Pro Ybbs: Engagement gegen Kraftwerk "Hohe Brücke"
MOSTVIERTEL. Das von der EVN geplante Kraftwerk (KW) „Hohe Brücke“ im Gemeindegebiet von Ferschnitz ist noch immer im Verfahren. Der Verein Pro Ybbs möchte dies in Erinnerung rufen und hat alle Bürgermeister der Region per Brief kontaktiert.
„Die Ybbs hat zwischen Amstetten und Kemmelbach die längste unverbaute Fließstrecke. Das geplante KW 'Hohe Brücke' würde einen wertvollen Lebensraum zerstören!“, betont Jonathan Hochstöger, Obmann der Bürgerinitiative Pro Ybbs. Der Huchen habe dort Laichplätze, eine Vogelinsel liege im Einzugsbereich und eine Steilwand als Naturkulisse unterstreiche die hohe Wertigkeit des Areals. „Dieses Potenzial muss geschützt und für eine weitere Renaturierung erhalten bleiben“, ergänzt Pro Ybbs-Mitglied Franz Raab.
Hintergrund
Die EVN hat für das KW „Hohe Brücke“ 2012 die naturschutzbehördliche Bewilligung erhalten. „Diese Bewilligung hat aufgrund von Fehlern und Mängeln keine Rechtskraft bekommen. Wir als Bürgerinitiative und andere NGOs aus der Region sahen uns gezwungen, zum Schutz der aussterbenden Fischarten in den Natura 2000 Alpenvorlandflüssen (Ybbs, Erlauf, Pielach, Melk und Donau) mit dem Huchen als Leitfisch an der Nahrungsspitze, gegen die mangelnden behördlichen Begutachtungen Stellung zu beziehen.
Auch zwei Gutachten zur Verteidigung der Schutzgüter, die als überlebensfähige Populationen zu verschwinden drohen, wurden eingeholt. Unsere Gutachten, eingebracht als EU-Beschwerden, fanden nach Prüfung in der Natura 2000-Abteilung in Brüssel Gehör“, so Raab.
2014 sei ein EU-Mahnverfahren eingeleitet worden, 2016 folgte die EU-Beschwerde/das Vertragsverletzungsverfahren gegen die Republik Österreich.
Projekt ist nicht vom Tisch
Dennoch sei das Projekt nicht vom Tisch. „Wir fordern ein Aus für das KW 'Hohe Brücke'! Seit 20 Jahren sehen wir uns verpflichtet, das gefährdete Naturjuwel Ybbs zu verteidigen. Die Ybbs hat mit ihren Auen als Rückzugsgebiet in Hitzeperioden an Wert gewonnen. Seltene Arten sind nur mehr dort zu finden. Ein Fluss-Kraftwerk mit so vielen negativen Auswirkungen ist nicht mehr zeitgemäß“, kritisiert Raab und verweist auf Alternativen wie große Photovoltaik-Anlagen, die in manchen Gemeinden bereits realisiert werden würden.
Raab: „Unsere Position ist klar: Die Natura 2000 Schutzgüter sind für die nächste Generation zu schützen! Der Naturraum Ybbs wird durch die Klimakrise noch an Bedeutung gewinnen“.
Abwarten bei EVN
EVN-Pressesprecher Stefan Zach: „Aktuell warten wir auf weitere Erkenntnisse des Verwaltungsgerichtshofes. Danach werden wir über unsere Vorgehensweise entscheiden.“ Die EVN sei der Meinung, dass sich das Projekt „im Einvernehmen mit dem Naturschutz“ umsetzen lasse. „Im Bereich der Hohen Brücke besteht derzeit eine hohe Sohlrampe, die die Fische nicht passieren können. Kommt das Kraftwerk, könnten die Fische über die neue Aufstiegshilfe flussaufwärts ziehen“, so Zach.
Es gehe zudem nicht um die Frage „Wasserkraft oder Photovoltaik“.
„Die Wasserkraft ist eine tragende Säule für die erneuerbare Energieproduktion in Niederösterreich. Allein unsere Kleinwasserkraftwerke erzeugen Ökostrom für rund 37.000 Haushalte. Gerade durch ihre beständige Energieerzeugung ist die Wasserkraft eine wertvolle Ergänzung zur volatilen PV-Erzeugung. Für einen erfolgreichen Weg in die erneuerbare Energiezukunft werden wir alle Formen der erneuerbaren Energieerzeugung brauchen. Um die hoch gesteckten Energieziele zu erreichen, müssen wir bestehende Standorte erhalten und modernisieren, und weitere Potentiale ausloten. Und dabei – wie überall – auf die wertvolle Natur und Umwelt achten“, so der EVN-Sprecher.
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