Wünsche zur Papstwahl im Bezirk Braunau: „Brauchen eine Kirche, die zuhört und mitgeht – nicht eine, die urteilt“
BEZIRK BRAUNAU. Es gibt einen neuen Papst: Leo XIV. Jetzt wartet die Welt gespannt darauf, welche Schritte er für die Zukunft der Kirche setzt. Tips sprach mit Gläubigen aus dem Bezirk, was sie sich vom neuen Papst wünschen.

Robert Francis Prevost ist seit vergangener Woche Papst Leo XIV. Er ist der 267. Pontifex der Kirchengeschichte und der erste aus den USA. Der 69-Jährige, gebürtig aus Chicago, war jahrelang Missionar in Peru.
Seine erste Ansprache als Papst war für die Braunauer Seelsorgerin Elisabeth Kronreif berührend: „Papst Leo XIV. hat mit seiner Namenswahl, seiner Botschaft des Friedens und der Liebe Gottes ein starkes Zeichen gesetzt. Seine Vision einer Kirche, die Brücken baut, den Dialog sucht und alle mit offenen Armen empfängt, gibt Hoffnung.“
Große Fußstapfen
Prevost gilt als Mann der Mitte und war enger Vertrauter seines Vorgängers, Papst Franziskus. Nun tritt er in dessen große Fußstapfen.
Franziskus war für viele ein Wegbereiter – auch für Gert Smetanig, Pfarrer der Pfarre Braunau: „Für mich stellte er einen komplett neuen Typus dar.“ Er verzichtete auf Symbole der Macht und begab sich bewusst unter die Menschen. „Er lebte im Gästehaus statt der päpstlichen Residenz, stellte sich für das Essen an. Er hat der Kirche ein menschlicheres Gesicht gegeben.“
„Franziskus hat wie kaum ein anderer Papst der Neuzeit, Kirche und Gesellschaft geprägt“, erklärt Krankenhausoberin Schwester (Sr.) Katharina Franz: „Sein Name war Programm: Wie unser Ordenspatron, der Heilige Franziskus, hat er sich den Menschen in Not und am Rand zugewendet, mit Wertschätzung den Dialog mit Menschen anderer Religion gesucht.“
Für Kronreif waren seine klaren Worte zu sozialer Gerechtigkeit, zur Bewahrung der Schöpfung und zum Umgang mit Armen und Geflüchteten wohltuend: „Er hatte den Mut, Kritisches oder Unbequemes anzusprechen – auch innerhalb der eigenen Reihen. Durch seine einfachen Worte und seinen einfachen Lebensstil war er sehr glaubwürdig und hat die Glaubwürdigkeit der Kirche gestärkt.“
Mutige Reformen gewünscht
Viele Gläubige sind sich einig: Der neue Papst sollte den Weg von Franziskus fortsetzen. Die erste Ansprache gab schon Hoffnung darauf. Gleichzeitig wünschen sich einige mutigere Schritte in zentralen Fragen der Kirche.
„In der Pfarrgemeinde sind es mehrheitlich Frauen, die mitarbeiten. Es ist höchste Zeit, dass auch Frauen zu den Weihen zugelassen werden“, sagt Smetanig. Er würde es gerne noch erleben, dass der nächste Nachfolger des neuen Papstes eine Frau wird. Auch für Kronreif ist die Zeit für echte Gleichberechtigung „überreif“. Sie glaubt allerdings nicht, dass das bald passieren wird.
Ein weiterer Wunsch: Dass Priester ihre Lebensform frei wählen können – ohne lebenslangen Verzicht auf eine Familie.
Darüber hinaus sollte nach Meinung einiger Gläubiger die Rolle der regionalen Bischöfe gestärkt werden: Sie sollten mehr Entscheidungsfreiheit für ihre Ortskirchen erhalten.
Offenheit und globale Verantwortung
Offenheit ist für viele von Bedeutung. „Der neue Papst sollte den Entwicklungen in der Gesellschaft offen begegnen, ein wachsames Gespür für die Sorgen und Nöte der Menschen haben, aber auch die richtige Balance zwischen Spiritualität und gesellschaftlichem Engagement finden“, betont Sr. Katharina.
Zugleich sollte der Papst globale Verantwortung übernehmen. „Ich wünsche mir, dass er ebenfalls so klare Worte zum Klimaschutz, zur Bewahrung der Schöpfung, zum Frieden und zur Gerechtigkeit finde wie Papst Franziskus“, sagt der Altheimer Pfarrer Franz Strasser.
Viele Menschen aus dem Bezirk wünschen sich, dass ihre Lebensrealität ernst genommen wird: „Sei es als wiederverheiratete Geschiedene, als Patchworkfamilien oder als Menschen, die sich in ihrer Sexualität lange verstecken mussten. Wir brauchen eine Kirche, die zuhört und mitgeht – nicht eine, die urteilt und ausschließt“, so Kronreif.
Die Kirche der Zukunft
Die größte Herausforderung im Bezirk ist laut Smetanig die Personalsituation. So ist er neben Kaplan Philipp Faschinger der jüngste Geistliche in der Region – obwohl er bald sein 25-jähriges Priesterjubiläum feiert. „Ich bin froh, dass wir so viele Ehrenamtliche haben. Ohne sie wäre das nicht möglich.“ Für die Zukunft brauche es neue Lösungen. „Vielleicht feiern Pfarrgemeinden künftig gemeinsam große Feste – oder es gibt nicht mehr jede Woche eine Eucharistiefeier.“
Neue Wege im Bezirk
Neue Wege werden im Bezirk beispielsweise mit den Pionierpfarren gegangen. Hierzu wurden neue Seelsorge-Teams eingesetzt, deren Mitglieder für Aufgaben wie Liturgie, Feste oder Caritas zuständig sind. Die Kirche der Zukunft könnte vor Ort wieder kleiner werden. Das sei aber auch eine Chance: „Daraus kann wieder etwas Neues entstehen.“
Dem neuen Papst möchte Smetanig mitgeben: „Dass er den Humor, sein Gottvertrauen und den Bezug zur Lebenswelt der Menschen nie verliert.“
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