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Schiedsrichter Franz Ziernwald: "Man darf nicht arrogant sein"

Margareta Pittl, 19.09.2018 11:35

MOSTVIERTEL. Das Auto Franz Ziernwalds ist bisher noch immer heil geblieben. Nicht selbstverständlich nach fast zwei Jahrzehnten Schiedsrichter-Dasein. Tips hat mit dem leidenschaftlichen Fußball-Referee über seine Passion, Beschimpfungen und Nachwuchssorgen gesprochen.

Franz Ziernwald beim Derby-Match in St. Georgen am Ybbsfelde
  1 / 2   Franz Ziernwald beim Derby-Match in St. Georgen am Ybbsfelde

Es ist Derby. Der SCU St. Georgen am Ybbsfelde empfängt den SV Blindenmarkt. Wer genau zählt, sieht mehr als 22 Männer über den Platz laufen. Franz Ziernwald – „Schiri“ rufen sie ihn – ist der 23. Mann auf dem Spielfeld. Seit immerhin 18 Jahren steht der Amstettener Wochenende für Wochenende mit Pfeiferl, Karten und Uhr ausgerüstet auf den Fußballplätzen Niederösterreichs. Nicht nur die Spiele stehen unter seiner Leitung, seit drei Jahren auch die Schiedsrichtergruppe Amstetten. Ihr gehören 67 Schiedsrichter und eine Schiedsrichterin an. Niederösterreichweit gibt es übrigens elf solcher Gruppen.

Von allen Seiten

Ziernwald pfeift seit sechs Jahren auch in der 1. Landesliga, der höchsten Spielklasse Niederösterreichs. „Reich wird man damit nicht. Man muss schon ein Idealist sein“, stellt Ziernwald klar. Er zog sich vor 18 Jahren das gelbe Trikot über, um den Fußball verbunden bleiben zu können. Davor war er als Spieler, Trainer und Funktionär aktiv. Er kennt also alle Seiten. Zwei schwere Verletzungen beendeten seine Karriere als Mittelfeldspieler. Heute ist Ziernwald 45, als Spieler könnte er mit diesem Alter nicht mehr auf dem Platz stehen, beteuert er. Als Schiri kann er dem Fußball aber aktiv treu bleiben. Abseits des Rasens ist der Amstettener als Autobahnpolizist mit Regelverstößen anderer Art beschäftigt. Sein Sinn für Gerechtigkeit sei es, der ihn sportlich und beruflich antreibe.

Von kaputten Autos

„Das Wichtigste ist Persönlichkeit und Routine. Man darf nicht arrogant sein, man muss aber selbstsicher sein“, so Ziernwald auf die Frage, was einen guten Schiedsrichter ausmache. Dass es auf Fußballplätzen ruppig zugehen kann – insbesondere auch auf den Zuschauerrängen – ist kein Geheimnis. Schiedsrichter werden da gerne einmal zur Zielscheibe nicht schmeichelhafter Zurufe. „Oft nimmt man das gar nicht wahr. Und wenn doch, muss man da darüberstehen. Für mich überwiegt das Schöne“, erklärt Ziernwald gelassen. „Es gibt keinen Schiedsrichter, der keine Fehler macht, wie es auch keinen Fußballer gibt, der keine Fehler macht“, erklärt er und betont, dass es sportlich fair bleiben muss. Fußball sei schließlich nur Fußball – die schönste Nebensache der Welt. Bedroht habe man ihn noch nie, auch sein Auto habe bisher noch keine Schäden davongetragen, erzählt er augenzwinkernd. Er kenne aber Kollegen, die ihre Fahrzeuge nach einem Spiel auch schon mal mit Kratzern vorgefunden haben.

Von guter Fitness

Drei- bis viermal in der Woche steht bei Ziernwald Lauftraining am Programm. Wer wie Ziernwald in den höchsten Spielklassen pfeifen will, muss topfit sein. Zweimal jährlich stellt er seine Fitness bei Tests unter Beweis. „Man hat schon Verpflichtungen – wie Fußballer eben auch“, macht der 45-Jährige aufmerksam. Neben körperlicher Fitness sind Fortbildungen und regelmäßige Treffen mit den Kollegen der Schiedsrichtergruppe Voraussetzungen für ein Leben als Unparteiischer. Die ersten Stufen der Karriereleiter erklimmen Schiedsrichter im Fußball-Nachwuchsbereich. Auch bei den Schiris gilt „früh übt sich“. Wer jung anfängt, dem stehen die Tore zu höheren Ligen offen. „Wir suchen verbissen nach Schiedsrichter-Nachwuchs“, lässt Gruppenleiter Ziernwald wissen. Auch über mehr weibliche Zugänge würde man sich sehr freuen. Interessierte finden auf der Webseite www.schiri.at erste Informationen.

Von nicht verteilten Geschenken

„Ich denke, dass ich großzügig bin, solange es sportlich-fair bleibt. Geschenke verteile ich nicht, das wissen die Spieler“, so der Autobahnpolizist auf die Frage, welcher Ruf ihm auf dem Fußballplatz vorauseile. Dort kennt er mittlerweile viele Kicker und viele kennen ihn. „Die meisten wissen, wie weit sie bei mir gehen können“, so der Referee. Zu den Höhepunkten seiner Schiri-Laufbahn darf Ziernwald, der bereits mehr als 1.000 Spielleitungen in den Beinen hat, unter anderem drei gepfiffene Vorbereitungsspiele von Rapid Wien zählen. „Ich habe meinen Zenit erreicht“, blickt der passionierte Sportler zufrieden auf seine Karriere am Fußballplatz zurück. Sein Ziel sei es, noch einige Jahre in den höchsten Ligen Niederösterreichs aktiv bleiben zu können – „solang ich's noch 'darenn'“, fügt er lächelnd an. Das Derby-Match des SCU St. Georgen am Ybbsfelde gegen den SV Blindenmarkt hat Ziernwald jedenfalls „darennt“. Nach seinem Abpfiff stand es am Ende übrigens noch immer 0:0.


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