Zwischen Brauchtum und Gefahr: Krampus- und Perchtenläufe
BRAUNAU. Nachdem beim großen Krampuslauf in Braunau am Samstag, 19. November, ein Zehnjähriger verletzt wurde, erklärt Organisator Michael Glück, welch schmaler Grad zwischen der Gefahr und der Tradition hinter den Krampus- und Perchtenläufen liegt und warum dieses Brauchtum dennoch niemals aussterben sollte.
Laut Organisator ist es üblich, keine „Schläge“ mehr zu verteilen, sondern den Besuchern lediglich eine Show zu bieten, um das Brauchtum zu wahren. Laut Glück dürfte dabei auch einer der Krampusse an einem Absperrgitter gerüttelt haben, das in Folge auf dem Fuß eines Zehnjährigen aus Geretsberg landete und seinen Mittelfußknochen brach. Nach der ärztlichen Diagnose erstattete der Vater des Jungen Anzeige. Genaue Ermittlungen laufen noch.
Das Brauchtum erhalten
Michael Glück, der selbst Obmann der Krampusgruppe „D’Zwidan Hölln Teifin“ aus Neukirchen an der Enknach ist, weiß, dass ein schmaler Grad zwischen diesem Brauchtum und der Gefahr hinter den Läufen stecken kann: „Wir haben durch die kleinen Augenschlitze in der Maske nur eine sehr eingeschränkte Sicht, wodurch wir Vieles im Umfeld oft nicht erkennen oder rechtzeitig wahrnehmen können.“ Häufig werden die Teilnehmer in ihren Kostümen auch mit Flaschen oder Zigarettenstummeln beworfen und sind auch immer wieder mit provokanten Besuchern konfrontiert. Dadurch sind Krampusse und Perchten heute schon sehr darauf bedacht, den Kindern keine Angst mehr zu machen, sondern viel mehr die Tradition zu vermitteln. Denn wie auch der Obmann weiß, ohne Kinder wird der Brauch über kurz oder lang aussterben: „Die Kinder sind unsere Zukunft. Die Eltern gehen jetzt mit ihren Kindern zu den Läufen. Wenn es den Kindern gefällt, kommen sie auch mit ihren Kindern wieder und so weiter. Wenn man aber alle verschreckt und zu grob ist, dann geht irgendwann keiner mehr zu den Läufen hin und dann wird der Brauch aussterben.“ Deshalb finde er es auch so schlimm, dass sich ein Unfall mit einem Kind auf diesem Krampuslauf ereignete und möchte sich jedenfalls persönlich bei dem Jungen und seinen Eltern entschuldigen, damit dieser auch in Zukunft keine Angst vor Krampussen hat.
„Mehr als der böse Krampus“
Weil sein Vater selber Krampus war, war Glück schon als Kind mit dem Brauchtum vertraut. Er selbst, aber auch seine Frau Silvia Glück weiß, dass hinter der Krampus-Tradition noch viel mehr steckt als für die Besucher der Läufe nach außen hin sichtbar ist: „Das Beste am ‚Krampus-Sein‘ ist, Gutes mit dem Verein zu tun. Wir haben 2.000 Euro an die Organisation ‚Rollende Engel‘ gespendet oder unterstützten, nachdem ein Krampus-Kollege von einem anderen Verein verstorben ist, seine verwitwete Frau mit einer Geldspende“, sagt Glück. Auch seine Frau, die als Kassierin beim Verein tätig ist, freut sich über die Unterstützung, die sie mit dem Verein auf die Beine stellen können: „Das ist schon klasse, dass man da so viele Sachen bewegen kann. Wir haben für die Zukunft auch noch einiges vor.“
Die Leidenschaft hinter der Tradition
Auf die Frage, was ihm besonders wichtig am „Krampus-Sein“ ist, antwortete der Neukirchner: „Mir persönlich ist es wichtig, dass das Brauchtum aufrecht erhalten bleibt. Der Heilige Nikolaus ist eine der schönsten Traditionen im Jahr. Bräuche beizubehalten und Traditionen von früher aufrecht zu erhalten, ist das was mir dabei Spaß bereitet.“ Außerdem hätten sich über die Jahre viele enge – auch grenzübergreifende – Freundschaften gebildet. „Es heißt nicht umsonst ‚In den Farben getrennt, in der Sache vereint‘, was so viel bedeutet wie: Im Leben getrennt aber im Hobby vereint“, erklärt Glück abschließend.
Krampusse on Tour
„D’Zwidan Hölln Teifin“ laufen aber auch außerhalb Österreichs: am Freitag, 2. in Budweis und am Samstag, 3. Dezember in Prag in Tschechien. Danach folgen am 8. Dezember ein Lauf in Schärding und am 9. Dezember in Mettmach. Bis 27. Dezember hat der Verein auch noch drei Veranstaltungen in Bayern, auch in München.
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