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Straßennamen in Braunau: Forderung, „braune Flecken zu entfernen“

Sabrina Antlinger, 20.02.2025 12:30

BRAUNAU. 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus (NS) gibt es in der Geburtsstadt von Hitler noch immer „braune Flecken“. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und das Oberösterreichische Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus (Antifa-Netzwerk) fordern die Entfernung dieser negativen Erinnerungen.

Vier Straßennamen wurden in Braunau wissenschaftlich untersucht. (Foto: Tips)
Vier Straßennamen wurden in Braunau wissenschaftlich untersucht. (Foto: Tips)

Wie Tips berichtete, hat die Stadt Braunau eine wissenschaftliche Prüfung von vier Straßennamen beziehungsweise deren Namensgebern im Hinblick auf ihre Rolle in der NS-Zeit sowie auch auf eine mögliche illegale NS-Betätigung vor dem „Anschluss“ Österreichs in Auftrag gegeben: Josef Reiter-Straße, Franz Resl-Straße, Dr. Wilhelm Scheuba-Gasse sowie Dr. Kriechbaum-Stiege. „Wir begrüßen, dass die Stadt Braunau die besagten Lebensläufe wissenschaftlich untersuchen hat lassen“, sagt MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. „Der Bericht des Historikers Florian Schwanninger ist von hoher Qualität und bekräftigt unsere Forderung, die ‚braunen Flecken‘ endlich zu entfernen.“

Umbenennung gefordert

„In einem Schreiben haben wir an Bürgermeister Johannes Waidbacher appelliert, rasch die Ehrenbürgerschaft Reiters aufzuheben sowie die beiden Straßen und die Stiege auf NS-Opfer oder Persönlichkeiten aus dem Widerstand umzubenennen“, ergänzt Robert Eiter, Sprecher des Antifa-Netzwerks. Auch das Team von Memory Gaps meldete sich zur Debatte zu Wort: „Wir von Memory Gaps schlagen bereits seit Jahren vor, statt Josef Reiter einem weiblichen NS-Opfer die kommunale Ehre einer Straßenbenennung zukommen zu lassen.“

Ergebnis der Untersuchung

Das Ergebnis des Berichts zeigte, dass drei der vier untersuchten Straßennamen in Kategorie 1 einzuordnen sind: Bei den Namensgebern Josef Reiter, Franz Resl und Eduard Kriechbaum besteht erheblicher Diskussionsbedarf: aktives Handeln und starke Propagierung menschenfeindlicher Ideologien, Ablehnung der Demokratie und Befürwortung eines autoritären Systems, Ausübung höherer Funktionen im NS-Regime (auch auf dem Gebiet der Propaganda), Beteiligung an Verbrechen. Wilhelm Scheuba ist der Kategorie 2 zuzuordnen: zumindest zeitweises Vertreten menschenfeindlicher Ideologien, Mitgliedschaft und Funktion in Parteien und Organisationen, die dieses Gedankengut vertreten.

„Aus der Braunauer Stadtpolitik hören wir, dass die Chancen für eine sinnvolle Lösung gut stehen“, ist Mernyi optimistisch. Der wissenschaftliche Bericht diene nun als Grundlage für die Diskussion über mögliche Maßnahmen und wurde den zuständigen Gremien zur Beratung übergeben. Die Forschungsergebnisse sind auf der Gemeindehomepage öffentlich einsehbar.


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