Neue sozialpädagogische Wege in der NÖ Kinder- und Jugendhilfe
MOSTVIERTEL. Eine schemageleitete Pädagogik und Schematherapie bis Ende 2020 wird umgesetzt.
„Wir haben aus der Vergangenheit der letzten fünfzig Jahre gelernt und diese aufgearbeitet“, betonte NÖ Kinder- und Jugendhilfelandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Univ.-Prof. Brigitte Lueger-Schuster anlässlich der Präsentation des neuen sozialpädagogischen Rahmenkonzeptes der niederösterreichischen Kinder- und Jugendhilfelandschaft.
Heutzutage sei die Kinder- und Jugendhilfe bestrebt, ein hochwertiges Entwicklungsumfeld in ihren Einrichtungen zu bieten, hielt Königsberger-Ludwig eingangs fest. „Mehr Professionalität und Qualität, aber auch eine umfassende Kontrolle sind deswegen als Eckpfeiler verankert worden.“ Im Zuge dessen sei bis Ende 2020 die Umsetzung des Konzepts der „Schemageleiteten Pädagogik und der Schematherapie“ in allen Wohngruppen der sozialpädagogischen Betreuungszentren vorgesehen, informierte Königsberger-Ludwig.
Defizite werden bemerkbar
Der neue methodische Zugang ziele auf das bessere Erkennen von Grundbedürfnissen und Verhaltensmustern der anvertrauten Kinder und Jugendlichen, die Stärkung der 570 MitarbeiterInnen durch schematheoretische Weiterbildung, die Steigerung der Handlungskompetenz der BetreuerInnen und die rechtzeitige Gewaltprävention ab. Dies sei besonders wichtig, meinte Königsberger-Ludwig, weil derzeit bei den betreuten Kindern und Jugendlichen eine 25-prozentige Zunahme von psychischen Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. Ängste, Depressionen, Aufmerksamkeitsprobleme sowie Störungen des Sozialverhaltens, beobachtet werde. Außerdem seien auch vermehrt Defizite im familiären Zusammenhalt, Anstiege bei familiärer Armut, Missbrauch, körperlicher Misshandlung sowie Vernachlässigung bemerkbar.
Mehr Rücksicht
In Zukunft wird einerseits stärker berücksichtigt, was die Kinder und Jugendlichen an Beziehungsgestaltung, Empathie und angemessener Psychoedukation benötigen, andererseits werden die PädagogInnen und deren Bedürfnisse nicht aus den Augen verloren. „Sie erhalten durch entsprechende Weiterbildung ein „Handwerkszeug“, um mit den künftigen Herausforderungen besser umgehen zu können, aber auch ihre Selbstfürsorge, z.B. Vorkehrungen gegen eine Burnout-Erkrankung, nicht außer Acht zu lassen“, erklärte Königsberger-Ludwig
Professorin Brigitte Lueger-Schuster führte aus: „Viele Psychologinnen und Psychologen sind im Zuge dieses Projektes geschult worden. Man muss in der Betreuung hoch kompetent sein, um mit „geschädigten“ Kindern gut umgehen zu können. Insgesamt wurden zu Testungszwecken über 6.000 Kilometer zurückgelegt und über 900 Arbeitsstunden investiert. 145 Betreuerinnen und Betreuer nahmen darüber hinaus an einer Selbsteinschätzung teil.
Insgesamt wurden 204 Kinder und Jugendliche in der Selbsteinschätzung erfasst, 178 Kinder und Jugendliche hinsichtlich ihres IQs getestet und 228 Kinder und Jugendliche in der Fremdeinschätzung erfasst. In der Selbsteinschätzung der Kinder und Jugendlichen zeigt sich, dass sie ihre Betreuerinnen und Betreuer meistens oder immer als verlässlich wahrnehmen (80 Prozent) und die Regeln im jeweiligen Sozialpädagogischen Betreuungszentrum (SBZ) meistens oder immer verstehen (75 Prozent), was hinsichtlich der Traumatisierungserfahrungen der Kinder und Jugendlichen als erfreuliche Werte zu bezeichnen sind.“
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