25 Jahre Erinnerungsstätte St. Pantaleon: Gedenken und Mahnung
ST. PANTALEON. Vor 25 Jahren wurde in St. Pantaleon eine Erinnerungsstätte für zwei NS-Lager eröffnet – als ein Ort des Gedenkens, der Forschung und der Mahnung. Bei der Gedenkfeier am Samstag, 28. Juni, ist der ehemalige Wissenschaftsminister Rudolf Scholten, dessen Vater das Konzentrationslager Auschwitz überlebte, der Hauptredner.
Die Erinnerungsstätte geht auf die Recherchen des Autors Ludwig Laher zurück. Noch vor Erscheinen seines international erfolgreichen Romans „Herzfleischentartung“ übergab er der Gemeinde ein Dossier erschütternder historischer Dokumente. Die Reaktion erfolgte für ihn ungewöhnlich rasch: Im Juni 2000 wurde die Gedenkstätte mit Unterstützung des Landes OÖ, der Gemeinde St. Pantaleon und der Lagergemeinschaft Mauthausen eröffnet.
Seither hat der Verein „Erinnerungsstätte Lager Weyer/Innviertel“ (VELWI) mit Führungen, Veranstaltungen und Publikationen die Erinnerungsarbeit stetig weiterentwickelt – auch überregional. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Herkunftsgemeinden der Opfer und auf jenen Orten, an denen Zwangsarbeit geleistet werden musste, bevor viele Menschen aus rassistischen oder vorgeschobenen Gründen nach Weyer verschleppt und schließlich ermordet wurden.
Stolperstein verlegt
Im Jubiläumsjahr wird im September ein Stolperstein in Vorchdorf (Bezirk Gmunden) verlegt – in Erinnerung an Opfer aus dieser Gemeinde, darunter Roma und Polen, die beim Autobahnbau unter unmenschlichen Bedingungen litten. Ein aktuelles Forschungsprojekt widmet sich der weitgehend unbekannten Geschichte österreichischer Roma als Zwangsarbeiter beim Reichsautobahnbau in Oberösterreich. Einige von ihnen wurden von Vorchdorf ins Lager Weyer transferiert, bevor sie der Tod im besetzten Lodz erwartete.
Bis heute melden sich Angehörige der Opfer beim Verein – zuletzt aus Australien: Die Tochter eines 95-jährigen Linzer Sinto, dessen Familie in Weyer ermordet wurde, erhielt persönliche Dokumente ihrer Verwandten. Im Gegenzug konnte der Verein Fotos der Opfer für das Archiv übernehmen. Sie zeigen zum Beispiel zwei Kinder, die im letzten Sommer vor ihrer Festnahme auf einer Wiese bei Ach an der Salzach sitzen. Auch nach der Deportation zurückgebliebene Koffer und Spinde aus dem Lager zählen zum Archivbestand.
Gedenkfeier und Diskussion
Bei der Gedenkfeier am Samstag, 28. Juni, sprechen ab 18 Uhr bei der Erinnerungsstätte unter anderem Rudolf Scholten, Ludwig Laher und Valentin David, Bürgermeister in St. Pantaleon, über das Lager. Für eine musikalische Umrahmung sorgt der Demokratische Chor Braunau – mit Ausschnitten der Mauthausen-Kantate von Mikis Theodorakis.
Danach wird in der Aula der Mittelschule St. Pantaleon ein Blick zurück auf das Wirken des Vereins Erinnerungsstätte geworfen. Ein Thema der dortigen Diskussion mit den Rednern: Die Bedeutung regionaler Erinnerungsarbeit vor dem Hintergrund des erstarkenden Rechtsextremismus.
Exkursionen
Im Herbst wird außerdem zu zwei Exkursionen geladen. Am 21. September geht es mit einer Oldtimergarnitur, die zu Zeiten der Lager bereits verkehrte, vom Salzburger Hauptbahnhof nach St. Pantaleon. Dort gib es bei einer mehrstündigen Wanderung auch die Möglichkeit zum Gespräch. Am 28. September führt eine Exkursion zur Stolpersteinenthüllung in Vorchdorf.
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