstwiesen und kopfbaumbestandenem Grünland eine wichtige Rolle. Das sind prägende Landschaftselemente für das Mostviertel. Auch die Montage von Bruthöhlen für den Steinkauz in Streuobstwiesen und auch in modernen Baumkulturen stellt eine wichtige Maßnahme dar. Durch den Erhalt von Stadeln, Schuppen, Holzstößen, Gemäuern, Stallungen, Ruinen, Lagerhallen findet der Steinkauz Tagesquartiere und Bruthöhlen. Auch Mäuse, eine wichtige Nahrungsquelle für Steinkäuze, fühlen sich dort wohl. Für das Überleben des Steinkauzes ist ein gewisses Maß an Unordnung überlebenswichtig. Dazu gehört eine extensive Bewirtschaftungsweise der Streuobstwiesen mit reduziertem Pestizideinsatz. Das fördert Insekten, die wiederum eine wichtige Nahrung für den Steinkauz darstellen. Und ein sparsamer Einsatz von Düngemitteln bedingt eine lockere Vegetation. Das zwei- bis viermalige Mähen im Streuobstwiesenbestand gewährleistet zudem eine nicht allzu hohe Vegetation. Beides erleichtert dem Steinkauz die Nahrungssuche.

Das Projekt der Steinkauz-Wiederansiedelung im Mostviertel wurde vom „Forum Natur und Artenschutz“ und hier federführend von Karl Leitner angeregt. Das Forum ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich seit Jahren ehrenamtlich für Naturschutzbelange einsetzen und deren Ziel es auch ist, dem Steinkauz eine Rückkehr ins Mostviertel zu ermöglichen.Geeigneter Lebensraum Im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich (eNu) konnte mit der Firma Agrana beziehungsweise dem Tochterunternehmen Austria Juice ein Unternehmen gefunden werden, das die Patenschaft für den Steinkauz im Mostviertel übernimmt und das Projekt finanziell unterstützt. „Damit ist es nun möglich, Brutröhren für den Steinkauz zu kaufen, sowie deren Montage und Wartung durch das Forum Natur und Artenschutz zu ermöglichen“, freut sich Karin Schmid von der eNu. Darüber hinaus sind allerdings auch noch viele Freiwilligenstunden für das Monitoring, die Evaluierung und weitere Aufgaben notwendig, die vom Forum unentgeltlich geleistet werden.

Helfende Hände

Der beharrliche und unermüdliche Einsatz von Freiwilligen ist ein wesentlicher Bestandteil des Naturschutzes. Sie nehmen an Pflegeeinsätzen teil oder betreiben Naturbeobachtungen, Monitoring und weitere Naturschutzaufgaben. Ohne die Arbeit und das Engagement vieler helfender Hände würden die Erfolge ausbleiben. „Denn vor allem die Freiwilligen leisten mit viel Zivilcourage, enormem persönlichen Engagement und unter Aufwendung unzähliger nicht bezahlter Stunden wesentliche Beiträge zum Erhalt der Lebensgrundlage Natur, was letztlich alle betrifft. Sie ermöglichen es, dass unser Naturland NÖ mit all seinen Schätzen erhalten und geschützt wird“, erklärt Karin Schmid. Abschließend bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen im Rahmen der Steinkauz Wiederansiedelung im Mostviertel belohnt werden und der Steinkauz eben hier wieder heimisch wird.

Sichtungen des Steinkauzes

Kontakt für Informationen und die Meldung von Steinkauz-Sichtungen: Karin Schmid, Energie- und Umweltagentur NÖ, Büro Amstetten, karin.schmid@enu.at, 07472/61486.karin.schmid@enu.at

Mehr Informationen unter www.naturland-noe.at


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