
BEZIRK BRAUNAU. 37 Gemeinden des Bezirks Braunau planen als Teil der Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) Oberinnviertel und Mattigtal bis Ende des Jahres regionale Klimaschutzprojekte für die nächsten zwei Jahre.
Keine Abhängigkeit mehr von teuren Erdölimporten, stattdessen saubere Energiegewinnung aus, Sonne, Wind und Co. – das ist das Ziel der Klima- und Energie-Modellregionen. Sie sollen Vorbilder für andere Regionen werden und zu 100 Prozent den Ausstieg aus fossiler Energie schaffen.
Zwei neue Modellregionen
Seit Beginn des Jahres gibt es im Bezirk die beiden KEM-Regionen Klimazukunft Oberinnviertel und Mattigtal. Diese bestehen aus den Gemeinden der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal.
Schon seit 2014 hatte LEADER die Gründung der Modellregion im Blick. 2020 wurden dann konkrete Schritte für die Bewerbung gesetzt, wie Florian Reitsammer, der Geschäftsführer von LEADER Oberinnviertel-Mattigtal, erklärt.
Die LEADER-Region wurde flächendeckend auch eine KEM-Region, die von einem Verein betreut wird. Diese umfasst das Gebiet zwischen Mining, Lengau und St. Radegund. Da KEM-Regionen auf eine Größe von 60.000 Einwohner beschränkt sind, wurde das Gebiet aufgeteilt.
Zwei KEM-Manager
Die Modellregionen profitieren nun von dem KEM-Netzwerk in Österreich und können Schulungen und Förderungen nutzen. Außerdem werden sie von zwei KEM-Managern unterstützt. Die aus Tarsdorf stammende und in Hochburg-Ach lebende Biologin Angelika Wimmer ist für die Region Oberinnviertel, der Salzburger Fabian Caesar Wenger ist für das Mattigtal zuständig. Die beiden planen in Absprache mit den Gemeinden die nächsten Klimaschutzprojekte.
2021 wurden dazu schon Workshops mit Gemeindevertretern und Experten durchgeführt, in denen gemeinsam zehn Maßnahmen erarbeitet wurden, die in der dreijährigen KEM-Periode umgesetzt werden sollen. Die Region konnte selbst entscheiden, welche Maßnahmen für sie am geeignetsten sind, um die Energie- und Mobilitätswende voranzutreiben. Jetzt werden die Projekte weiter ausgearbeitet.
Bewusstseinsbildung und Biodiversität
In der Region Oberinnviertel soll unter anderem die regionale Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie gefördert, die Mobilität im ländlichen Raum neu überdacht und die regionale Lebensmittelversorgung gesichert werden. So werden Projekte zu den Themen Carsharing oder Lebensmittel-Automaten besprochen. Außerdem soll die biologische Vielfalt der Ökosysteme, die in der Region durch die Moore, Feuchtgebiete und Wälder gegeben ist, erhalten und gefördert werden.
Ein Schritt dazu ist auch die Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung. Hier will Wimmer vor allem bei Kindern und Jugendlichen ansetzen und schon in der Schule mehr Bewusstsein für den Umweltschutz schaffen. Bei ihren ersten Besuchen in den Gemeinden erhielt die KEM-Managerin durchwegs positive Rückmeldungen zu den geplanten Maßnahmen.
Mobilität und Energiegemeinschaften
In der Region Mattigtal sind ebenfalls Maßnahmen zum Klimaschutz geplant. Während sich die Region Oberinnviertel mehr den Themenfeldern Biodiversität und Bewusstseinsbildung im schulischen Bereich widmet, beschäftigt sich die Region Mattigtal stärker mit dem Thema Mobilität. So befassen sich die Maßnahmen beispielsweise mit Elektromobilität, dem Mikro-ÖV-Angebot und dem Radfahren. Auch die Energieproduktion und Speicherung, Energiegemeinschaften, Sanierungen sowie Heizungs- und Kühlsysteme sind ein Thema. Gemeindeübergreifend gibt es ein großes Interesse an der Ausstattung gemeindeeigener Gebäude mit Photovoltaikanlagen und der Gründung von Energiegemeinschaften.
St. Pantaleon und Mining wollen beispielsweise mehr Photovoltaikanlagen errichten und Energiegemeinschaften bilden. Ein Plan dazu wird in Mining aktuell mit einer neuen Raumordnung strukturiert erarbeitet.
„Wir allein können das Klima nicht retten, aber alle können einen Beitrag dazu leisten“, betont Ferdinand Tiefning, Obmann von LEADER und Klimazukunft Oberinnviertel-Mattigtal. Er sieht vor allem in der Wasserkraft und im Biomassebereich viel Potential für die Energiewende. Ein großes Thema ist ihm zufolge auch die Biodiversität.
Umsetzung ab 2024
2023 befinden sich die Gemeinden noch in der Konzeptionsphase, in der die Daten erhoben werden. 2024 und 2025 sollen die ausgearbeiteten Projekte umgesetzt werden. Das Budget besteht zu 25 Prozent aus den Abgaben der Gemeinden von 70 Cent pro Einwohner und zu 75 Prozent aus Förderungen.