
UTTENDORF. Die Landwirtschaft befindet sich im Wandel, das wurde beim Treffen der Landwirtschaftskammer in Uttendorf deutlich. Eines bleibt aber bestehen: Die Landwirte sind für die Versorgungssicherheit unerlässlich – besonders in Krisensituationen.
Rund 140 Landwirte folgten der Einladung der Landwirtschaftskammer, um sich bei der Diskussionsveranstaltung „Kammerführung im Dialog“ über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Agrarbereich zu informieren. Dabei nutzten sie auch die Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Meinung kundzutun.
Mehrere Entlastungspakete
Vor der Diskussionsrunde präsentierte Kammerdirektor Karl Dietachmair unter anderem Entlastungspakete, wie die befristete Mineralölsteuerrückvergütung, das Versorgungssicherungspaket oder den Stromkostenzuschuss. Für Letzteren wurden beispielsweise 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Angesichts der aktuellen multiplen Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, wolle die Landwirtschaftskammer verstärkt für Entlastung sorgen, betonte der Direktor. Schließlich wirken sich die Krisen auch deutlich auf die Landwirtschaft aus.
Zugleich seien die bäuerlichen Betriebe gerade in Krisenzeiten entscheidend für die Versorgungssicherheit. „Bäuerliche Familienbetriebe sind in diesen Zeiten besonders resistent.“ Veredelung und Wertschöpfung zahle sich außerdem weiterhin aus. „Wer kann, sollte in der Tierhaltung bleiben. Am besten fährt man, wenn man in der Produktion konstant bleibt“, rät Dietachmair.
Preissteigerungen werde man allerdings erst zeitverzögert merken. Er ermutigte die Anwesenden dazu, sich zu informieren und die Bildungs- und Beratungsangebote der Landwirtschaftskammer zu nutzen.
Agrarpolitik der Zukunft
Franz Waldenberger, der Präsident der Landwirtschaftskammer, warf einen Blick auf kommende Zeiten und zeigte die Rahmenbedingungen für eine Agrarpolitik der Zukunft auf. Diese bringe viele Herausforderungen, biete aber auch Potenziale. Angesprochen wurden Aspekte wie Sicherheit, Transparenz und Gesundheit. Themen wie Dekarbonisierung sowie Klima- und Umweltschutz werden weiter an Bedeutung gewinnen. Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien könnte auch die Land- und Forstwirtschaft vermehrt nutzen und davon profitieren – beispielsweise was Biomasse und Bioenergie, Photovoltaikanlagen oder Carbon Farming betrifft, so Waldenberger.
Kühe keine Klimakiller
Dabei nahm er sich auch Zeit für Richtigstellungen. So betonte er, dass die Kuh kein Klimakiller und die Landwirtschaft keinesfalls der Hauptverursacher des Klimawandels sei. „Nur zehn Prozent der Klimagase stammen aus der Landwirtschaft.“ Der Agrarsektor sei allerdings vom Klimawandel stark betroffen. „Deswegen haben wir als Landwirte höchstes Interesse daran, dass der Klimawandel möglichst gebremst wird.“
Kritik äußerte Waldenberger an der verpflichtenden nachträglichen Abdeckung von Güllegruben bis 2028, die in einer Verordnung zur Reduktion von Ammoniak festgelegt wurde. Die Umsetzung würde hohe Kosten verursachen und stehe in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Reduktionspotenzial.
Auch eine extensive Ausweitung von nicht bearbeiteten Grünflächen, wie sie im Green Deal der EU gefordert wird, sieht er als schwer umsetzbar an. Dadurch könnte es zu einer deutlichen Verringerung des Ertrages kommen. „Es ist wichtig, dass wir die Versorgungssicherheit nicht aufs Spiel setzen.“
Ein Ziel sei nach wie vor die Umsetzung eines verpflichtenden Herkunftskennzeichens – auch bei verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gastronomie. Dabei betonte er auch: „Bauern sind die authentischen Botschafter für Lebensmittel. Wir müssen daher immer wieder aufzeigen, was wir als Landwirte leisten.“
Angeregte Diskussion
Nach den Vorträgen meldeten sich viele Landwirte zu Wort. Einige Beiträge kamen zur Ammoniakreduzierung und der Pflicht der Güllegrubenabdeckung, die stark in Kritik geriet. Kritisiert wurden generell die vielen Auflagen, die Einkommenssituation der Bauern, Bodenspekulationen und auch das Verbot von Kälberboxen.
Außerdem wurden Themen wie der Tiergesundheitsdienst, die schwierige Umsetzung von Rückführungsflächen und die lange Wartezeit auf Photovoltaikanlagen angesprochen. Ein Wunsch vieler Anwesender war eine bessere Planungssicherheit – vor allem für die junge Generation der Landwirte.