Donnerstag 28. März 2024
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MOSTVIERTEL. Die Tourismusbranche ist von den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus besonders betroffen. Insbesondere Reisebüros und Busunternehmen leiden unter enormen Ausfällen. In der Hotellerie zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont.

Die Hoteliers Johannes und Christiane Scheiblauer  Foto: Doris Schwarz-König
photo_library Die Hoteliers Johannes und Christiane Scheiblauer Foto: Doris Schwarz-König

Gemeinsam mit Ehefrau Christiane Scheiblauer führt Johannes Scheiblauer das Relax Resort Kothmühle in Neuhofen und das Hotel Schloss an der Eisenstrasse in Waidhofen.

Umsatzausfall von 100 Prozent

„Seit Mitte März sind beide Betriebe geschlossen, das heißt wir haben einen Umsatzausfall von 100 Prozent für die Zeit der Schließung“. Scheiblauer geht davon aus, dass auch nach Wiedereröffnung das öffentliche Leben im Tourismus auf längere Sicht eingeschränkt bleiben und es damit weiterhin zu Umsatzeinbußen kommen wird. Scheiblauer: „Wie lange, lässt sich nur sehr schwer abschätzen. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr froh, dass wir mit 48 Mitarbeitern in die Kurzarbeit gehen konnten, das entspricht in etwa der Hälfte aller Mitarbeiter. Alle anderen haben von uns eine Wiedereinstellungszusage erhalten.“Scheiblauer: „Wir haben den Erfolg der letzten Jahre genutzt, um unsere beiden Betriebe betriebswirtschaftlich gut aufzustellen“.

Liquiditätsstützung

Scheiblauer wird die Liquiditätsstützung der Regierung nutzen: „In den letzten Monaten haben wir allerdings vier Millionen Euro in Qualitätsverbesserungen investiert, die teilweise durch den Cash-Flow dieses Jahres hätten finanziert werden sollen. Diesem Ausfall entsprechend werden wir die Liquiditätsstützung der Regierung nutzen.“

#comebackstronger

Doch Scheiblauer geht mit Zuversicht an den Neustart. Sein Motto lautet #comebackstronger und er setzt auf Nächtigungsgäste aus dem Mostviertel. Scheiblauer: „In beiden Betrieben haben wir viele Zimmer renoviert und auch klimatisiert, zusätzlich zu einer Reihe weiterer Maßnahmen zur Qualitätssteigerung, die wir gerne unseren Gästen schmackhaft machen wollen. Unsere privaten Nächtigungsgäste kommen überwiegend aus dem Mostviertel, dem Wiener und Linzer Raum. Wir sind für den heurigen Sommer durchaus zuversichtlich, den Umsatzrückgang durch verlorene Hochzeiten und Seminare ein wenig abfedern zu können.“

Hotel Gürtler

Positiv in die Zukunft blickt auch Karin Dappers-Gürtler vom Hotel Gürtler in Amstetten. „Wir wollen nicht nur jammern. Wir sitzen in der Branche ja alle im selben Boot und wünschen uns, dass der Betrieb bald wieder losgeht. Wir wollen so schnell als möglich wieder durchstarten. Wichtig ist jedoch natürlich, dass wir alle gesund bleiben“, unterstreicht die Inhaberin des bekannten Amstettner Hotels.

Hoffen auf Geschäftsreisende

Dennoch sei es hart: seit 13. März kämen nur Stornierungen. Das Hotel Gürtler beherbergt vorwiegend Geschäftsreisende. „Am-stetten ist ja eine Geschäfts- und keine Tourismusstadt. Wir erhoffen uns von den wirtschaftlichen Lockerungen wieder Buchungen. Seminare dürfen natürlich weiterhin nicht abgehalten werden. Das Hotel darf laut Gesetz nicht „zum Zweck der Erholung und Freizeitgestaltung“ betreten werden. Ausgenommen sind Gäste, die beruflichen Tätigkeiten nachgehen, medizinisches Personal oder Personen, deren Wohnung oder Haus durch einen Schaden wie Wasserrohrbruch unbewohnbar wird“, erklärt Dappers-Gürtler. Mit den Mitarbeitern konnte man übrigens im Hotel Gürtler in Kurzarbeit gehen. „Nun hoffen wir, dass die Telefone bald wieder läuten“, unterstreicht die Hotel-Inhaberin.

Kerschner Reisen GmbH

Reisebüros sind von der aktuellen Situation voll betroffen. Das Mostviertler Familienunternehmen Kerschner Reisen verfügt jedoch über mehrere Bereiche, die trotz Corona-Krise gut funktionieren. „Wir konnten daher die gesamte Belegschaft – das sind 120 Mitarbeiter – für die Corona-Kurzarbeit anmelden. Der Staat hilft hier mit, kann aber bei Weitem nicht alles tragen“, erklärt Geschäftsführer Richard Kerschner. Seine Mitarbeiter seien „weit über sich hinausgewachsen“.

Rückholungen

Zuerst sei es um die Rückholung von auf dem Erdball verstreuten Kunden gegangen. „Hier wurde teilweise Tag und Nacht telefoniert. Sogar auf Tahiti, mitten im Pazifik, hatten wir jemanden, den wir sicher nach Hause gebracht haben. Bei diesen Rückholaktionen haben übrigens alle österreichischen Reisebüros Unglaubliches geleistet“, unterstreicht Kerschner.

„Intensive Kommunikation“

Derzeit sei die Hauptaufgabe die Bearbeitung von bestehenden Buchungen. „Vereinzelt gibt es Neubuchungen – allerdings für 2021 und es werden über unsere Website sogar Reisegutscheine gekauft. Wir halten unsere Kunden stets auf dem Laufenden, weil wir oft die Aussage des gebuchten Reiseveranstalters abwarten müssen. Wir kommunizieren mit allen Beteiligten intensiver als je zuvor und sind dankbar, dass uns auch viel Verständnis und Zuspruch entgegengebracht wird. Das motiviert unsere Mitarbeiter und gibt immer wieder neuen Schwung“, so Kerschner.

„Vorfreude-Bonus“

Kunden würden derzeit nicht ausschließlich stornieren, sondern Reisen auch verschieben. „Wir verrechnen von uns aus keinerlei Umbuchungs- oder Bearbeitungsgebühr. Bei unseren eigenen Kerschner-Busreisen gibt es einen eigenen Bonus bei Umbuchungen, der liebevoll „Vorfreude-Bonus“ genannt wird. Jede Umbuchung und jeder ausgestellte Reisegutschein ist für uns ein wichtiger Beitrag, der uns dabei unterstützt, die aktuelle Situation gut zu überbrücken“, betont Kerschner.

Krisenmanagement der Regierung

Mit dem Krisenmanagement der Regierung ist Kerschner aus persönlicher Sicht zufrieden. „Ich bin dankbar, in Österreich leben zu dürfen. Auf die umfassende Wiederherstellung der Freiheit nach der Krise sollten wir als Bürger des Landes aber genau achten“, so Kerschner. Kerschner Reisen vereint zwei Busstandorte (Amstetten, Mank) und sechs Filialen (zwei in Amstetten, Wieselburg, Scheibbs, Mank, Weyer). „Wir sind täglich mindestens von 9 bis 12 Uhr in den Filialen für unsere Kunden telefonisch erreichbar. Die Geschäftstüre bleibt nach den gültigen Verordnungen selbstverständlich geschlossen“, so Kerschner abschließend.

Höllmüller Busreisen GmbH

Als „mehr als dramatisch“ bezeichnet Christian Leopold Höllmüller von der Höllmüller Busreisen GmbH aus Neuhofen/Ybbs die aktuelle Lage. „Seit 16. März stehen wir komplett. Alle Fahrten und Reisen sind bis Ende Juni storniert. Auch für Juli gibt es bereits Stornierungen“, beklagt Höllmüller, der für einen Teil seiner 64 Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden konnte.

„Wir sind 2020 die meisten Kilometer schon gefahren“

„Unser Problem ist, dass wir zu 90 Prozent von älteren Menschen leben, die mit uns reisen. Selbst wenn sich die Lage bessern sollte, werden diese Menschen vermutlich nicht sofort in einen Reisebus steigen. Das heißt für uns, dass wir wahrscheinlich für 2020 bereits die meisten Kilometer gefahren sind. Das ist beinhart“, erklärt Höllmüller.

„Extreme Umsatzverluste“

„Unsere Branche war die erste, die unter der Corona-Pandemie zu leiden hatte. Für das heurige Jahr wären wir eigentlich enorm gut gebucht gewesen. Wir haben sogar einen zehnten Bus bestellt, der bereits für Fahrten gebucht war. Dieser Bus wird in wenigen Wochen geliefert – nur gibt es jetzt keine Ausfahrten mehr. Das bedeutet: volle Kosten und Null Einnahmen. Die Umsatzverluste werden extrem sein“, so Höllmüller.

Auf dramatische Lage aufmerksam machen

Die Frage sei, wie lange ein Betrieb Kurzarbeit, Leasingraten & Co durchstehen könne. „Ich kann noch nicht sagen, wie es weitergeht“, erklärt Höllmüller. Wichtig sei für ihn, dass auf die dramatische Lage der Tourismusbranche aufmerksam gemacht werde. „Hier sehe ich auch die Wirtschaftskammer in der Pflicht“, so der Neuhofner Unternehmer abschließend.


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