Zeitgeschichte-Tage gehen Fake News auf den Grund
BRAUNAU. Mit Verschwörungsmythen, alternativen Fakten und Fake News beschäftigen sich die diesjährigen Braunauer Zeitgeschichte-Tage von 24. bis 26. September. Sie stehen unter dem Titel „Wahrheit (er)finden“.
Jedes Jahr tauchen die Zeitgeschichte-Tage in Braunau mehrere Tage lang in ein bestimmtes Themengebiet ein und lassen dabei Experten aus verschiedensten Fachrichtungen zu Wort kommen. Dieses Jahr wird alternativen und verfälschten Fakten auf den Grund gegangen. Gerade in Krisenzeiten haben selbstgebastelte und wirklichkeitsresistente Verschwörungsmythen oft Hochkonjunktur. Das lässt sich bis weit in die Vergangenheit zurückverfolgen, wie Florian Kotanko, der Obmann des Vereins für Zeitgeschichte in Braunau, betont.
„Check – Recheck – Double Check“, die Maxime von Hugo Portisch könnte man als mahnenden Anspruch für die 30. Zeitgeschichte-Tage sehen, so Kotanko. Dass eine Information mindestens zweimal überprüft werden sollte, gilt nicht nur für Journalisten. Während früher gedruckte Lexika und Enzyklopädien quasi unantastbare Auskunftsquellen waren, hat diese Funktion seit 20 Jahren das Internet, allen voran Wikipedia. Daraus ergibt sich allerdings auch eine dementsprechende Verantwortung.
Zensur und Hochstaplerei
Die Themengebiete sind hierbei umfassend und reichen von eher harmlos angesehenen Handlungen, wie dem Verfälschen der eigenen Identität in sozialen Medien, bis hin zu menschenverachtenden Verschwörungserzählungen. Zahlreiche Vorträge und Diskussionen beleuchten diese Themen bei den Zeitgeschichte-Tagen. So wird beispielsweise die Funktion moderner Kommunikationsmittel beleuchtet. Auch Strategien und Absichten der Meinungsmanipulation oder die Ursachen individueller Orientierung und Desorientierung werden thematisiert.
Zu Wort kommen dabei beispielsweise der Datenschutzexperte Thilo Weichert oder der Autor Andreas Beckmann. Diskutiert wird über Wikipedia und die digitale Wahrheit, Übersetzungen und Zensur oder den Umgang mit umstrittenen Straßennamen. Beim Vortrag „20 Prozent Sein, 30 Prozent Schein, 50 Prozent Schwein“ behandelt der Historiker Christian Saehrendt zum Beispiel auch Hochstaplerei in Politik und Wirtschaft. Maria Ecker-Angerer spricht in „Die ‚Wahrheit‘ der Erinnerung“ über verschiedene Perspektiven einer Historikerin, Pädagogin und Psychotherapeutin.
Film zur Einstimmung
Vor der offiziellen Eröffnung der Zeitgeschichte-Tage wird zur Einstimmung am Donnerstag, 23. September, ab 19.30 Uhr im Gugg Braunau der Film „Stadt ohne Führer. Ansichten aus Braunau am Inn“ gezeigt. Die 1969 entstandene TV-Dokumentation von Ernst-Ludwig Freisewinkel bietet einen Blick auf ein Braunau vor mehr als 50 Jahren. Damals porträtierte der Journalist und Fernsehmacher die Stadt anlässlich des 80. Geburtstages von Adolf Hitler, wobei viele Braunauer Persönlichkeiten ins Bild und zu Wort kommen.
Begleitende Ausstellung
Zudem gibt es begleitend zu den Zeitgeschichte-Tagen eine Ausstellung im Bezirksmuseum Herzogsburg. Unter dem Titel „Frauen in Braunau“ gibt es dort umfangreiche Exponate, die seit der Bronzezeit in Braunau und Umgebung entstanden, zu sehen. Bei den Objekten, Inschriften, Bildern oder Texten sind zahlreiche Bezüge zu Frauen feststellbar und teilweise auch konkreten Personen zuzuordnen. Mithilfe eines Stadtplans, der im Bezirksmuseum kostenlos erhältlich ist, können Interessierte vor Ort Punkte in Braunau besuchen, die in besondere Beziehung zu Frauen gesetzt werden. Diese reichen von einem römischen Votivaltar in Haselbach, den weiblichen Geschenkgebern beim Kloster Ranshofen bis hin zu den Bademägden des Mittelalters, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Freier Eintritt
Die Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt im Gugg Kulturhaus statt. Konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 werden auf der Website des Zeitgeschichte-Vereins bekannt gegeben. „Wir haben aus den positiven Erfahrungen des Vorjahres gelernt und hoffen daher, wieder möglichst viele Gäste bei unserer Tagung begrüßen zu können“, sagt Kotanko. Das Programm ist unter www.zeitgeschichte- braunau.at zu finden.
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