Helfer aus Leidenschaft: Pensionist ist ehrenamtlicher Familienberater
BRAUNAU. Mit 62 Jahren in Pension gehen und die Füße hochlegen – das ist nicht das Ding von Fritz Schaber. Der Beamte im Ruhestand aus Weng ist der erste ehrenamtliche Familienberater beim oberösterreichischen Familienbund. Die Geschichte eines Mannes, den seine Jugendzeit geprägt und gestärkt hat und der jetzt sein Wissen an die Menschen weitergeben will.
Fritz Schaber aus Weng ist 62 Jahre alt und seit Juni dieses Jahres Pensionist. Zuvor war er 33 Jahre lang bei der Bezirkshauptmannschaft Braunau als diplomierter Sozialarbeiter tätig. Eigentlich könnte er jetzt die freie Zeit genießen, ganz ohne Stress und Termine. So tickt Schaber aber nicht. Er ist seit seiner Pensionierung als ehrenamtlicher Familienberater im gesamten Bezirk unterwegs und bietet kostenlose Gespräche an. „Ich bin beschenkt worden vom Leben und fühle mich noch zu jung, fit und agil für den Ruhestand. Außerdem habe ich durch meinen beruflichen Werdegang hohe Erfahrungswerte in der Arbeit mit Familien, dieses Wissen möchte ich jetzt gerne weitergeben“, erzählt Schaber.
Prägende Jugendzeit
In seiner Kinder- und Jugendzeit hatte er es nicht immer leicht, das hat ihn geprägt und seinen Charakter geformt. Mit elf Jahren kam er ins Konvikt St. Josef in Ried, ein katholisches Internat. Er wurde aufgrund von Heimweh aber zum Lernverweigerer und brach die Ausbildung ab. Die Internatsleitung bescheinigte ihm nach drei Jahren, zwar brav, aber für eine gehobene Schulausbildung zu dumm zu sein. Sowohl im Internat als auch zu Hause wurde Schaber einem sehr autoritären Erziehungsstil mit körperlichen Misshandlungen im Sinne der schwarzen Pädagogik unterzogen. Er wurde schließlich Elektriker. Aus Motivation aufgrund der früheren Zurückweisung aus Internatszeiten machte er mit 23 Jahren die Abendmatura in Braunau. Weil Schaber die Themen Soziologie, Psychologie und Pädagogik begeisterten, studierte er danach an der Sozialakademie in Linz. Seinen Beruf als Elektriker hatte er zuvor gekündigt.Anschließend führte ihn sein Weg zur Bezirkshauptmannschaft Braunau. Als diplomierter Sozialarbeiter arbeitete er 33 Jahre beim Jugendamt, sechs Jahre davon als Leiter. Außerdem baute er unter anderem die Familienberatungsstelle K.E.K. (Kinder-Eltern-Krisen) in Mattighofen auf und war mehrere Jahre in der Beratungsstelle tätig. Berufsbegleitend machte Schaber eine Ausbildung in systemischer Familienarbeit und Mediation.
Beruf als Berufung
Sein Beruf war für ihn nie Pflicht, sondern immer eine Berufung: „Meine Arbeit war immer mein absoluter Traumberuf und nie des reinen Gelderwerbs willen. Ich habe meinen Beruf bis zum letzten Tag meiner Tätigkeit mit Freude ausgeübt und unglaublich gerne mit Menschen zusammengearbeitet und dabei versucht, ihnen das Leben einfacher zu gestalten“, erzählt Schaber begeistert.
Neue Aufgabe im Ruhestand
Im Juni dieses Jahres ging es in den wohlverdienten Ruhestand, aber Stillstand soll das für ihn auf keinen Fall bedeuten. Schaber möchte nebenbei immer noch mit Menschen in Kontakt sein und ihnen bei Problemen Lösungswege aufzeigen. „Bei einem Spaziergang habe ich die Idee gehabt, mich im Ruhestand ehrenamtlich für den oberösterreichischen Familienbund einzusetzen“, erklärt Schaber. Er ist jetzt als ehrenamtlicher Familienberater im Bezirk tätig. Seinen Charakter beschreibt er selbst als sozial, empathisch und immer noch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ihm sei es im Alter immer noch wichtig, authentisch zu sein und sich immer weiterzuentwickeln. Stärke und Fitness zieht er vor allem aus der Bewegung in der Natur, dem Modellfliegen und dem Lesen. Auch der Kontakt mit seinen Enkelkindern gibt ihm Kraft. Seine jahrzehntelange Erfahrung in der Sozialarbeit will er auch für seine neue ehrenamtliche Tätigkeit gewinnbringend einsetzen. „Ich möchte Menschen mit meiner Arbeit berühren, sie sollen im Alltag wieder zueinanderfinden“, schildert der 62-Jährige mit einem Leuchten in den Augen. Er berät die Menschen dabei in den Bereichen Erziehung, Partnerschaft, Besuchsrechtsregelungen, anstehende Scheidung und Konfliktregelung.
Häufig nur Alltagsthemen
Die Konflikte würden häufig durch unwichtige und unbedeutende Alltagsthemen entstehen und Schaber will sich in seiner neuen Rolle keineswegs aufdrängen, sondern vielmehr beratend zur Seite stehen. Seit seiner Pensionierung führt Schaber im Schnitt ein Beratungsgespräch pro Woche nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung. Die Rückmeldung nach seinen Beratungsgesprächen sei meistens eine große Erleichterung und Dankbarkeit, wenn sich Blockaden im zwischenmenschlichen Zusammenleben gelöst haben und die Betroffenen das Leben wieder genießen können. Die Gespräche, die meistens gut eine Stunde dauern, erlebt Schaber als belohnend und er freue sich einfach, den Menschen zu helfen. Einen genauen Zeitplan, wie lange er seine ehrenamtliche Tätigkeit im Ruhestand ausüben will, hat Schaber noch nicht. Als Schlüssel für ein glückliches Zusammenleben empfiehlt er, vor allem darauf zu achten, was die Ursache und die Herkunft der Gefühle ist, die zu zwischenmenschlichen Problemen führen.
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